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Km 10682 - Km 10915_Sur - Muscat


Wir lassen die Tage in Sur ruhig angehen. Die meiste Zeit verbringen wir im Hotel. Ab und zu gehen wir was essen und einmal spazieren wir zum Burgturm und bewundern die schöne Aussicht auf das Städtchen. Der Ort gefällt uns irgendwie. Er hat seinen Charme. Etwas schade ist der viele Schmutz am Strand. PET-Flasche hier, Dose dort, Plastiksäcke überall. Etwas erschreckend ist auch, dass die Kadaver am Strand nicht weggebracht werden. Die Hunde hat es wohl angespült und sie blähen sich in aller Ruhe auf. Aber ansonsten gefällt es uns hier.

Nach drei Nächten lacht uns der Wind endlich von der richtigen Seite an und wir beschliessen, unsere Fahrt fortzusetzen. Juhuii Rööggewend. Zuerst fahren wir durch militärisch abgesperrtes Industriegebiet. Aber dies scheint für niemanden ein Problem zu sein. Anschliessend kommen wir auf der Küstenstrasse gut voran und wieder einmal erschrecken sich die Esel am Strassenrand und springen gschwind, gschwind von uns weg.

Nach einigen Kilometern erreichen wir Tiwi. Hier wollen wir zu Mittag essen. Der Ortskern und somit das Restaurant ist schnell gefunden. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite hat es noch ein Imbiss. Hier sitzen einige Touristen, die uns unentwegt anstarren. Auch die Dorfbewohner können die Blicke nicht von uns wenden. Und so verbringen wir wieder einmal ein Essen in vollster Aufmerksamkeit. Irgendwann kommt eine Karawane 4x4 gefahren. Touristen. Sie winken uns zu und halten die Daumen in die Höhe. Schräg. Wir sind ja gar nicht am fahren – wir essen ja nur zu Mittag. Einer der Touristen springt aus dem Wagen, eilt auf uns zu und ruft: „oh, les suisse allemande…“ hä? Woher kennt der uns? Während dem kurzen Plausch mit den Romands kommt heraus, dass sie Lawrence begegnet sind, welcher kräftig für uns die Werbetrommel zu rühren scheint. Lustig. Uns freut es. Nun sind wir fast schon so was wie berühmt… hihi.

Nach dem Essen fahren wir an einem der schönsten Wadis des Landes vorbei. Wir halten kurz an und machen unsere Fotos. Es hat ziemlich viele Touristen – wir ziehen weiter.

Ein Hügel lacht uns an. Wir schieben die paar Höhenmeter hoch und entdecken at the top einen Feldweg. Am Ende des Weges lacht uns ein schöner Schlafplatz an. Nach 90 Kilometern stellen wir also unser Zelt auf – gerade pünktlich zum Regenschauer.

Wir schlafen sehr gut und sind am Morgen schon früh aus den Federn. Irgendwie sind wir aber nicht so im Strumpf. Wir brauchen eine Pause. Hä? Was? Eine Pause? Aber die machen doch andauernd Pause – mögen sich nun einige Leser denken. Ja, stimmt schon. Aber wir brauchen eine richtige Pause. Irgendwie zur Ruhe kommen. Erholung.

Wir beschliessen, uns heute etwas treiben zu lassen und einfach so weit zu fahren wie es geht. Muskat muss ja nicht heute erreicht werden. Hahaha. Denkste. Kommt natürlich wieder ganz anders als gedacht. Wir fahren also los und machen in Quryat unseren letzten Einkauf. Wir beschliessen, anstelle des Highway, die alte Strasse zu nehmen. Diese ist kaum befahren, da die Serpentinen ziemlich steil sind. Wir schieben einige Kilometer in die Höhe und zerfliessen beinahe wegen der erhöhten Luftfeuchtigkeit. Oben angekommen lacht uns dafür eine tolle Abfahrt an. In Makhadah gibt es an einer Tankstelle Mittagessen. Burger. Ist nicht so fein. Egal.

Die Fahrt heute verläuft wider Erwarten viel, viel besser als gedacht. Daher beschliessen wir gegen dreizehn Uhr, dass wir es heute doch noch bis Muskat schaffen wollen. Es sieht gut aus. Wir sind bereits um fünfzehn Uhr in Al Amerat und von hier aus ist es ja nur noch ein Katzensprung. Für eine grosse Katze. Für eine grosse Katze mit langen Beinen. Für eine grosse Katze mit langen Beinen, die eigentlich nur aus kräftigen Oberschenkeln besteht, weil es ja noch über einen riesigen Hügel geht. Und noch einen. Und noch einen.

