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Sirimione - Vizenca

Der gestrige Tag bestand aus nichts tun. Am Morgen beobachtete Cynthia wie unsere Nachbarn ihr Domizil abbauten.

Die beiden zu beobachten war spannender als jede Unterhaltungsshow. Er lief während vierzig Minuten die ganze Zeit zwischen dem Auto und dem Zelt hin und her, während sie wohl das Gefühl hatte, ihr Mann helfe ihr enorm. In Wirklichkeit hat er keinen Finger gekrümmt. Das Paar hatte mehrere riesige Schachteln voll mit allmöglichen Sachen. Sie hatten zwei Zelte. Das eine zum schlafen und das andere als Wohnzimmer – genutzt hat sie es als Schminkzimmer. Die ganze Abräumprozedur dauerte über zwei Stunden. Es waren Faltzelte. Der Abbau von diesen dauerte höchstens fünf Minuten. Die ganze restliche Zeit ging für Krimskrams drauf. Als nur noch ein Zelt auf einer riesigen Plache stand, fand er es eine gute Idee, alles mit Wasser zu übergiessen. Die Plache war wohl schmutzig. Aber dass das Zelt auch pitschnass wurde hatte ihn wohl nicht gestört. Schlussendlich war die Plache auch nicht sauber. Für mich also ein sehr spannender Morgen. Observing die Nachbarn so quasi.

Die grösste Arbeit war das Wäsche waschen, das trocknen wurde allerdings von einem heftigen Gewitter unterbrochen. Der Himmel war innert wenigen Minuten schwarz und der starke Wind riss fast das Zelt aus dem Boden. Gegossen hat es wie aus Eimern. Der Camping war so überschwemmt, dass alle Gullideckel entfernt wurden. Unser Zelt haben wir zum Glück etwas erhöht hingestellt. So blieb es trocken. Als nach einer halben Stunde alles vorbei war und die Sonne wieder hervordrang, machten wir einen Spaziergang und legten uns auf einem Steg in die Sonne. Zum Abendessen gönnten wir uns eine sehr feine Pizza.

Heute Morgen geht es richtig früh los. Der Wecker klingelt um 4:40 Uhr. Noch etwas verschlafen packen wir so leise wie möglich unsere Sachen zusammen. Das meiste haben wir schon am Vorabend bereit gelegt. Trotzdem brauchten wir rund vierzig Minuten bis alles sauber verstaut war. Mike setzte sich die Stirnlampe auf und fuhr vorne. Ich trage die Lampe verkehrtherum und schalte das Rote Licht ein. So fahren wir als komisches überlanges Vehikel auf die Hauptstrasse zu. So früh aufzustehen ist traumhaft. Wir fahren dem Sonnenaufgang entgegen. Die Sonne gleicht dem Orangenen Teil einer Raketenglace. Mmmmhh. Mir läuft noch immer das Wasser im Mund zusammen. Nach den üblichen zehn Kilometern machen wir die erste Pause. Ich brauche ein Zmorgen. Extra dafür haben wir gestern noch Schoggigipfeli besorgt. Wir geniessen das Frühstück im Stehen an einer Autostrasse. Heute können wir den ganzen Tag der gleichen Strasse folgen. Das ist super. Haben wir doch in den letzten Tagen einiges an Zickzack zurückgelegt. Kaum geht die Sonne auf bricht eine Hitze über uns. Zudem ist es durch den verdampfenden Tau sehr feucht. Wir sind wirklich froh, schon so früh gestartet zu sein. Der Strassenverkehr ist zwar bereits um sechs Uhr ziemlich stark, nimmt aber erst später richtig zu. Dann müssen alle, die verschlafen haben noch mal richtig aufs Gas treten.

Bereits um 7:50 Uhr treffen wir in der Stadt von Romeo und Julia ein. Die ersten dreissig Kilometer sind geschafft und wir nehmen uns in Verona Zeit für einen Kaffee direkt an der Arena. Verona wollen wir auf der uns bereits bekannten Strasse verlassen. Aber was ist denn das? Schon wieder ein Berg? Ohjemine. Es geht den Hügel zum Castel hoch und drüben wieder runter. Eine ziemliche Strecke war das. Das Training der letzten Tage spüren wir sehr gut. Im Sitzen – nicht mal im kleinsten Gang pedalisieren wir diesen Hügel hoch und düsen dann wieder runter. Ich mache mir immer Sorgen, wenn Mike so schnell die Berge runter flitzt. Dutzende Stossgebete spreche ich dann aus. Gottseidank kommt er immer heil an.

Wir folgen unserer Strasse weiter in Richtung Vicenza. Perfekt, dass wir der S11 folgen können. Regelmässig machen wir kurze Stopps. An einer Tankstelle geniesse ich ein tolles, heisses Sandwich. Genau das habe ich gebraucht. Es ist erst halb zwölf und wir sind bereits über sechzig Kilometer gefahren. Das frühe Aufstehen wollen wir beibehalten – es hat so viele Vorteile. Um ungefähr vierzehn Uhr erreichen wir Vicenza. Von der Tourist Information erhalten wir einen Lageplan für den nächsten Camping. Dieser Plan ist unglaublicher Oberschrott. Die Masststäbe innerhalb der Karte sind unterschiedlich. Gemäss Plan sollte unser Camping mitten im Wald in circa 1 Kilometer Entfernung sein. Es waren schlussendlich über zehn Kilometer und einen Wald fanden wir auch nicht. Aber zumindest konnten wir so die Hundertermarke knacken, die ich das letzte Mal so knapp verpasst habe.

Der Zeltplatz ist richtig edel und hat sehr schöne Grünflächen. Auch die Sanitären Anlagen waren sehr vorbildlich. Ausser dass die Damentoiletten als allerletztes kamen. Was ist das denn? Das hat sich sicher ein Mann ausgedacht. Auf der Suche nach einem Laden laufen wir dann nochmal drei Kilometer und müssen uns mit einem Kebab zufrieden geben.

Irgendwie verfolgt mich das Pech heute Abend sowieso ein Bisschen. Ich fühle mich zwar nicht so müde, muss aber wohl erschöpft sein. Von Megasonnenbrand über Unzähligemückenstiche bis zu Verlieren im Uno und Zerdrücken des Ebooks blieb mir kaum was erspart. Immerhin – letztes kann ich noch gebrauchen. Wenn auch etwas beschädigt. Ich bin richtig traurig, weil wir schon bald wieder zurück müssen. Ein dickbestrichenes Nutellabrot und natürlich Mike trösten mich. Ich bin zwar gerne zuhause und da ist ja auch alles bestens. Aber – ich möchte einfach immer weiter, weiter, weiter. Die ganze Welt will ich sehen. Bald wird es ja wahr.

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