Km 26049 - Km 26261_Vicente Guerrero - Cataviña
Schon bricht der dritte Fahrtag in Folge an und wir stärken uns mit einem frischen Schoggimuffin. Anschliessend geht es noch einmal zu Calimex – dem grossen Einkaufsladen – um uns mit Brot einzudecken. Auf der heutigen Fahrt kommen wir trotz einiger längeren Pausen zügig voran. Es geht leicht hoch und runter und der Kilometerzähler zählt und zählt und zählt. Irgendwann – in der Nähe eines Bauernhofes – wird Mike dann doch noch von einem Rudel Hunde ins Visier genommen. Der kleinste und frechste Vierpfoter verbeisst sich sogar in Mikes Gepäcktaschen. Doch wer den Kampf gewinnt stand natürlich schon von Anfang an fest und so verziehen sich die Tiere nach wenigen Metern Verfolgungsjagd zurück auf ihren Bauernhof.
Mittlerweile wurde unser Pannenstreifen immer schmaler und löste sich anschliessend gänzlich auf. Wir haben nur noch wenig Platz und balancieren uns auf dem weissen Seitenstreifen die Hügel hoch. Doch entgegen vieler anderer Erzählungen ist der Strassenverkehr hier ziemlich sicher. Da haben wir also wirklich schon anderes erlebt. Die meisten Autofahrer und vor allem die Lastwagen überholen uns sehr grosszügig und wir müssen nur selten in den Strassengraben ausweichen.
Zum Schluss der heutigen Fahrt quälen wir uns noch einmal einen hohen Hügel herauf. Hoch und hoch und schwitz und knorz. Kaum oben auf der Spitze angekommen, passieren wir eine der vielen Militär Check Points auf dieser Route. Doch wir Velöler werden wie immer durchgewunken und können nach einem kurzen ‘buenos dias’ weiterziehen. Auf den langen Aufstieg folgt nun die rasante Abfahrt – beinahe zurück auf Meereshöhe – nach Rosalita. Hier beziehen wir ein sehr schnuggeliges Hotel. Bevor wir uns aber richtig einnöschelen, spazieren wir zu Mama Espinoza's und geniessen eine warme Mahlzeit. Das Mama Espinoza's galt während über vierzig Jahren als einer der Checkpoints der Baja 1000. Davon zeugen vor allem noch die Poster, die Kleberli, die Souvenirs, die Karten und die vielen Autogramme der Fahrer.
Zurück im Hotel blinkt Cynthias Handy vor sich hin. Eine Nachricht von Jeannette ist eingegangen. Timbila sind nun auch in Mexico und endlich sind wir mal wieder alle vier im selben Land. Höchste Zeit für ein Telefonat. Ach wie schön – än perfekte Tag.
Nachts wird es inzwischen empfindlich kalt und so wärmen wir uns am kommenden Morgen bei Mama Espinoza's und ihren Eiern mit Speck richtig auf. Anschliessend machen wir noch einen letzten Einkauf bei Oxxo und starten definitiv ins Ungewisse.
Die Route führt uns die Berge hoch und wieder runter und wieder hoch und wieder runter. Wie schon so einige Male auf dieser Reise werden wir den Verdacht nicht los, dass die Strassen immer irgendwie über die höchsten Gipfel führen. Und dass sie an jedem – aber auch wirklich jedem – Ziegenstall vorbeiführen muss. Hin und her schlängelt sich der Asphalt in Richtung Osten. Heute passieren uns wenige Lastwagen, ansonsten scheint der Verkehr entlang der Baja California sehr übersichtlich. Wir gönnen uns einige Picknickpausen, winken zweimal im Auto entgegenkommenden Schweizern, geniessen die Ruhe und entdecken einen Tourenradler der aufgegeben und sein Rad auf einen Pickup verladen hat. Tja, das gibt’s eben auch – und zwar häufiger als man annimmt.
Gegen Mittag steigen die Temperaturen in die Höhe und es wird richtig heiss. So heiss, dass es die Fliegen wieder auf uns absehen. Aber im Gegensatz zu den Australischen Gspähnli, halten sich die mexikanischen etwas zurück. Das Radeln macht wieder richtig Spass. Ok, zugegeben, die Fahrt ist durch die Hügel etwas anstrengend, aber die Landschaft ist sagenhaft. Kakteen, weite Flächen und blauer Himmel soweit das Auge reicht. Es ist richtig schön und erinnert uns landschaftlich an eine Mischung aus dem Iran und dem Oman. Also super. Genau unser Ding. Auch die Pausen zwischendurch sind sehr gemütlich. Wir setzen uns an den Strassenrand, kramen Brötchen, Schoggi, Gummibärli und Cola hervor und lassen es uns gutgehen.