Ihr merkt, die letzte Etappe nach Muskat war gar nicht so einfach. Diese Stadt liegt hinter und zwischen Bergen. Zum Sonnenuntergang erreichen wir den Stadtrand. Wir besuchen sofort eine amerikanische Fastfoodkette und nutzen den Internetzugang. Das günstigste Hotel ist schnell gefunden und drei Nächte gebucht.

Um von hier aus zum Hotel zu gelangen müssen wir noch einige Auf- und Abstiege bewältigen. An einem besonders knorzigen Hügel werden wir von einem Auto ausgebremst. Eine Dame und ein Herr sprechen uns an und wollen mehr über uns wissen. Sie sind Journalisten des Muscat Daily Newspaper und wir tauschen die Nummern. Wir verabreden uns für ein Interview. Will see, was sich daraus ergibt.

Einige Kilometer später erreichen wir unser Hotel, welches im Bezirk Ruwi liegt. Oh mann oh mann. Zuerst hatten wir einen relativ guten Eindruck. Zwar geht das Internet natürlich wieder nicht, das Lavabo ist nicht am Abfluss angeschlossen – die weggegossene Cola überschwemmt den ganzen Badezimmerboden, und die Dusche hat keinen Wasserdruck. Aber die Mitarbeiter sind hilfsbereit und freundlich.

Das Frühstück bekommen wir – wie uns bereits gestern Abend aufgedrängt – pünktlich auf unser Zimmer geliefert. Den Hotelmanager können wir bei seinem anschliessenden Kontrollanruf auch beruhigen. Ja, das Frühstück ist da.

Heute stehen grosse Pläne an. Wir wollen die Indienvisa beantragen, ein Schiff organisieren und einen Fahrradladen aufsuchen. Das alles sollte wenn möglich heute klappen, denn hier im Oman sind ab morgen Feiertage und dann läuft während fünf Tagen gar nichts.

So schnappen wir uns früh morgens unsere leeren Räder und kurven in Richtung Indian Embassy. Zuerst aber geht’s zum Fotoshooting. Indien will eine bestimmte Passfotogrösse und die Fotos dafür lassen wir direkt hier in einem Photoshop schiessen. Der Fotograf ist Inder und man kommt halt so ins Gespräch. Zum Glück. Denn der Herr erklärt uns, dass wir nicht zur Embassy sondern zu einem anderen Büro fahren sollen. Irgendwie wussten wir das bereits, haben es aber in den letzten Wochen vergessen. Wir sind froh um die Erinnerung, denn so sparen wir uns nun einen Umweg von über fünfzehn Kilometern. Aufgrund der Wegbeschreibung finden wir das BLS Office sehr schnell.

Zuerst melden wir uns am Schalter und geben das ausgedruckte Antragsformular, welches wir im Vorfeld via Internet ausgefüllt haben, ab. Da wir keine Omaner sind, aber vom Oman her nach Indien reisen wollen, müssen wir noch ein Motivationsschreiben verfassen. Wir kriegen dafür ein weisses, leeres Blatt und einen Kugelschreiber in die Hand gedrückt. Wir schreiben einige uns gut dünkende Zeilen und watscheln mit dem Brief und einer Passkopie zurück zum Schalter. Wir bekommen eine Nummer. Nach einer kurzen Wartezeit dürfen wir uns bei Schalter 6 melden. Die Dame prüft unsere Unterlagen und gibt uns irgendein Formular. Dieses müssen wir ausfüllen, dann wird es in die Schweiz gefaxt, abgestempelt und zurück geschickt. Richtig gstabig eben.

Zehn Arbeitstage soll das Bearbeiten unseres Antrages mindestens dauern. Oh no. Gemäss den Angaben im Internet beträgt die maximale Wartezeit drei Arbeitstage. So ein Käse. Wir versuchen noch etwas zu beschleunigen, haben aber keine Chance.

Zu allem Überfluss ist es nicht möglich ein Visa für sechs Monate zu erhalten. Wir müssen uns mit dreien zufrieden geben. Naja. Da kann man wohl nichts machen. Wir bezahlen also die Visa und verlassen das Office mit hängenden Schultern. Irgendwie gehen nun unsere Pläne nicht mehr auf. Aber hey – immerhin haben wir nun genügend Zeit um neu zu planen.

