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Km 3254 - Km 3329_Paleokastrista - Igoumenitsa


Währenddem Cynthia die Infusion langsam in den Arm tröpfelt, scheppert nebenan der Kardiograph und durch die Gänge des Krankenhauses hören wir lautes Geschrei...

Aber zuerst einmal von Vorne.

Wir verbringen einen weiteren Tag in Paleokastrista. Cynthia fühlt sich viel besser und so beschliessen wir, am nächsten Morgen wie geplant zu starten. Gemeinsam mit der Sonne starten wir in den Tag. Cynthia fühlt sich etwas schlapp. Aber für die Fahrt heute sollte es gut gehen. Denkste. Schon nach vier Kilometern ist die Energie raus. Cynthia ist übel und sie fühlt sich schwach. Bei nächster Gelegenheit wollen wir in ein Hotel einchecken. Während den nächsten Kilometern lässt sich kein Hotel blicken und so fahren wir einmal quer über die Insel, in der Hoffnung, an der Bucht von Kanoni einen Schlafplatz zu finden. Unterwegs gönnen wir uns einen Tee und Cynthia übergibt sich ab und an. Bei der Bucht angekommen, fühlt sich Cynthia schon richtig gut und wir essen in einem Restaurant ein kleines Frühstück. Steigt doch während dem Frühstück tatsächlich einer aus dem Meer und setzt sich pitschnass wie er ist neben uns ins Restaurant. Sachen gibts...

Cynthia ist wieder fit uns so gibt es für uns beide keinen Grund, um weiter nach einem Hotel zu suchen. Wir nehmen uns vor, so lange zu fahren, wie es geht.So tingeln wir langsam und gemütlich der Ostküste entlang in Richtung Süden der Insel Korfu. Bei Mesogi verlassen wir die Küste und fahren in das Inselinnere nach Linia. Auf der anderen Inselseite soll es traumhafte Strände haben. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. So gehen wir auf die Suche nach dem Strand in Agios Georgios. Es ist ziemlich ernüchternd.

Bis jetzt haben wir fünfzig Kilometer hinter uns gebracht und so gönnen wir uns eine kleine Pause am Strassenrand. Wir beobachten schneeweisse Touristen. Also nicht schneeweiss wegen fehlender Sonne, sondern aufgrund einer ganzen Tube Sonnencreme im Gesicht. Eine junge Frau kommt mit dem Fahrrad angefahren und ruft uns zu "hey, you have to tell me, where you come from, and where you wanna go". Also auf der Insel meint sie. Sie hat sich heute nämlich ein Fahrrad gemietet und weiss nun nicht so recht was sie damit anfangen soll. Wir geben ihr ein paar Tipps und zum Dank schenkt sie uns eine Salatgurke, die sie aus ihrem Rucksack gezückt hat. Vielen Dank.

Um wieder in das Inselinnere nach Argyrades zu gelangen geht es steil bergauf. Das Dorf ist so verwinkelt, dass nur schmale Autos zugelassen sind. Cynthia ist fit und von der Übelkeit der letzten Tage ist kaum was geblieben. So geniessen wir die weitere Fahrt in der Mitte der Insel uns steuern langsam Lefkimmi an, wo unsere Fähre ans Festland ablegen wird. Der Fährhafen von Lefkimmi ist ein einsamer Ort. Hier ist nichts los. Aber gar nichts. Es hat zwar eine Bar, aber die ist geschlossen. Die Wartezeit auf die Fähre überbrücken wir mit Essen und Geniessen.

Ebenfalls auf die Fähre wollen Marlies und Felix aus dem Engadin. Ein freundliches Päärchen auf dem Nachhauseweg. Wir unterhalten uns mit ihnen während der ganzen Fährfart und freuen uns über die angenehme Abwechslung. Auf dem Schiff wird Cynthia wieder übel. Auch nicht besser wird es, als wir unsere Fahrräder direkt neben dem geöffneten und erschreckend überfüllten Hühnertransporter losketten müssen. Die wenigen Kilometer um die Bucht von Igoumenitsa zum Campingplatz zu erreichen sind für Cynthia eine Tortour. Mit Cracker und Bouillon im Magen geht Cynthia früh zu Bett. Der Campingplatz ist wunderwunderschön, direkt am Sandstrand gelegen.

