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Km ۸۲۱۸ - Km ۸۳۰۳_Qom - Kaschan


Schon das Frühstück fängt heute mit einer Aufregung an. Das Hotel ist randvoll mit Frauen. Eine Tagung oder so was muss das sein. Iranforum für die Frau vielleicht. Als erstes führt unser Weg zum Lift. Wir hören lautes Frauengekicher. Das Gekicher dringt aus dem Liftschacht und kommt immer näher. Es fährt an uns vorbei. Wieder kommt es näher. Diesmal von oben herab. Das Gekicher wird laut und die Lifttüren öffnen sich. Sechs kichernde, in schwarze Schleier verhüllte Mädels schauen aus der Lift Tür. Schnell werden einige Knöpfe gedrückt und der kichernde Haufen fährt wieder weg. So geht das eine viertel Stunde lang. Mit uns warten weitere Frauen auf den Lift. Die Treppe können wir nicht nehmen. Irgendwann spricht eine ältere Dame ein Machtwort. Die jungen Frauen müssen den Lift verlassen, die Pédaleurs dürfen einsteigen. Beim Frühstück ein ähnliches Spektakel. Über einhundert Frauen sitzen hier bereits an den Tischen. Nun sind es einhundertundeins plus Mike. Wir werden beobachtet und angelächelt. Irgendwie werden wir das Gefühl nicht los, dass man wohl die Butter und den Honig hier nicht so auf das Chlöpfifoliebrot streicht, wie wir das gerade machen. Egal. Wir fallen ja eh schon auf.

Nach dem feinen Zmorgen sind wir startklar für den Tag. Wir verlassen Qom. Auch hier sind am Strassenrand - wie in allen iranischen Städten - unzählige Fotos von gefallenen Soldaten zu sehen. Jede Stadt präsentiert jeweils die eigenen Opfer. Anders eben.

Wir fahren vorbei am Palast und einer wunderschönen Mosche. Qom ist so eine Art Vatikan der Moslems und daher eben auch sehr traditionell. Wir vermeiden es, viele Fotos zu machen. Aber der Anblick der Mosche ist schon sehr beeindruckend. Da hier auch die besten Muezzins des Landes ausgebildet werden, kommen wir in den Genuss eines sehr schönen Azan. Der Weg führt uns vorbei an vielen Ziegeleien. Hier wird der Lehm geformt, gestapelt und getrocknet zum Verkauf präsentiert.

Wir sind in der Wüste. Es ist trocken und heiss. Vor und hinter uns liegen innert kurzer Zeit nur noch Sand, Geröll und wenige stachelige Pflanzen. Zu unserer rechten türmen sich hohe, spitzige Berge auf und zur linken ist alles flach. Endloses Nichts über hunderte von Kilometern. Kurz nach dem Mittag entdecken wir eine kleine Brücke, welche kühlen Schatten spendet. Wir setzen uns darunter und beschliessen, gleich den ganzen Tag hier zu bleiben und auch hier zu übernachten. Dass es anfängt zu winden, und einzelne Wolken am Himmel erscheinen, beunruhigt uns wenig. Ist doch auch schön, wenn es mal regnet, und wir sind ja unter einer Brücke... Der Wind wird immer stärker und es pfeift und chutet uns um die Ohren. Ein Sandsturm zieht auf. Mit einem Mal fliegen unsere Habseligkeiten in hohem Bogen umher. Mike springt den Sachen hinterher, während Cynthia vergeblich versucht, einiges an Ort und Stelle zu behalten. Wir müssen den Verlust eines megabequemen Sitzmättelis verbuchen.

Der Himmel ist verhangen von schwarzen Wolken. Regen wird aufziehen. Die kleine Brücke führt über ein Wadi und so beschliessen wir, unser Zelt doch nicht hier zu platzieren. Ganz so doof sind wir ja auch nicht. Einige Meter neben uns, befinden sich alte Ruinen. Wir schaffen es noch vor dem Unwetter das Zelt aufzustellen. Es Donnert, es Blitzt und es regnet wie aus Eimern. Und das in der Wüste. Ein Grübchen muss her. Mike buddelt fleissig mit dem Schäufelchen, während Cynthia mit einer leeren Alu Dose die freigesetzte Erde wegschafft. Aus dem gemütlichen freien Nachmittag wurde so im Nu eine ziemlich abenteuerliche Aufregung. Nach dem Eindunkeln lässt der Regen nach. Wir verbringen eine soweit gute Nacht. Bis auf den kleinen zweiten Megawindsturm der uns mitten in der Nacht einholt. Doch unser Zelt trotzt dem Wetter entgegen. Bleib tapfer liebes Zuhause.

Es geht früh los. Wir folgen der Strasse 71 nach Kaschan. Noch immer sind wir mitten in der Wüste. Nichts ist weit und breit. Ausser halt die Autobahn, die direkt neben unserer Strasse verläuft. Aber man kann ja nicht alles haben. Ab und zu passieren wir Lehmruinen und einzelne kleine Dörfchen. Gegen Mittag erreichen wir Kaschan. Bei der Stadteinfahrt mit ihren traditionellen Lehmbauten werden wir von den vielen Autofahrern herzlich begrüsst. Ein Lastwagen hält an, uns werden neun Granatäpfel gebracht. Nach einem grossen Einkauf - wir brauchen Wasser und Essen für ein paar Tage - gönnen wir uns einen Kebab in der Stadt. Das Chlöpfifoliebrot ist frisch gebacken und das Fleisch schmeckt wunderbar. Während dem Essen merken wir, dass wir auch noch unser Allzwecktuch verloren haben. Oh nein. Das macht uns traurig. Geliebtes kleines Packtowl. Wie oft hast du uns als Kühlschrank gedient, unser Zelt gereinigt, den Schweiss von unserer Stirn genommen oder die dreckigen Pfannen ausgewischt. Wir werden dich wirklich sehr vermissen. Einmal den Schletzgummi nicht ganz angezogen und schwupp, schon fliegt ein Tüchlein durch die Wüste. Tja. So kann’s halt gehen.

Kaschan ist bekannt für sein heisses Klima. Und das spüren wir. Es ist heiss, trocken und anstrengend. Aber eben auch wunderschön. Wenige Kilometer nach Kaschan entdecken wir wieder eine Brücke. Nach einer kurzen Besichtigungstour beschliessen wir, hier zu bleiben. Die wenigen Stunden vor Sonnenuntergang verbringen wir mit Kochen, Essen, Reparieren und Zelt aufstellen. Richtig schön gemütlich. In der Nacht fotografiert Mike noch den Sternenhimmel und wir freuen uns, dass wir das erste Mal eine Nacht mit kaum Streulicht in der Ferne verbringen. Traumhaft.

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