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Km 10915 – Km 10918_Muscat – Mumbai


Die letzten Tage in Muskat verbringen wir vor allem mit dem Verpacken der Räder. Dafür reissen wir mehrere Kartonkisten auf und legen Sie um das halb auseinandergenommene Fahrrad. Alle freien Flächen werden nun mit Kleidung, Ersatzmaterial, Zelt, Mätteli und so weiter ausgestopft. Danach hat die Klebebandrolle ihren grossen Einsatz. Rundherum und Rundherum, bis zwei Rollen pro Paket aufgebraucht sind. Unsere Kisten sind nun voll. Aber richtig. Und auch schwer. Da wir aber keine Waage haben, müssen wir uns auf unser Gefühl verlassen. Etwas hier lassen kommt sowieso nicht in Frage und daher spielt das Gewicht dann auch nur eine nebensächliche Rolle. Hauptsache stabil.

Zwischendurch erreicht uns eine freudige Nachricht. Mitasha und Shobhit fliegen am Freitag nach Mumbai. Und da ihre Koffer noch nicht voll sind, bieten sie uns an, die Pneus für uns zu transportieren. Was für ein Glück. Wir sind so froh darüber.

Am letzten Abend vor unserem Abflug holt uns Ali in unserer Wohnung ab. Er kündigt eine Überraschung an, mehr erfahren wir nicht. So steigen wir in sein Auto und lassen uns treiben. Die Fahrt führt uns im Sonnenuntergang an die Turtles Bay in Ras al Abyad. Das ist in der Nähe des Viertesl Qurm. Hier haben nur Mitarbeiter der hiesigen Ölfirma zutritt. Ali hat aber den Mitgliedausweis eines Freundes dabei und so ist der Eintritt einfach. Hier ist es sehr westlich. Sogar einen Alkoholladen gibt es. Ali kauft kräftig ein. Anschliessend fährt er uns zum Strand und bittet uns, kurz eine Grillstelle zu bewachen – nicht, dass sie uns jemand anderes wegschnappt. Er sei gleich wieder zurück. Wir warten. Und warten. Und warten. In der anliegenden Bar bekommen wir nur dank einem richtigen Mitglied einen Kaffee ausgeschenkt. Wir warten weiter. Und noch länger. Nach über zwei Stunden fährt Ali zu. Im Schlepptau sind Julia und Martina – die beiden deutschen Mädels, die wir schon kennen, sowie auch Bärbel und Ben. Zwei andere Deutsche, die ebenfalls hier Urlaub machen.

Zu siebt haben wir einen sehr schönen Abend direkt am Meer. Es wird gegrillt, getrunken und geplaudert. Gegen Mitternacht werden die Pédaleurs heimgefahren. Die Party ging für die anderen noch weiter, aber wir müssen schliesslich noch fertig packen und in knapp sieben Stunden soll es ja ins nächste Land gehen.

Nach vier Stunden Schlaf stehen wir am Donnerstagmorgen auf. Wir müssen noch die letzten Packtaschen aneinanderkleben und bereits um sieben soll uns Ali abholen. Die Party dauerte gestern wohl etwas länger. Um halb acht werden wir dann aber doch abgeholt und an den Flughafen gefahren. Wir sind schrecklich nervös. Sorgen uns enorm um unsere Räder. Sind gespannt auf das neue Land.

Am Flughafen klappt alles ganz gut. Insgesamt haben wir vier Pakete. Das, indem Mikes Fahrrad steckt, wiegt 37 Kilogramm. Dies überschreitet das Maximalgewicht pro Paket um sieben Kilo. Also müssen wir das Kartonungetüm aufschneiden und den Inhalt in andere Taschen umsiedeln. Nochmal zurück zur Waage. Alle Gepäckstücke – aus vier wurden fünf – wiegen jeweils unter dreissig Kilo. Das ist doch schon mal gut. Weniger gut ist, dass wir insgesamt 49 Kilogramm Übergewicht haben. Lago mio. Der Mann am Schalter ist sehr zuvorkommend und schenkt uns die Hälfte. Wir brauchen nur das Übergewicht von 25 Kilogramm zu bezahlen. Super. Der Mann bringt uns sogar noch zum Check-In und übergibt unsere Riesenpakete einem Freund. So erfährt auch niemand von dem Gewichthalbierungsding. Perfekt.

