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Abendrot über dem Geirangerfjord

10.-15.Mai 2012

Von meinem Platz über der Strasse habe ich eine schöne Aussicht über den Smaragdgrünen See, die tiefstehende Morgensonne taucht alles in satte Farben. Nach 25 Kilometer ist die Luft draussen, ich habe keine Lust mehr. An jeder Bushaltestelle mache ich eine Pause. Der 245 Meter hohe Pass wird zum ewigen Kampf. Der Hintern tut weh, die Beine brennen bei jedem tritt und der Rücken juckt da wo man nicht hinkommt. Auf dem Pass gibt es dann Zvieri, Elchwurst. Eines der Dinge: Hat man gerne oder nicht. Ich werde meine bald mal verschenken. Das schmeckt wie Hirschpfeffer mit Spätzli und Rotkraut samt Preiselbeeren, püriert und eingewurstet. Aber probieren geht über studieren. Die Abfahr nach Hellesylt ist lange wird am Schluss aber mit direktem Übergang in eine 8% Steigung unterbrochen. Ohne Verschnaufpause geht es in den Tunnel, konstant nach oben. Alle hupen und fuchteln mit den Armen, und trotzdem gibt es nur diesen einen Weg. Vor dem letzten Tunnel stelle ich das Zelt auf den Rastplatz, der vorübergehen als Baumaterialplatz dient, und habe einen Logenplatz im Stück: „Abendrot über dem Geirangerfjord.“ Der Tunnel zum Auftakt ist hart. Die Wahl des Platzes war dafür Clever, auf der anderen Seite erwartet mich feuchte und kalte Moorlandschaft. Stranda liegt hinter mir, die Fähre tuckert mich nach Liabygda, wo es gleich wieder 80 Meter hinauf geht. Dann an der Kreuzung: Trollstigen geschlossen. Ich fahre nach Stordalen und gehe auf den Camping. Im Internet steht, wegen erneutem Wintereinbruch und den Erweiterungsarbeiten an den engen Stellen bleibt die Strasse dieses Jahr etwas länger zu, voraussichtlich nächsten Freitag. Fuck it. Egal was noch alles zu sein wird, die Reise zwei Wochen vorgezogen zu haben damit Cynthia mitfahren konnte macht alles wett. Für nichts würde ich die zwei Wochen mit ihr eintauschen. Zwei Nächte später mache ich mich, heiss geduscht und ausgeschlafen auf dem weg. Unterwegs merke ich, dass zwei Heringe den Weg nicht zurück gefunden haben, dafür habe ich jetzt eine Lochkarte für die Toiletten des Stordalen Camping. Sorry. Es ist Sonntag und nach Molde bricht der Griff der Hinterbremse ab. Also „Avid“ streiche ich von der Komponentenliste, das ist das dritte Mal das etwas von denen einfach auseinander fällt. Mit einer „McGyver Selfmade Bremse“ brettere ich den nächsten Pass hinunter. Auf einem Rastplatz treffe ich ein Aargauer Ehepaar, die mir nach einem Schwatz ein Torinostängeli schenken. „Danke förd Schoggi a die Zwöi met em Mercedesbüssli.“ Schwer hier ein Radgeschäft zu finden, so fahre ich am Ende ohne Bremse bis nach Trondheim. Als ich, windgeschützt in einem Wartehäuschen pausiere, nähert sich ein vollbepacktes Velo. Freue mich auf ein Pläuderli, doch der Typ grüsst nicht einmal zurück. Ich treffe ihn an dem Tag zwei weitere Male, nichts, kein Hallo, Hey oder Kopfnicken. Trottel. Wir tun das Selbe, da grüsst man sich! Der Morgen war lasch, die stetige Steigung bis Sovasslia weckt mich dann aber auf und ich schaffe die 360 Höhenmeter. Der Kulminationspunkt ist zwar der höchste aber nicht der letzte an diesem Abend, müde stelle ich das Zelt zwischen Bäume neben der Strasse. Mit der Sonne direkt im Zelt erwacht sich es am besten. Alles ist eingepackt, doch ich bleib ein Weilchen sitzen und geniess den Morgen. Nach der endgültigen Abfahrt von diesem Hügel werde ich von einem Lastwagenfahrer angehalten der mir eine gute Strasse rät und ein Foto von mir macht. Er zeigt mir dann noch, dass er einen Schweizer getroffen hat der im Rollstuhl war und mit Handkurbel ans Nordkap fuhr. Genau so würde auch ich das machen, coole Sache. Nach Trondheim, wo ich nur den Bremshebel gekauft habe, übrigens zu einem guten Deal, fahre ich nach Stjordal. Ein Herr, der letze geschäftlich in Zürich war, zeigt mir denn Weg um den Flughafen herum, seine Tochter kann kaum glauben dass ich alles bis hierher gefahren bin. Etwa 10 Kilometer näher an Schweden steht das Zelt an einem Fluss.

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