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Santa Claus Village

5.-11. Juni 2012

Die zwei Camper aus der Schweiz bestehen darauf mir die Nacht und die heisse Dusche auf dem Camping zu bezahlen. Danke Alex und Guido. Am Vormittag verlasse ich Ivalo mit Euro im Sack und frischen Einkäufen auf dem Velo. Es ist wieder warm, also die ganze Schose zurück in die Packtaschen und hervor mit den kurzen Hosen. Die Strasse verläuft flach, zumindest im Vergleich zu den letzen Tagen. Die erste Steigung, locker 25kmh, ich bin gespannt, wie es denn mit dem leichten Kuriervelo zum Milchbuck hinauf geht. Doch zunächst geniesse ich den Frühling, dem bin ich etwas davon gefahren. Alles blüht, meine Augen erfreuen sich ab dem vielen Grün. Im Zeitraffer wachsen die kleinen Knospen, innert 150km, zu grossen Blätter heran. Schön dieses grüne Kleid der Natur, ich geniesse es, lege mich immer wieder auf einen Feldweg und horche der absoluten Stille wenn kein motorisiertes Fahrzeug anrollt. Ich fahre, so steht es da, auf Santa’s Road, eine Zeit lang sogar auf der Goldroad. Die haben die Strasse mitten durch eine Goldader gezogen und im Bauschutt eben dieses gefunden, immer noch an die 100kg sollen zu finden sein. Ich habe meine Schürfpfanne nicht dabei, fahre weiter. Da finde ich ein Mövenpick Schoggiglace, sitze in die Sonne denke an meine Liebste, wie wir am Bellevue sitzen. Nach einem 0Tag geht es weiter, das letzte Mal war in Östersund. Ich treffe insgesamt drei Franzosen und einen Deutschen. Die Zwei kennen meinen Franzosen, der ist schon bald in Helsinki. Den Regen in dem sie sechs Tage gefahren sind sehe ich nur kurz. Das Zelt habe ich fest abgespannt und einen kleinen Graben geschaufelt, doch die dunkle und laute Gewitterzelle umschwebt mich, lässt mich trocken. Ich werde die stille hier vermissen. Der Graus trägt den Namen: Santa Claus Village. Der musste ja kommen auf der Santa Road, da grinst Coca Cola Santa dämlich vom Plakat, an der Einfahrt, herunter. Der ist hier das Aushängeschild und die Touris in den Bussen kaufen Sackweise Souvenirs. In Rovaniemi geht es dann weiter, ich glaub es liegt an mir, zu lange abseits, Zivilisation. Seit ziemlich genau 2000km ging es einfach ums wichtigste, wenn man auf ein Geschäft traf, war man froh, wenn es Brot und Teigwaren im Angebot gab. Klar, hie und da etwas Schokolade und Cola. Doch wie häufig waren die Regale leer? Jetzt fahre ich auf die Stadt zu, gelbes M, H&M, Burger King, Starbucks und viele übergewichtige Kinder und Teenies. Ich hab es gesehen, nehme die nächste Abzweigung und verlasse, die inzwischen überfüllte E75. Je mehr Ziffern eine Strasse hier hat, desto besser. Ich fahre ziemlich parallel zur E75, aber beinahe Verkehrsfrei. An einem ruhigen See schlage ich das Zelt auf. Weil ich absolut keine Lust auf Kemi habe, kriegt meine Route einen weiteren Knick. Die Strasse hat eine vierstellige Nummer, keinen Teer und viele tiefe Löcher. Auf 110Km treffe ich auf magische vier Autos. Die wenigen Häuser sind oft kaum zu sehen, so mitten im Wald. Sie haben viel Platz, die Finnen. Jeder hat genug Quadratkilometer für sein Hobby, ein englischer Rasen, eine Hütte am See zum Fischen, eine Motocrosspiste hinter dem Haus oder ein Schiesstand. Wobei mir bei letzterem unwohl war, da liegst du im dünnwandigen Zelt und irgendwo ballert einer mit dem Maschinengewehr in der Gegend herum. Warum nur, weiss ich wie weit ein verirrtes Projektil fliegen kann? Der Finne mag Lakritze. Ich hatte ech Lust auf etwas Süsses, im Regal 21 Sorten Lakritze, nichts für mich. Ich verzichte, das geht zu sehr in Richtung Fenchel und Pastis. Ich bin Alleine aber nicht Einsam, es ist schön diese Ruhe hier. In Simo ist es vorbei mit der Stille, ich biege wieder in die E75. Kanalisiert treffen hier mehrere Strassen aufeinander, so auch der Verkehr. Ich ertrag es nicht, neben meinem engen Streifen donnern Nonstop Autos und Lkw vorbei. Keine Chance eine Stelle für das Zelt zu finden, ich mache Überstunden und nehme das erst beste, ein Mückenverseuchtes Flecken, flachen Grüns zwischen Strommasten und gefälltem Holz. Ist nicht immer schön so eine Reise. Da die Wäsche sich schon lange anstaut und ich fünfzig Meter neben der Strasse kaum geschlafen habe, gehe ich auf einen Camping. Seljänperä, ruhig, heisse Dusche und 70er Jahre Flair. Top.

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