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Km 21345 - Km 21597_Balledonia - Cocklebiddy


Der Campingplatz in Balledonia haken wir als Rippoff ab und starten pünktlich mit der Sonne in den nächsten Tag. Hatten wir die letzten Tage leichten Rücken- oder Seitenwind, dreht sich heute der Saucheib. Gopeletti. Stehen wir doch am Vormittag vor dem Strassenschild "146.6 Km, Australiens längste gerade Strasse" und der Wind pustet uns ins Gesicht. Glaubsch gar nöd. Es windet und chutet und rauscht in den Ohren. Holy. Die Strasse führt schnurgerade durch die wunderschöne Landschaft. Keine Ansteigung, keine Senkung. Einfach nur gerade aus. Und wir strampeln wie die Idioten, um überhaupt eine Geschwindigkeit von 12 Km/h zu erreichen. Äächz. Aber die Landschaft, die Aussicht, die Weite, die Ferne - oh mann, wir wiederholen uns - es ist traumhaft. Und auch das Wetter ist wunderbar. Es ist warm, sonnig, richtig frühlingshaft. Nur der Wind - äbe. Saucheib.

Das Mittagessen genehmigen wir uns an einem weiteren Parkplatz. Hier hat es Bänke und Tische. Perfekt bei dem kurzen Regenschauer. Auf dem Platz steht ein alter Campervan. Der Besitzer ist offensichtlich Deutscher, findet es aber cooler, mit seinem fürchterlichen Akzent in Englisch auf uns einzuplappern. Wieder einmal eine klassische Situation für uns. Ein wildfremder Mensch kommt auf uns zu, labert drauf los, erzählt von sich ungefähr alles was zwischen den Wehen der Mutter und unserer Ankunft passiert ist, plappert und plappert und plappert und latscht anschliessend ohne eine Verabschiedung wieder davon. Hä? Ok. Du bist wahrscheinlich einsam. Gut. Wir hören dir ja auch zu, wenn du möchtest. Aber: schüüchi Froog. Ist es nicht irgendwie ineffizient, wenn du - scheinbar das erste Mal seit Wochen - auf Menschen triffst und dann nur deine Geschichte erzählst, ohne eine neue einzusaugen? Du hast ja dann gar nichts Neues erfahren, bekommst ja keine neue Denkinputs oder sonst was für die kommenden Wochen bis du deine nächsten Plapperopfer findest. Jänu, uns ists egal. Wir hatten dafür nun neue Inputs - zu Genüge. Leider spinnt momentan unser Kocher. Bräuchte mal eine Grundreinigung. Aber äbe. Jedenfalls chnuuschteln wir eine ganze Weile daran herum, bis es dann doch noch feini Maccaroni mit Käse gibt. Und die letzten Salamirädli werden auch gleich verputzt. Auch beim Essen haben wir Gesellschaft. Ein Australisches Paar gibt uns die Ehre. Es entsteht ein interessantes Gespräch über Reisen, Routen und Sehenswürdigkeiten. So mit In- und Output und so.

Heute Nacht stellen wir unser Zelt etwas abgelegen vom Highway neben einem verrosteten Autowrack auf. Die Nacht ist so klar, dass wir wieder eine atemberaubende Sicht auf die Sterne und die Milchstrasse bekommen. Wir stellen sogar den Wecker - so um Mitternacht rum - um bei besten Verhältnissen ein paar schöne Fotoaufnahmen zu machen. Supi worde.

Natürlich sind wir gestern wegen dem Gegenwind nicht sehr weit gekommen und so erwartet uns auch heute eine Strasse die ausschliesslich geradeaus führt. Der Wind kennt kein Erbarmen und pustet und pustet und pustet gegen uns. Oder besser gesagt von der Seite. Wir können uns beinahe nicht auf den Rädern halten, müssen uns konzentrieren, dass wir nicht mitten auf die Fahrbahn geraten und kommen nur im Schneckentempo vorwärts. Nein wirklich, zu Fuss wären wir schneller gewesen. Aber in der Ruhe liegt ja bekanntlich die Kraft. Oft haben wir gehört, gelesen oder sonst was, dass die Strecke hier - eben diese lange und gerade Strecke - langweilig sein soll. What? Überhaupt nicht. Es ist super schön, es gibt viel zu sehen. Pflanzen, Tiere, Allerlei. Keine Minute haben wir uns gelangweilt. Wir haben es genossen. Jedenfalls die Augen. Die Wädli weniger. Heute haben wir auch etwas Neues gewagt und uns mal etwas Musik in die Ohren gestöpselt. Botzblitz, seit fast eineinhalb Jahren im Sattel und nie mit Musik gefahren. Heute ist die Gelegenheit. War cool, machen wir wieder, muss aber nicht immer sein.

Gegen drei Uhr nachmittags stibitzt uns der Wind dann doch alle Kraft und wir beschliessen, uns ein Nachtlager zu suchen. Bei einem weiteren Parkplatz werden wir fündig. Es dauert nicht lange, da kommt Tony vorbei. Er hat uns bei seiner Pause entdeckt und kommt für einen Schwatz vorbei. Er ist lustig, interessiert sich für Reisende aus aller Welt und lädt uns direkt ein, bei sich zu übernachten. Sein Haus liegt etwas zweitausend Kilometer östlich von da wo wir jetzt sind. Will see, vielleicht gehen wir vorbei. Lustig war er auf jeden Fall.

Die Nächte werden langsam warm und wir schlafen wunderbar in unserem Stoffhäuschen. Langsam aber sicher reicht es mit der geraden Strasse. Seit genau zwei Tagen haben wir keinen Bogen mehr gefahren. Holy. Wir rechneten mit einem guten, gegeben falls eineinhalb Tagen für die Strecke. Und nun sind wir schon den dritten Tag am chnorzen. Immer schön gleichmässig mit zwölf Kilometern pro Stunde. Am Vormittag jedoch erreichen wir endlich Caiguna. Das Ende der Geraden und somit das nächste Roadhouse. Hier gönnen wir uns ein feines Zmorgezmittag. Schön war die lange Gerade - aber isch jetzt auf mal guet demet.

Ob ihr es glaubt oder nicht. Nei wirklich, es war so. Ihr wisst was kommt. Oder? Ihr wisst es doch. Ja genau. Als wir das verhexte Roadhouse verlassen, dreht der Wind. Er dreht voll garacho von einer Minute auf die andere. Ratet mal auf welcher langen Geraden man nun supergeilen Rückenwind gehabt hätte, wenn man - hmmm mal schauen - in Richtung Osten fahren würde? Und weisch wär hed jetzt wieder Gägewind? Jaaaaa. Ohhh jaaaa. Und weiter gehts mit scheissdiewandan 12 Kilometern pro Stunde. Aber hei, keis Problem. Denn gerade haben wir die Zeitgrenze überschritten und so bleiben uns für heute 45 Minuten mehr Fahrzeitspass bis zum Sonnenuntergang. Jupi.

Abends erreichen wir Cocklebiddy. Hier gönnen wir uns wieder einen Zeltplatz und eine Dusche. Im Grunde genommen wäre mal wieder ein freier Tag an der Reihe. So nach einer Woche pedalieren, würden wir schon gerne mal wieder für einen Tag die Füsse hochlegen. Wir studieren hin und her. Können uns nur schwer entscheiden, ob wir hierbleiben wollen. Der Campingplatz ist trotz der eigenen Adler irgendwie nicht gemütlich - aber ein freier Tag wäre halt schon schön.

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