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Km 23713 - Km 24110_Tooleybuc - Albury


Durch die Strassenlampe war es in unserem Zelt die ganze Nacht über Taghell. Aber wir schlafen wunderbar und fühlen uns ready für die nächsten Abenteuer. Soweit der Plan. Der Rest des Tages entwickelt sich irgendwie für den Arsch. Es herrscht Gegenwind. Endloser, starker, aggressiver Gegenwind. Die Strecke die wir auf der Pretty Pine Road zurücklegen ist optisch zauberhaft. Überall Weizenfelder, Kakaduschwärme und Känguru die über die Strasse hoppeln. Aber der Wind ist so ätzend. Wir kommen kaum vom Fleck und kämpfen und kämpfen und keuchen. Und tja - die Weizenfelder sind ja auch noch. Und so auch unser Heuschnupfen. Die Tabletten nutzen gar nicht, unsere Augen schwellen an, wir Niesen uns die Lunge raus und schnudderen so einige Taschentücher aus dem Gfrührbüüteli voll. Tja. Manchmal ist man eben die Taube, und manchmal halt auch der Haarschopf. Oder irgendwie so. A propos das Sprichwort mit der Taube und so… entlang der Strasse entdeckt man ja so vieles. Heute zum Beispiel hat ein Mann sein Auto und den Wohnwagen ungefähr zwanzig Meter von der Strasse entfernt parkiert. Dann musste er offensichtlich mal für grosse schlaue Camper und hockt sich mit heruntergelassener Hose wohin? Ja genau – zwischen Wohnwagen und Strasse. Hahaha. Anstatt hinter den Wohnwagen, den Baum, das Auto oder was auch immer. Er höckelt einfach so im Feld; direkt an der Strasse und wir fahren an ihm vorbei. Uns erschreckt nach den vergangenen Monaten ja kaum etwas und so winken wir dem Mann und ziehen unseres Weges. Noch eine ganze Weile hören wir ihn hinter uns schallend lachen – wurde sich wohl auch erst jetzt der prekären Situation bewusst.

Relativ spät am Nachmittag erreichen wir unser Ziel - Moulamein. Hübsch hier. Mit See, Fluss und herzigem Camping. Auf den Campingbesitzer mussten wir beim Einchecken übrigens etwas warten – er war gerade dabei, sein einziges Schaf spazieren zu führen und dies brauchte natürlich seine Zeit. Nach dem Einkaufen kochen wir gstört viel Abendessen und errichten das Zelt auf dem höchsten Hügel des Platzes. Denn es zieht ein Sturm auf und die Besitzer warnen uns vor der Überflutung. Ganz so stark erwischt es uns dann doch nicht - die Menschen in Adelaide leiden bei weitem mehr.

Am nächsten Morgen ist wieder alles trocken, die Sonne lacht und die Pédaleurs verwandeln sich in die Taube - der Rückenwind ist zurück. In rasendem Tempo bringen wir die einhundertundacht verbleibenden Kilometer auf der Pretty Pine Road hinter uns, bis wir am frühen Nachmittag die Stadt Deniliquin erreichen. Den ganzen Tag über überholten uns lustige Autos mit übergrossen Bullenfängern, mannshohen Antennen und Stickern die die ganze Breitseite der Fahrzeuge verdecken. Die Fahrer tragen Jeans, Stiefel und Cowboyhüte. Something's going on. In Deniliquin bekommen wir Gewissheit - das jährlich Festival lockt den Bewohner der hintersten Outbackfarm in den Ort und es herrscht grosse Aufregung. Die nächsten Tage werden hier Konzerte aufgeführt, Carshows gezeigt, Bullen geritten und wohl auch die eine oder andere Hochzeit arrangiert.

Auf dem Camping bekommen wir einen der letzten Plätze, stellen auf und spazieren anschliessend zum Mc Donalds. Pédaleurs setzen neue Massstäbe - ein Big Mac Meal pro Person reicht nicht - da müssen mindestens zwei her. Mampf, Mampf. Das erste Hüngerli ist gestillt - wir müssen glaubs nach der Heimkehr mal über unsere Essensgewohnheiten nachdenken. Später. Vielleicht.

Den Abend verbringen wir im Aufenthaltsraum und lümmeln vor uns hin, bis es Draussen plötzlich stockfinster ist und es Zeit wird, die Mätteli zu pumpen und unter die Daunen zu kriechen.

