me vs. me
Es ist doch mal an der Zeit, dass ich auch etwas schreibe. Einen eigenen Beitrag auf der Webseite. Vor unserer Abreise liegen noch einhundertundfünfundfünzig Nächte. Ich werde die Nächte nicht mehr als soundsooftmal Schlafen zählen, sondern ich zähle in Nächten. Denn – so näher die Abreise rückt – desto weniger schlafe ich in der Nacht. Naja, das stimmt nicht so ganz. Denn sobald ich mich hinlege, schlafe ich wie ein Murmeltier. Egal wann, wie und vor allem wo. Das mit den schlaflosen Nächten ist bei mir wohl eher eine Art Metapher.
Meine Pédaleurs-Uhr ist hin und her gerissen. Teilweise habe ich das Gefühl, die Zeit rast nur so an mir und unseren Vorbereitungen vorbei. Und dann, an anderen Tagen habe ich wiederum das Gefühl als ginge es so richtig überhaupt nicht vorwärts.
In meiner Freizeit sind meine Gedanken immer eingeschränkter. Ich und ich bekämpfen uns mit aller Kraft. Wir haben heftige Diskussionen.
chillt-Ich:
i de Vorbereitige semmer scho voll wiit. Ich glaube höt chill ichs mol. Es gehd zwar scho no Sache zum mache. Aber easy hey, das hed jo no Ziit…
gschtresst-Ich:
oder doch ned? Es ged jo scho no mega vell zum mache. Ond eigendlech semmer voll no ned wiit met vorbereite. Öberlegg doch mol, was no alles aastohd. Wie machemer denn das met de Wohnig? Mer händ jo scho en Plan, aber isch gliich no umegavell zum mache. Wenn söll i denn das erledige? Ond wie? Ond wo om Hemmels welle söll i mit all dene Sache äne? Shit hey, was isch wenn mer öppis megawechtigs vergässe händ?
chillt-Ich:
hey, nimms doch mal easy. Chund de scho guet. Und wänn ned, denn chasch jo jetzt au nüüt mache. Es chöme eh no vell Sache uf dich zue wo du jetzt noni weisch, und das chasch ja jetzt ned plaane. Chills mol. Wenn hesch eigendlech sletscht mol öppis gässe? Chum, jetzt lömmer mal de Färnseh a. Am beschte, mer wartet mol chli ab. Gaanz entspannt.
gschtresst-Ich:
was entspannt? Hey schliiffts der eigendlech? Kei Ziit för entspannt. Und werom bisch eigendlich set fascht ere stond a dem dämleche Blogiitrag am schriibe? Hesch eigendlech nüüt gschiiders ztue? Ich wüsst also so einiges wo jetzt besser sötsch erledige. Und de Text lest e niemmer. Das isch doch voll langwiilig. Interessiet doch kei Mönsch.
chillt-Ich:
Ja und? Isch doch au mine Blog. Isch mer doch gliich.
gschtresst-Ich:
Isch der voll ned gliich.Nachhär wenns ufeglade hesch, denn besch der wieder voll onsicher. Lösche oder doch ned? Und denn stressisch mech wieder ume. Und werom schriibsch öberhaupt uf schwiizerdüütsch? Verstahd doch kei Mönsch.
chillt-Ich:
Oh… hmm… jetzt beni ganz veronsecheret
gschtresst-Ich:
Gsehsch! Huere vell Ziit verschwändet för nüüt. Hey, stell de PC ab und mach öppis gschiits.
chillt-Ich:
Ach läck mer doch.
Ungefähr so läuft das zwischen uns. Das Gute ist, dass diese Ich-und-Ich-Streitereien immer mit einem Sieg für mich enden. In einem Punkt sind wir uns aber einig. Pédaleurs ist die beste (und auch mutigste) Entscheidung, die wir bis jetzt getroffen haben. Noch nie ist auch nur ein klitzekleiner Funken von Unsicherheit betreffend unserer Pläne aufgetaucht. Und doch. Der eine oder andere Abschied. Oder sagen wir lieber das eine oder andere „auf Wiedersehen“ schmerzt mich schon.
Ich freue mich so unglaublichwahnsinnigmegafest und kann es kaum abwarten. Und dann bin ich wieder ein bisschen wehmütig. Mag ich doch mein Zuhause und meinen Alltag hier in Zürich sehr.
Meine Arbeitsstelle wurde ausgeschrieben. Schon treffen Bewerbungen ein und ich betrachte das Ganze mit gemischten Gefühlen. Jetzt wird’s wirklich ernst.
Ist es denn so verkehrt, etwas wehmütig zu sein? Nein. I don’t think so. Ist doch auch ganz schön.