Die Strasse weist einige scharfe Kurven auf, die das eine oder andere Fahrzeug im Verlauf der letzten Jahre nicht geschafft hat. Es liegen einige Autowracks in den Abgründen und viele, viele Kreuze weisen auf schwere Unfälle hin. Doch nicht dass ihr jetzt denkt, hier wäre es ultragefährlich oder so. Wir finden es wie gesagt sehr übersichtlich.
In einem der entlegenen Cafés – anderswo auf der Welt wohl Roadhouses genannt – gönnen wir uns ein kühles Getränk. Hier kann man auch seinen Lastwagen flicken und der Mechaniker hört in voller Lautstärke Mexikanische Musik. We just love it.
Durch die vielen Steigungen heute, kamen wir nicht sehr schnell voran und legten daher knappe 60 Kilometer zurück. Macht aber nichts – denn die wundervolle Landschaft entschädigt das Geschleiche bei weitem.
Als unseren heutigen Übernachtungsplatz suchen wir uns einen Feldweg aus. Etwas weg von der Hauptstrasse zwischen unzähligen Kakteen finden wir eine freie Fläche, die wie für unser Zelt gemacht scheint. Das erste Mal seit langer Zeit stellen wir unser Zelt in der Wüste auf. Juhui – wir freuen uns. Aber zuerst mit den Schuhen die Kaktusstacheli vom Boden wegwischen. Dann Zelt aufstellen, Fertignudeln aus Down Under kochen, währenddessen abwechselnd Duschen, Essen, Sonnenuntergang geniessen, Schoggi und Zuckerschlangen naschen, Föteli machen, ins Zelt kriechen, Mätteli aufpumpen und Schlafsack ausrollen, wieder aus dem Zelt chrüüchen, Zähne putzen, Sternenhimmel bewundern, wieder zurück ins Zelt kriechen, Pfuusen.
Während der Nacht stehen wir zweimal auf – schliesslich dauert die Finsternis auch beinahe dreizehn Stunden – und Mike macht tolle Sternenföteli. Auch am frühen Morgen ist die Aussicht mega. Nämlich dann, wenn die aufgehende Sonne die Hügel und die Kakteen bescheint und diese in allen Farben strahlen und ihre langen Schatten sich langsam verkürzen. Nach dem Frühstück packen wir etwas wehmütig unser Zelt wieder zusammen. So gerne wären wir den ganzen Tag über hiergeblieben. Ach – manchmal wäre so ein Auto oder wenigstens ein Töff schon toll – dann könnte man etwas länger verweilen. Die kommenden 65 Kilometer führen uns quer durch die Wüste. Wir sehen viele Kakteen, wilde Pferde, Esel und geniessen die Sonne. Heute sind die weniger freundlichen LKW Fahrer unterwegs und der eine oder andere weicht keinen Millimeter, um uns zu überholen. So wird heute wieder einmal etwas mehr in den Graben gefahren und geflucht. Doch zum Glück sind die Grobians die Ausnahme und nun haben sie ja schon überholt – die Gefahr ist also gebannt.
Am frühen Nachmittag erreichen wir das Boulder Field von Cataviña. Hier gefällt es uns megamega gut. Auf einer riesigen Fläche liegen tausende von Mannshohen Steinen. Es sieht aus, als hätte es diese runden Kolosse geregnet. Aber sie wurden wohl aus dem Boden gedrückt oder so was – was wissen wir schon. Jedenfalls sieht es super aus. Und die Kakteen auch – von denen kriegen wir sowieso nicht genug. Leider konnten es wieder viele Blödiane nicht lassen und haben sich mit Buntstiften auf den Sandsteinen verewigt. Hier scheint jeden jeden ausser die Natur zu lieben. Tja. So it ist.
In Cataviña steppt nicht wirklich der Bär. Also eigentlich ist hier zwischen nichts und gar nichts los. Es scheint, als hätte man nach dem Ende der Baja 1000 den Erhalt des Dorfes nicht weiter verfolgt. Es hat ein völlig zerstörtes Museum, einen verwilderten Camping und zwei Hotels und etwas dreissig herzliche Einwohner. Das eine Hotel ist völlig überteuert und das andere ist unseres. Es ist pink – knallpink. Uns knurrt der Magen und so machen wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Geschlossen. Also spazieren wir zum Dorflädeli und lassen uns zwei Bohnenburritos zubereiten. Diese reichen knapp aus um den Pédaleursheisshunger gröbstens zu kaschieren. Zurück im Hotel machen setzen wir uns hinter den Kocher und mantschen einige Spaghetti mit Tomatensauce und Thunfisch aus der Dose zusammen. Naja – macht auch satt.
Unser Hotel ist auf den Strom des Dorfgenerators angewiesen und so gehen die Steckdosen und die Lampen nur zwischen sechs und elf Uhr abends. Soweit so gut. Doch alle unsere Glühbirnen im Zimmer kaputt sind, verzichten wir gänzlich auf fremde Lichtquellen. Das Stirnlämpli kommt somit wieder einmal kräftig zum Einsatz und wir befinden, dass wir uns am besten unter der Bettdecke verkriechen.
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