In der Nacht regnet es wie angekündigt, die erwartete Flussüberschwemmung tritt jedoch nicht ein und so erwachen wir am frühen Morgen in trockenen Tüchern. Auch heute kommen wir wieder in den Genuss von zügigem Rückenwind und dementsprechend rollt es sich beinahe wie alleine durch die Wetlands. Momentan ist es relativ kühl. Ohne Jacke und Merinoshirt geht gar nichts. Die Australier bedauern uns regelmässig, dass wir bei diesem Hudelwetter unterwegs sind – uns störts überhaupt nicht. Am Mittag erreichen wir nach ungefähr sechzig Kilometern den Ort Finley. Hier besuchen wir ein herziges Café. Wir bestellen Croissants, Meat Pie, Kaffee und Rüeblitorte und geniessen die feine Küche. Hier im Ort kennt wieder einmal jeder jeden und so werden wir von den anderen Kunden kritisch beäugt. Wir gucken unsererseits ebenfalls etwas kritisch, als der Dorfpolizist in voller Montur mit Taser, Pistole, Handschellen und weiterem kunterbuntem Polizeiausrüstungszeugs hereinspaziert und einen Kinderwagen mitsamt Baby vor sich hinschiebt. Wahrscheinlich war Papa hier mit Mama zur Babyübergabe verabredet – etwas gspässig war das Bild aber schon.

Wir fahren mit vollem Bauch die letzten zwanzig Kilometer bis in den Ort Berrigan, wo wir unser Zelt auf dem Campingplatz aufstellen. Das Wetter ist noch immer launisch und so wechseln sich Nieselregen und strahlender Sonnenschein im Minutentakt ab. Zum Abendessen kochen wir wieder einmal selber – selbstverständlich Lamm. Yeeehaa.

Nach einer sehr angenehmen Nacht kraxeln wir uns frühmorgens aus dem Schlafsack, päckeln alles zusammen, machen Frühstück und treten anschliessend wieder in die Pedale. Heute folgen wir dem Riverina Highway in Richtung Osten. Der Wind puschtet zu unserer Freude noch immer von Westen und so geniessen wir auch heute wieder eine rasante Fahrt. Wie auch in den vergangenen Tagen werden wir regelmässig von Vögeln angegriffen. Die nisten wohl irgendwie am Strassenrand und wollen uns loswerden. Nach Hunden und Affen nun also auch Vögel… Ist schon gruselig, wenn so ein Vogel mit den Krallen auf dem Helm rumkratzt und mehrere Male Anlauf holt um immer wieder von neuem anzugreifen. Erinnert voll an einen Horrorfilm und erzeugt richtig Gänsehaut. Bereits gegen Mittag haben wir knappe 100 Kilometer zurückgelegt und es wurde Zeit für ein Mittagessen. Nachdem wir gestern den Ort Waita While passierten, finden wir es umso lustiger, dass unser Burger heute in einem Ort namens Howlong serviert wird. Der Ortsname bezieht sich hier aber irgendwie nicht auf etwas Lustiges, sondern scheint eher den Passanten zu fragen, wie lange er denn zu bleiben gedenke. Jeder Einwohner beäugt uns äusserst kritisch, zeigt, dass Fremde nicht wirklich willkommen sind und meidet uns anschliessend. Aha. jänu. Wir wollten ja sowieso nur einen Burger und nicht gleich die Immigration beantragen. Der Burger schmeckte super und so sind wir ganz zufrieden mit unserer Visite in Howlong.

Die letzten Kilometer bis Albury haben es so richtig in sich. Die Hügel sind zurück und wir strampeln wie die Doofen die Berglein hoch und runter. Die Kraft weicht langsam aus den Oberschenkeln und wir kämpfen etwas mit der Strasse. Doch die Pédaleurs erreichen dann das Tagesziel doch noch erhobenen Hauptes am frühen Nachmittag nach ungefähr 125 zurückgelegten Kilometern. Auf den Hügeln der Stadteinfahrt scheinen sich besserbetuchtere Einwohner angesiedelt zu haben. Die Häuser sind prachtvoll, in den Gärten blühen Blumen und auf den Weiden grasen Pferde. Richtig hübsch und idyllisch. Wie auch in den Städten Perth und Adelaide, unterscheiden sich hier die Strassenschilder etwas von denen im Outback. Anstelle von Känguru, Emu und Co. warnen gelbe Vorsichtsschilder hier vor Gänsemamis mit Nachwuchs, Hirschen und sogar Schildkröten. Eben – richtig idyllisch.

Unser erstes Ziel ist der Mc Donalds. Nicht wegen den Burgern – sondern weil hier das WiFi das allerbeste in ganz Down Under zu sein scheint. Wir loggen uns ein, buchen ein Motel und machen uns online auf die Suche nach dem Standort. Im GPS ist nichts zu finden und so müssen wir nochmal Google Maps öffnen um uns die Sache genauer anzusehen. Direkt neben dem Pfeilchen für unser Motel sehen wir den Mc Donalds. Hä? Wir drehen uns um, und direkt hinter uns sehen wir ein grosses Gebäude, das genau so heisst, wie die Unterkunft die wir gebucht haben. Haha, was für ein Zufall. Super.

Wir checken ein, bekommen eine Milch geschenkt und geniessen eine heisse Dusche. Hier in Albury wollen wir zwei Nächte bleiben, uns die Stadt ansehen, eightteen month on tour zelebrieren und anschliessend auf dem Murray Valley Highway in Richtung Mount Kosciuszko pedalieren.

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