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1111 Kilometer

15.-17.Apr.2012

Früh am Morgen überrasche ich Cynthia mit einem frischen Kaffee. Schlaftechnisch bin ich bereit fürs Nordkap. Der Tag verläuft wunderbar. Kurz nach dem Start fahren wir an den Albertkanal und können diesem bis Antwerpen folgen. Traumhaft. Die Strasse ist beinahe Autofrei. An einen Container gelehnt essen wir unser Mittagessen. Frisch gekochte Spaghetti Carbonara. Die Einfahrt in Antwerpen ist erschreckend. Aber je näher wir der Stadtmitte kommen, desto freundlicher wird es. Den Camping in Antwerpen erreichen wir per Unterwassertunnel. Wir sind bei Kilometer 998 und können es kaum erwarten, am nächsten Tag den ersten Tausender zu knacken. Der Camping stinkt. Liegt es an Belgien oder hatten wir Pech? Aufgeweckt werden wir heute von lauten Sirenen, die ununterbrochen während einer Ewigkeit heulen. In der Schweiz wäre es ein Zeichen für eine Atomkatastrophe, aber hier scheint es niemanden zu stören. Es ist so weit. Cynthias erste tausend am Stück und meine ersten tausend dieser Reise sind erreicht. Und zwar genau auf der Fahrt durch den Tunnel! Gleichzeitig heisst es aber auch, dass unsere gemeinsame Tour bald zu Ende geht. Denn Rotterdam ist nicht mehr fern. Antwerpen zu verlassen ist nicht einfach. Die Stadt lässt uns nicht los. Das Wetter ist sehr wechselhaft. Im einen Moment ist der Himmel blau und es ist schön warm, dann regnet es Eiswasser und die Temperaturen fallen um zehn Grad. Dazu kommt der Gegenwind, der auch heute unaufhörlich tobt. Als wir Kappelen und damit den letzten Vorort von Antwerpen verlassen, spürt man auch, dass wir wieder vorwärts kommen. In einem Dorf fahren wir innert kürzester Zeit an drei Sexshops vorbei. Die Niederlande können nicht weit sein. Am Rande vom De Zoom Kalmthourtse Heide Nationalpark machen wir in der Sonne eine Pause. Erleichtert darüber, dass wir für heute die Hälfte geschafft haben, geht der Kampf gegen den Wind leichter von den Oberschenkeln. In Bergen op Zoom stellen wir schon um 14:00 Uhr das Zelt auf. Am Abend dreht die Band Racoon Ihren Videoclip zu Liverpool rain auf dem Gelände. Echt cool. Heute hätte man fast in der Zeitung lesen können: „Zwei erfrorene Touristen im Zelt gefunden.“ Es war so kalt. Trotzdem haben wir verschlafen. Wohl so eine Art Winterschlaf. Schon nach der Abfahrt merken wir, dass uns der Wind heute wohl gesonnen ist. Als wir mit einem ordentlichen Tempo durch Halsteren donnern und auch Stenberg ziemlich schnell hinter uns liegt, wissen wir: das ist Rückenwind. Ein Traum. In Willemstad nehmen wir die Haringvlietbrug nach Hoekse Waard. Der Wind schiebt uns über die Insel und wir werden nur durch etwas gebremst: Cynthias dritter Platten. Per Heinennoordtunnel gelangen wir an die Tore von Rotterdam. Wir haben es geschafft. Nach genau 1111 Kilometern hat Cynthia ihr Ziel, und ich mein Zwischenziel erreicht.

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