Der Flug hat über drei Stunden Verspätung. Noch immer sind wir unglaublich nervös. Werden unsere Pakete geöffnet? Gehen einige Sachen dabei zu Bruch oder sogar verloren? Werden unsere Räder sorgfältig behandelt? Schnappt sich der Zoll das eine oder andere Ding? Wird der Hund die Benzinflaschen riechen? Wir halten es kaum aus.

Die ganze Sorge ist umsonst. Nachdem wir nach einem entspannten Flug in Mumbai landen, suchen wir die Gepäckausgabe für Grossgepäck auf. Unsere Räder kommen nach kurzer Wartezeit unbeschädigt über die Rollen gefahren. Kein Päkli wurde geöffnet und kein Riss ist erkennbar. Phuu. Nun noch durch die Sicherheitskontrolle. Doch als wir vor dem Röntgengerät stehen – da wo das Gepäck zum Scannen auf eine Rolle muss – ist es dem Zöllner offensichtlich zu schwer und zu blöd die Riesenpakete auf die Rolle zu heben. So werden wir einfach durch gewunken. Nichts wird geprüft. Lucky Pédaleurs.

Insgesamt läuft also der Transport um einiges entspannter als gedacht. So haben wir auch noch die Nerven und die Lust, direkt am Flughafen unsere Sachen wieder zusammen zu bauen. Beobachtet von einem Dutzend Indern reissen wir die Klebebänder ab, schrauben die Räder wieder zusammen und Packen unsere Packtaschen. Fleissige Helferlein räumen derweil all unsere Kartonresten weg. Besser hätte es nicht sein können.

Ab sofort sind wir Indien ausgesetzt. Denn nun steht uns noch eine kurze Fahrt von knapp drei Kilometern bis zum Hotel bevor. Aber die drei Kilometer haben es in sich. Auf der Strasse hat es Rikschas, Busse, Lastwagen, Fahrräder, Mopeds und andere Fussgänger. Keiner scheint auf Strassenregeln zu achten und es hupt und lärmt wie nirgendwo zuvor. Es ist bereits dunkel und so haben wir ausschliesslich Augen für die Strasse, die Schlaglöcher und die fehlenden Gullideckel. Die ganze Fahrt ist so aufregend, dass Cynthia erst bei der Ankunft merkt, dass wir hier ja Linksverkehr haben. Zum Glück erreichen wir die Unterkunft bereits nach kurzer Zeit.

Wir werden freundlich von – wie hier üblich – einem Dutzend Angestellten empfangen. Unsere sieben Sachen werden in kürzester Zeit ins Zimmer gebracht und nachdem jeder der Reihe nach seine paar Rupien bekommen hat, werden wir auch wieder alleine gelassen. Das Abendessen – läck, isch da alles scharf – wird uns aufs Zimmer gebracht. Wir sind unglaublich müde und hopsen somit noch schnell unter die kleine Dusche, pinkeln mit dem Kopf zwischen den Knien und kriegen beinahe einen Hexenschuss beim Händewaschen. Danach hüpfen wir ins Bett und lassen die Füsse vom Rand baumeln. Die Inder sind offensichtlich kleiner als wir.

Nach dem Ausschlafen machen wir uns ans Umpacken. Gestern am Flughafen haben wir alles nur so irgendwie es ging in die Taschen gestopft. Aber heute stellen wir unsere alte Ordnung wieder her. Es ist bereits Mittag und wir beschliessen, unseren Aufenthalt zu verlängern. Leider ist das Hotel in dem wir zwei Nächte bleiben werden bereits ausgebucht und so buchen wir eben ein anderes für die weiteren Nächte.

