Km १३९९१ - Km १४२७६_Ghoda Ghodi Taal See – Butwal
Am nächsten Morgen schaffen wir es etwas eher aus den Federn. Nach dem Beladen der Räder bestellen wir uns ein Omelette. Beim ersten Biss rammen sich die Zähne direkt in eine grosse und vorallem scharfe Chili. Lagomio. Wir verbrennen uns direkt den ganzen Mund und verdrücken im Anschluss das nun geschmacklose Frühstück. Nach zwanzig Kilometern gönnen wir uns unsere erste Pause. Wir trauen unseren Augen kaum, denn aus der Ferne sehen wir einen Radreisenden auf uns zurollen. Samuel ist zwanzig Jahre jung, kommt aus Deutschland und pedaliert seit ungefähr zehn Monaten in Richtung Osten. Wir beschliessen, die nächsten paar Kilometer gemeinsam zurückzulegen. Gesagt, getan. Zu dritt fahren wir in Richtung der Berge. Die Strasse ist weiterhin flach, sehr ruhig und umgeben von einer der prachtvollsten Landschaften unserer Reise. Es gsehd fascht e chli uus wie in Finnland. Den Tag verbringen wir mit geniessen, Kindern winken, Samosa essen und gegenseitigem Kennenlernen. Abends checken wir in einem Hotel in Kohalpur ein. Kurz vor dem Abendessen erfahren wir die frohe Botschaft, auf die wir seit Wochen gespannt warten. Noée Ilaya wurde am Vortag geboren. Wir freuen uns irrsinnig ob dem neuen Nichteli und können es kaum erwarten, das Härzchäferli persönlich zu begrüssen. Und auch am nächsten Tag ist wieder ein Grund zum feiern angesagt. Mike hat Geburtstag - und zwar einen Kugelirunden. Nach dem Geburtstagständlisingen gehts zum Frühstück. Mit einiger Verspätung verlassen wir das Hotel um gleich darauf - als Geburigschänkli oder so - das Loch in Mikes Hinterpneu zu flicken. Jetzt aber jalla. Durch die Wälder fahrend, treffen wir auf einen nepalesischen Trauerzug. Die Leiche liegt eingewickelt auf dem Pickup. Den Platz teilt sie sich mit einigen Männern. Dahinter folgen weitere Männer auf Motorrädern und eine ganze Busladung voller Trauernden. Trauerzug scheint Männersache. Jedenfalls in diesem Fall. Wir beobachten, wie die Männer Holz sammeln und können uns das Ende vom Lied schon ausmalen. Nach einigen Kilometern erreichen wir eine Flussmündung. Hier wollen wir eigendlich einen kurzen Füsslibadiabstecher wagen. Aber das Wasser ist unzugänglich und trüb. Einige Jungs stehen am Flussrand und auch der Trauerzug ist nun vor Ort. Das Holz wird aufgeschichtet, der Verstorbende vorbereitet. Nach einem genaueren Blick entdecken wir auch einen angekokelten Sarg, der im Fluss treibt. Wir lassen die Gemeinde zurück und sind froh, dass wir den Chöpfler nicht blindlings gewagt haben. Am späteren Nachmittag haben wir dann aber doch noch Glück. Ein klarer Fluss lädt förmlich zum baden ein. Und so springen die Jungs ins Wasser, während Cynthia die Dorfbewohnerinnen und deren grosse Kinderschar kennenlernt. Als Mike von kühlen Nass zurückkehrt, erkennt er gerade noch die Spuren seiner Geburtstsgsschoggiguetzli in den Gesichtern der Kids. Tja. Cynthia backt dann mal wieder selber. Nur für ihn. Die Küchli mit dem flüssigen Schoggikern. Versprochen. Samuel ist heute nicht so im Strumpf. Seit einigen Tagen leidet er an einer Erkältung und ist daher etwas geschwächt. Und nun geht es in der brütenden Nachmittagshitze auch noch bergauf. Nach achzig Kilometern ist Schluss für heute. Wir suchen uns am Waldrand ein geeignetes Plätzchen und schlagen zum ersten Mal seit dem Oman unser Zelt in der Wildnis auf. Nach Spaghetti und Softdrinks sinnieren wir noch etwas über die Tiger, Elefanten und Affen und schlüpfen anschliessend mutig ins Zelt. Und so geht Mikes Geburtstag - ein Tag mit Bädelen im Fluss, fahren in prächtiger Landschaft und Campen in der Wildnis - zu Ende. Die Jungs pfuusen ziemlich gut - Cynthia ist hellwach. Und als dann der jüngste Mitfahrer auch noch ein Schnarchen - welches wie ein Schnurren einer ausgewachsenen Katze klang - von sich gab, war an Schlaf überhaupt nicht mehr zu denken. Ok, eine kleine Mütze voll gabs dann doch. Zusammen mit der Sonne stehen wir auf. Zum Frühstück gibts Samuels Haferflocken mit heissem Wasser und Mangosaft. Noch immer ist Samuel nicht so ganz fit und so beschliessen wir, alle in den unseren Tempi zu fahren. Ist eigentlich super. So können die Pédaleurs