Den nächsten Tag starten wir gemächlich. Sonne, Strand und Sand. Nach dem Mittagessen im Campingeigenen Restaurant, dreht es Cynthia wieder den Magen. Wir beobachten die Sache eine Weile. Die Krämpfe werden im stärker. Mike fährt mit dem Velo in die Stadt um in einer Apotheke ein Magenmedikament zu besorgen. Gar nicht so einfach, es gibt fast ein dutzend Apotheken, die sind aber alle geschlossen. An jeder hängt eine Art Plan auf griechisch. Ein paar freundliche Männer schicken ihn dann zu der Apotheke, die geöffnet ist. Die Apotheken haben alle zu, weil sie im Streik sind und immer nur eine hat für jeweils eine Stunde auf. Das steht eben auf dem Plan. Eben. Auf griechisch. Als Mike zurück kommt, sitzt Cynthia mitgenommen auf dem Stuhl und starrt ins Leere. Sie ist nach mittlerweile vier Tagen richtig erschöpft, die Hitze und die Appetitlosigkeit haben sie geschwächt.Mike ist nicht wohl bei dem Anblick und so besort er sich an der Reception die Adresse von einem Arzt. Da die Praxis und der Spital einige Kilometer entfernt sind, bieten sie uns an zu fahren. Der Herr, welcher heute Mittag unser Essen zubereitet hat, drängt sich uns als Chaffeur auf. Es scheint, er fühle sich schuldig, dass sich Cynthia übergeben muss.Der erste Halt ist eine Praxis in Igoumenitsa, die kannst du allerdings rauchen. Erstens sieht sie so aus wie ein verlassenes Sanatorium in einem Horrorfilm, so mit herrenlosen, rostigen Rollstühlen. Eingeschlagenem Fenster, halboffenen Kartonkisten die überall herumstehen und in dem Raum in dem wir waren, standen diverse Gasflaschen an eine Wand gereiht wie in einem Lagerraum. Die Ärztinnen waren forsch und sprachen nur griechisch auf Cynthia ein. Die einzige die englisch sprach war so jung, dass sie anscheinend nichts zu melden hatte. Das einzige was die Ärztinnen machten, war, mit aller Gewalt gegen Cynthias Bauch zu trommeln und immer wieder zu fragen, ob sie schwanger sei. Als ob es bei einer Frau keinen anderen Grund für Magenschmerzen gäbe. Und sowieso. Das Baby wäre ja schön arm dran bei diesem gedrücke und geboxe der Ärztninnen. Die Übung brachte irgendwie nichts. Das erkannte auch unser Fahrer und er bot uns an, zum Spital in Filiates zu fahren. Dass wir ein Taxi nehmen, kam für ihn nicht in Frage. So heizen wir die paar Kilometer nach Filiates. Diesem Ort hätten wir im Leben kein Krankenhaus gegeben. Filates liegt etwas in der Pampa und auf einem Hügel. Nur ein kleines Schild "Hospital 10km" hatte darauf hingewiesen.

Cynthia wird gleich in einen Raum gebracht, vorbei an anderen die schon da waren. Anders als in der Schweiz, wird ihr sofort der Zugang für eine Infusion gelegt und ein A5 Fresszettel wird zum Krankenblatt. Ohne auch nur etwas gefragt zu werden wird Cynthia an Armen und Beinen mit einem klitschnassen Wattebausch abgewischt und die Saugnäpfe des Kardeographen werden an ihr angebracht. Nachdem die erste Infusion leer ist, wird direkt ein zweiter Beutel mit einem Aufbaupräparat angehängt. Trotz der Aufregung fühlt sich Cynthia immer wohler und döst langsam inmitten des Geschreis ein.Mike geht derweil raus, zu viele Leute die durcheinander Reden machen es wohl nicht besser. Auf der Suche nach einer Toilette läuft er durch das Krankenhaus. So beim genaueren hinschauen ist das Ding noch viel gruseliger. Abseits von diesem benutzten Trakt ist es gespenstisch leer. Wahrscheinlich sind die gerade am Umbauen, aber das ist eine Vermutung, denn wo gebaut wird ist normalerweise abgesperrt. Vorbei an offenen Behandlungszimmern, in denen die Ausstattung mit einer weissen Schicht überzogen ist, findet Mike den ehemaligen, verlassenen Empfang und eine Toilette ohne Licht und ohne Türen. Gewohnt, sich in einem Krankenhaus die Hände zu desinfizieren, findet er hier nicht einmal Seife. Zurück bei Cynthia, sitzt er nun da und schaut ihr zwei Stunden beim schlafen zu.Cynthia wird mit Rollstuhl abgeholt zum Röntgen, wir fahren in eine Kelleretage die bereits neu ist und doch fehlt auch hier die Seife. Cynthia wird durchleuchtet und anschliessend kriegen wir drei Bilder ihres Inneren. Im Zimmer wo sie vorher lag, liegt jetzt eine ältere Frau und Cynthia wird genau vor sie hingerollt. Fünfzehn Minuten später kommt der junge Arzt zurück und gibt uns Entwarnung. Es sei nur eine Magendarmentzündung. Von ihm kriegen wir ein Rezept für Coca Cola und leichtes Essen, wie Toast. Sollte es in zwei Tagen nicht besser sein, sollen wir nochmals kommen. Es erscheint ein weiter Arzt der Mike fragt ob er Deutsch spricht. Da wir bejaen, erklärt er uns alles nocheinmal und sagt uns dann, wir könnten gehen. Wir fragen ihn wie es denn nun mit der Bezalung läuft, immerhin eine Blut-, eine Urinprobe, zwei Infusionen und drei Röntgenbilder, sagt er nur, das sei schon in Ordnung. Wir glauben das nicht recht und fragen in nochmals, vieleicht scherzt er ja, da sagt er tatsächlich: Geht nur, die Oben arbeiten eh nur bis Mittags. Es sei also eh keiner da, der das überprüfen oder abrechnen könnte.Wir können es nicht glauben und weisen nochmals auf die Kreditkarte hin, doch der Arzt meint es ernst und sagt dann noch: Die EU bezahlt das dann schon.?.

Wir verlängern unseren Aufenthalt in Igoumenitsa und nach fünf erholsamen Tagen, geht es Cynthia nun wieder prächtig. Da es ihr wieder so gut geht, gehen wir jetzt bei unserem Fahrer einen Burger essen.Fein wars.

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