Jetzt geht es ans Erkunden. Mit der Rikscha fahren wir an die Versova Beach. Die Fahrt an sich fordert bereits all unsere Sinne. Es gibt so viel zu hören, zu sehen und zu riechen. Phuu. Der Strand an sich ist etwas vermüllt und das Wasser eher grau als blau. Macht aber nichts, wir wollten e noch etwas spazieren. Nach einem sehr feinen Wokmenü schlendern wir durch die anliegenden Strassen. Gegen Abend haben wir uns mit Mitasha und Shobhit für die Pneuübergabe verabredet und so schlagen wir die Zeit mit rumbummeln herum.

Die Eindrücke sind schwer zu beschreiben. Der Verkehr ist unglaublich. Überall sind Menschen. Es ist laut. Es ist schmuddelig. Am Strassenrand liegen Babys auf versifften Matratzen. Jaguarlimousinen parken direkt daneben. Eine Kuh kommt daher gelatscht. Hunde schlafen mitten auf dem Weg. Minikatzen suchen nach Nahrung. Kranke Menschen fragen um Geld. Der Fluss ist schwarz vor Schmutz. Pipi wird am Strassenrand gemacht. Schöne Menschen winken nach Taxis. Eben. Schwer zu beschreiben.

Wir stehen vor einer Shoppingmall und wollen eintreten. Das ist hier gar nicht so einfach. Denn durch die vielen Terroranschläge in letzter Zeit sind die Inder sehr vorsichtig. Bei jedem Betreten einer öffentlichen Einrichtung werden – ähnlich wie es am Flughafen hätte sein sollen – das Gepäck gescannt und die Körper abgetastet. Zu unserer Überraschung ist die Mall so gut wie leer. Obwohl es sehr viele Menschen hat, sind fast alle Läden geschlossen. Komisch. Wir wundern uns, wo der Menschenstrom herkommt und gehen in die entgegengesetzte Richtung. Was mag sich am Ende des Ganges spannendes verbergen? Ahh… die Toiletten. Alles klar. Wir machen kehrtum und verlassen die Mall.

Wenige Meter weiter probieren wir es nochmal. Diesmal herrscht mehr Verkaufsleben im Gebäude. Wir suchen uns einen Lebensmittelladen, geben den Rucksack am Eingang ab und kaufen das Nötigste für die nächsten Tage ein. Nach der Kasse wirft Cynthia wie gewohnt die Quittung in den Mülleimer. Das war ein Fehler. Denn der Stempelmann am Eingang, der auf jede Quittung seinen Stempel drückt, hat nun natürlich nichts zum Stempeln. Blöd. Cynthia grübelt also in dem nässenden Müll und holt die Quittung heraus. Es ist widerlich. Total schräg ist dann, dass der Stempelmann nach dem stempeln die Quittung eigenhändig wieder in den Müll wirft. Aha. Man tut halt seinen Job, oder das was einem gesagt wurde.

Wir schlendern zum Hotel wo wir uns mit Mitasha und Shobhit verabredet haben. Sie haben noch nicht eingecheckt und so verweilen wir bei ein paar Getränken und warten auf die beiden. Ihr Flug hatte Verspätung. Nach sieben Uhr abends treffen sie ein. Sie sind beide sehr müde – schliesslich sind sie seit über 35 Stunden gereist. Wahnsinn. Für einen Kaffee reicht es nun nicht mehr, denn die beiden sind in Eile. Eine dreitägige Indische Hochzeit ruft und anschliessend geht’s auch gleich wieder in die Schweiz.

Bewaffnet mit vier neuen Pneus und einem lieben Brieflein von Zuhause machen wir uns auf den Weg zur Metro und anschliessend zurück ins Hotel.

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