ihre geliebten Pausen einhalten und Samuel braucht nicht zu eilen. In Lamahi angekommen, suchen wir uns einen Bankautomaten. Nummer vier spuckt uns ein paar Nötli aus. Noch im Dorf beschliesst Samuel, dass er heute nicht mehr weiterfahren wird. Er wird in diesem Ort übernachten und plant, am Folgetag den Bus nach Pokara zu besteigen. Wie seine Reise bis anhin so war und wie sie dann zukünftig weitergeht, könnt ihr auf seinem Youtubekanal verfolgen. Wir verabschieden uns von unserem neuen Gspähnli und fahren ungefähr vierzig Kilometer weiter, kochen noch einmal feine Spaghetti am Strassenrand und erreichen kurz nach dem Mittag den Ort Bhalubang. Ein sehr starker Wind zieht auf. Es chutet uns die heisse Luft - in Nepal hatten wir bis anhin jeden Tag an die 40 Grad - ins Gesicht. Der Sturm ist so stark, dass es uns kurz vor unserem Hotel beinahe vom Brüggli windet. Das Hotel ist super. Wir kriegen ein sauberes, helles und kühles Zimmer und verbringen den gesamten Nachmittag da. Endlich mal wieder gründlich waschen und päuselen. Mitten in der Nacht checken noch ein paar Familien ein. Der Krach dauert bis drei Uhr morgens an und so fällt es uns dementsprechend schwer, am nächsten Tag in die Gänge zu kommen. Das feine Frühstück bringt uns aber schnell auf Touren.
Schon hunderten von Soldaten sind wir in den letzten Tagen begegnet. Sie sind stets sehr freundlich und grüssen uns immer. Aber was wir heute auf unseren ersten Metern erleben ist die bis anhin coolste Begegnung mit der Staadtsgewalt. Und zwar kommt uns ein ganzes Trupp entgegengejoggt. Auf den Befehl des Verantwortlichen hin, rufen alle zwanzig Mann gleichzeitig "Good Morning". Um daraufhin fröhlich mit dem gewohnten Trapp, Trapp, Trapp in die Morgenstille zu verschwinden. Mega luschtig gsi. Die ersten paar Kilometer heute sind ziemlich anstrengend. Es geht eigentlich nur hoch. Das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit fahren wir wieder Serpentinen. Super. Unter uns sehen wir ins Tal, in der Ferne den Himalaya. Wir begegnen Gebetsfahnen, Kletterziegen und vereinzelten Waldbränden. Es ist wirklich sehr trocken hier. Und märchenhaft schön. Nach zwanzig Kilometern haben wir das schwerste geschafft, denn ab nun geht es mehr oder weniger gerade aus. Nach dem Hügel verändert sich auch die Umgebung. Der Verkehr häuft sich stark, die Menschen wirken moderner aber immer noch sehr herzlich, wir sehen die ersten Touristen und die Strassenschilder sind nun für uns lesbar. Es ist immer noch sehr schön, doch wir sind dankbar, dass wir Far-West-Nepal-Luft schnuppern durften. Nach einer weiteren Plattenreperatur in der sengenden Hitze und einer Weed-Angebotsausschlagung von Einheimischen, erreichen wir am späten Nachmittag die Stadt Butwal. Hier wollen wir zwei Nächte bleiben. Schliesslich ist ja unsere letzte Pause bereits neun Tage her und wir müssen dringen mal unsere Räder vom Indienschmuddel befreien. Unser Hotel befindet sich direkt am Busbahnhof und spendet uns einen Rückzugsort für die kommenden Stunden. Zu unserem grossen Glück befindet sich direkt gegenüber ein Fastfoodrestaurant mit ausgezeichneten Mo:Mos. Acht Portionen holen wir uns im Verlauf unseres Aufenthalts. Mmmmmh. Am freien Tag schlafen wir natürlich aus. Danach wird noch etwas gefaulenzt und anschliessend gehen wir auf die Suche nach dem Supermarkt. Gibts nicht. Aber einen Kaffeestand finden wir. Der hat Caffe Latte. Suuuper. Und sogar ein Fahrradölersatz finden wir. Im Nähmaschinenreperaturladen. Nach einem Sammeleinkauf in verschiedenen Kleinstlädeli machen wir uns daran, die Räder auf Vordermann zu bringen. Mikes Schaltung will nicht mehr so richtig und sowieso ist da mal wieder ne Grundreinigung angesagt. Im Hinterhof des Hotels werden wir abwechselnd von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen umzingelt. Es wird geplaudert, geguckt, gefragt, gelacht und wieder abgezottelt. Richtig schön. Das Veloaufpeppeln hat uns irgendwie geschlucht. Nun haben wir gerade die letzten Chickenmomos verdrückt, schreiben den Bericht und gehen anschliessend ins Bett. Denn morgen wartet das nächste Abenteuer. Es geht nach Pokara. [endif]
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