Schweden - Norwegen
2.-9.Mai 2012
In der zweiten schwedischen Nacht wurde ich von zwei röhrenden Elchen geweckt, hei war das ein Schecken. Der eine irgendwo im Wald, der andere etwa zwanzig Meter neben meinem Zelt. Von der Tjörnbron hinunter hat man einen weiten Blick über die Fjorde, der Weg ist allerdings hügelig, eben die Fjorde heissen mich Willkommen mit viel auf und ab fahren. Immer gibt es ein Hafenstädtchen dass wieder einige Meter weiter unten liegt, nur um gleich wieder auf die Ausgangshöhe zurück zu kehren. Auch in Schweden trinken sie zu allem Möglichen diese leicht säuerliche „Cocio“ –Schokoladenmilch, zu Hamburger, bah. Da bleibe ich bei Cola. Die Bergfahrt vor Svinehund zieht sich endlos in die Länge, dafür gibt es von der Grenzbrücke hinunter ein paar schöne Bilder. Ich bin in Norwegen fürs erste, gehe dann nach Trondheim noch einmal nach Schweden. Um an norwegische Kronen zu kommen muss ich die ganze Strecke bis Frederiksstad zurücklegen, wo kriegen bloss die Leute auf dem Lande ihr Geld her? Die Nacht verbringe ich an einem kleinen See im Gestrüpp. Das norwegische Radnetz ist sehr schlecht beschildert, doch der Weg selbst führt auf ruhigen Wegen durchs Land. So fahre ich zum Beispiel auf einer alten überteerten Bahntrasse, wo nur noch der rostige Schotter an den Seien und die alten Leitungsmasten daran erinnern. Der Camping Ekerberg in Oslo liegt wirklich auf einem Berg und hat geschlossen. Diese zwei Tatsachen habe ich festgestellt nachdem ich mein Velo 50 Minuten den Berg hinauf geschoben habe. Es findet auf dem Gelände ein Oldtimertreffen statt. Ich muss sagen ich bin nicht der einzige gelackmeierte, während ich nach einer Alternative suche, kommen und gehen diverse Caravan aus Ländern in denen ich erst neulich war. Die treffe ich dann auf dem Camping Bogstad. Um dort hinzu kommen klaue ich mir einen Stadtplan aus der nicht existierenden Rezeption und rase a la Velokurier einmal quer durch Oslo. Am Morgen liegt Schnee auf meinem Zelt, hallo Norden, der aber fast weg ist als ich aufstehe. Den Samstag habe ich etwas fiebrig mit Bettflasche im Zelt verbracht, zum Glück wurde es gegen Mittag schön warm. Bei schönem Wetter fahre ich am Sonntag erst einmal sinnlos auf einen Berg hinauf, habe dann aber eine tolle Abfahrt. Nach einem Zwangsstopp weil ein Radrennen die Strassen sperrt, geniesse ich am See Sperillen einen sonnenreichen Abend bei Lagerfeuer. Die Nächte sind schon recht hell, hier ausserhalb der Städte wo es Nachts Nacht ist sieht man den Sternenhimmel und am nördlichen Horizont hat es um zwei Uhr morgens einen breiten hellen Streifen. Ich freue mich auf die weissen Nächte weiter im Norden. Durch dichte endlose Wälder erreiche ich Fagernes. Der gutgemeinte Rat eines alten Herrn war nicht ganz so gut. Die Strasse war zwar fast Autofrei, aber nur weil sie steil einen Berg hinauf führt. Nach eineinhalb Stunden und 4 Kilometer bin ich dann wieder auf der ursprünglich geplanten. Da ich keinen Platz finde wo mein Zelt einigermassen gerade stehen würde, fahre ich bis kurz Breitostölen und stell das Zelt bei Dunkelheit in den Strassengraben. Die Nacht auf ca.1100 m.ü.M war schweinekalt. Von Bettflasche bis Jacke um den Schlafsack binden war nötig um die Sonne nochmal zu sehen. Nachdem das gefrorene Zelt aufgetaut und eingepackt ist geht es in drei Stunden über zwei Pässe. Auf dem zweiten habe ich gerade einmal 15 Kilometer geschafft. Die Abfahrt hat es dafür in sich, mit Rückenwind und 8% Gefälle komme ich auf 71,2 Km/h. Mit dem Gepäck läuft das Velo zwar ruhig, doch ein mulmiges Gefühl bleibt. Während auf der anderen Seite Landwirtschaft betrieben wurde herrscht hier Wildnis. Erst Hochmoorlandschaft mit zugefrorenen Seen, später Nadelwald soweit das Auge reicht und ein klarer Bergfluss bahnt sich, mit reissenden Strömen seinen Weg ins Tal. Die wenigen Häuser sind nicht mehr rot, sondern schwarz und mit Wiese auf dem Dach. Mein Zelt stelle ich 800 Meter tiefer auf einen Feldweg bei Garmo. In Loms schaue ich mir die Stabkirche an und koche später in Bismo im T-Shirt meine Spaghetti. Kaum zwei Stunden später bin ich wieder in den Tiefen der Winterklamotten. Ich bin wieder auf 1200 Meter, es ist bewölkt und Eiskalt. Kein Mensch weit und breit im Skiort Grotli und nur ein einziger, in einem rostigen VW-Bus verlangsamt und fragt mich ob alles in Ordnung sei. Als ich sein Angebot ablehne bei ihm mitzufahren, schiesst er ein paar Fotos und fährt davon. Wenn ich einen Tag später hier wär, könnte ich wie geplant nach Geirangen fahren. Da die Strasse wegen vier bis fünf Kilometer noch nicht geräumt ist, es ist sechs Uhr, Feierabend, muss ich auf der 15 bleiben und in den Tunnel. Ich will hier in der Kälte nicht schlafen und das Velo auf die lange Strecke durch den 1m Schnee schieben habe ich noch weniger Lust, dann werden es eben 90 Kilometer mehr. Die Fahrt durch den staubigen und dunklen Tunnel wird nochmal zur Mutprobe. Mein Licht kommt gegen den Dunst nicht an, die Beleuchtung fehlt zum Teil auf bis zu 200 Meter, ich fahre Blind und nach Gehör. Jedes Mal wenn sich ein Lastwagen mit Donnergrollen ankündigt mache ich mich an der Seite klein bis er vorbei ist. Auf breiter Strasse und Engen Serpentinen geht es nach Hjelle hinunter wo ich mein Zelt auf ein Feld stelle.