Wegen der langen Aufenthaltszeit muss eine neue Unterkunft her. Als nächsten steuern wir ein Hostel an, welches wir im Internet gesehen haben. Siebenundzwanzig Kilometer legen wir bis da zurück. Das Hostel ist ausgebucht. Aber die Dame ist mega herzig und bemüht sich stark, für uns eine Unterkunft zu finden. Sie klappert telefonisch ein paar Freunde ab und wir haben riesiges Glück. Denn Ali vermietet ein Zimmer in seinem Haus. Da wir für zwei Wochen reservieren, bekommen wir auch noch einen super Preis. In dem Haus wohnen sein Bruder Jaro und dessen Freundin Mareike. Ali und Jaro sind Omaner, Mareike kommt aus den Niederlanden.

Nach ein paar Stunden beratschlagen und warten holt uns Jaro am vereinbarten Treffpunkt ab und fährt mit uns im Schlepptau zur Wohnung. Begrüsst, beschnuppert und abgeleckt werden wir vom Hundebaby Morgan. Jaro ist super herzlich. Er zeigt uns das Zimmer, die Küche, die Terrasse und alles was man so als Übergangs WG-Bewohner wissen muss. Dann kommt Ali vorbei, um uns kennen zu lernen. Auch er ist mega herzlich und kommt gerade von einer Geschäftsreise aus der Schweiz zurück. Er ist da öfters und kennt sich insbesondere in Zürich super aus. Das Eis ist nun definitiv gebrochen. Mareike und Ali geben sich die Türklinke in die Hand und so haben wir auch noch Gelegenheit die Holländerin kennen zu lernen. Wir fühlen uns sehr wohl. Bereits heute bekommen wir die Wohnungsschlüssel und einziehen werden wir Übermorgen.

Eigentlich wollten wir ja in zehn Tagen in einem Bungalow in Goa liegen. Aber so eine Wohnung mit Kühlschrank, Waschmaschine, Backofen und Fernseher ist auch ziemlich cool. Wir freuen uns nun doch, dass wir länger als erwartet in der Hauptstadt bleiben werden.

Knappe fünfzig Kilometer hoch und runter hat uns die Fahrt heute geführt. Bei Sonnenuntergang sind wir wieder zurück im Hotel. Das Internet geht noch immer nicht. An und für sich ja nicht so schlimm – aber das Hotel macht Werbung damit, dass das Internet verfügbar ist, und die Mitarbeiter versprechen die ganze Zeit, dass es in wenigen Stunden funktionieren soll. Das nervt.

In unser Zimmer dürfen wir nicht alleine. Der Chef de Reception begleitet uns. Er ist bewaffnet. Mit einem Raumspray. In 007-Manier öffnet er die Zimmertür, schottet uns den Weg ab und sprayt die halbe Dose Ekelbilligblumenparfüm in die aber auch allerletzte Ecke des Zimmers. Auch das „thank you.“, „it’s ok now“ oder „STOP“ halten ihn nicht davon ab, den letzten Rest der Dose in die Klimaanlage zu sprühen. Anschliessend lächelt er uns stolz und zufrieden an. Dass wir den Kofferträgern von gestern ein Trinkgeld gegeben haben, hat sich wohl rumgesprochen. Heute gibt’s nichts. Nach heftigem lüften, fächern und Ventilator-auf-Maximalleistung-bringen können wir wieder flach atmen.

Auch der Manager kommt nochmal vorbei um sicher zu gehen, dass wir uns wohl fühlen. Sowieso gerät jedes Mal das ganze Personal in Aufruhr, sobald wir das Zimmer verlassen. What the heck. Richtig, richtig unangenehm. Über die Erlebnisse in diesem Hotel könnten wir drei weitere Seiten füllen. Unglaublich.

Wir verbringen den Abend mit Disneys Sleeping Beauty und Corn Flakes. Zum Frühstück gibt es Bambi und Omelette. Lustig so ein Kindersender. Zwischendurch bringt uns eine überengagierte Sängerin mithilfe erschreckend hässlichen Animationsfiguren und quitschig schmerzendem Lied das englische Alphabet bei. Diese pädagogischen Einschübe zwischen den Sendungen sind sowas von für in die Tonne. Schlimm, wer sich sowas überlegt. Und irgendwer musste das ja auch noch produzieren. Und jemand auch noch absegnen. Meine Güte. Aber – wir kommen vom Thema ab.

Den zweiten Tag in Muscat bummeln wir an den Hafen. Vor uns liegt die Jacht des Sultans. Hmmm. Sieht aus, als hätte es darauf Platz für zwei Räder und zwei Pédaleurs. Wenn wir Gelegenheit haben, werden wir ihn nach einer Mitfahrgelegenheit fragen. Ansonsten schlendern wir noch durch den Suq und essen in einem völlig überteuerten Restaurant zu Mittag. Es hat unglaublich viele Touristen.

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