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Km 1898 - Km 2008_ Garbovac - Spasovac


Wir wollen heute früh um 7:00 Uhr losfahren. Wollten. Cynthia hat etwas Mühe zum aufstehen. Drei freie Tage machen ja auch müde. Wir schaffen es knapp, um 7:00 Uhr an der Rezeption zu stehen. Bereit zum Auschecken. Aber der Computer läuft noch nicht. Also frühstücken wir mal eine Runde und versuchen es erneut. Um 7:30 kann es losgehen. Da wir vorgestern schon die Route in Richtung Nationalpark gefahren sind, wissen wir, was uns erwartet. 11 Kilometer bergauf. Und wer weiss, was nachher kommt... Es ist schon spannender, wenn man nicht weiss was kommt. Und auch motivierender. Wir fahren also los und trampen vor uns hin. Vor der Abreise haben wir noch das Gepäck getauscht. Heute hat Mike mal das Zelt und Cynthia dafür den gelben und den blauen Sack. Das heisst, Elektrotechnik, Schuhe und Stühle. Cynthia trägt nun etwas schwerer. Aber da Mike in den anderen Taschen noch viel mehr Gewicht hat, geht es in etwa auf. Wir sind sowieso gespannt auf das erste Wiegen. Noch immer haben wir keine Waage gefunden und es nimmt uns schon Wunder, mit wieviel Anhängsel wir da eigendlich jeden Tag strampeln... Nach knapp zwei Kilometern hat Mike einen Platten. Den ersten auf unserer Strecke. Nach dem wir das Loch gefunden und gestopft haben machen wir uns an die nächsten neun Kilometer bergauf. Eigendlich ist es gar nicht so anstrengend wie wir meinten. Den Eingang zwei erreichen wir schon bald. Nach einem Kaffee, Orangensaft und Apfelstrudel geht es weiter in uns noch nicht bekannte Gebiete. Von Prijeboj führt ein Weg westlich durch den Nationalpark. Der Weg ist sowohl auf dem GPS als auch auf der Karte als Regionalstrasse vermerkt. Also denken wir uns nichts dabei und schlagen den Weg ein. Dass der Weg weder auf Google Maps noch mit einer Tafel am Strassenweg gekennzeichnet ist irritiert uns nicht im geringsten. Anfangs freuen wir uns, dass auf der Strasse wohl kein Verkehr herrscht. Wir können nebeneinander fahren und geniessen den leichten Anstieg. Beim ersten Dorf müssen wir rechts abbiegen. Der Weg ist nun nicht mehr asphaltiert, sondern ist eher eine Schotterpiste. Egal. Wir fahren weiter. Es können ja höchstens 14 Kilometer sein. Plötzlich geht es den Berg auf. Wir sind mitten im Nationalpark von Kroatien. Um uns herum nur Wald und eine überwucherte Schotterpiste. Cynthia kommt ein Gedanke, der sie nicht mehr loslässt. Gibt es hier Bären? Nachdem der Gedanke das erste Mal aufgetaucht verschwindet er nicht mehr. Auf Bären horchend schieben wir unsere Munis also den Berg hoch. Immer tiefer in den Wald. Nach einem kleinen Picknick hören wir einen Rehbock. Auch dieser macht wieder so ein unmögliches Geschrei wie der damals oberhalb des Balaton. Dass wir das Geräusch schon kennen ist gut. Cynthia hätte sonst wohl einen Schock gekriegt. Mittlerweilen ist die Steigung bei gut 15%. Wir können die Räder kaum halten und trücken sie regelrecht den Berg hoch. Oben stehen wir vor einem verlassenen Dorf. Es hat einige Häuser mit verrammelten oder eingeschlagenen Fenstern. Sonst nichts. Zwei schlammige Wege führen von dem Dorf ab. Rechts ist das Fahrverbot, links ein anderer Weg. Wobei man sich schon fragen kann, warum hier ein Fahrverbot ist. Kein Auto hätte die vorherige Route geschafft. Anyway. Wir biegen also links ein. Die Botanik ist ganz anders als vor dem Dorf. Zwischen den Fichten hat es immer wieder schöne Lichtungen mit grünen Wiesen. Das GPS zeigt mittlerweilen an, dass der Weg bald enden wird. Aber einige Meter dahinter soll es in eine andere Strasse führen. Diese paar Meter werden wir dann schon schaffen. Unsere schlammige Schotterpiste wird nun zur Wiese. Nur hochgewachsenes Gras. Wohin man schaut. Wir finden eine Traktorspur im Gras und folgen dieser bis wir sie verlieren. Vor einem verlotterten und verwaisten Haus hört die Spur auf. Kein Fahrzeug zu sehen. Keine weitere Spur zu entdecken. Mike geht zu Fuss weiter und sieht sich nach einer befahrbaren Strasse um. Nichts zu finden. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als zum letzten Dorf zurück zu fahren. Oder zu schieben. Cynthia ist mittlerweilen ziemlich erschöpft und fällt immer wieder in den Schlamm. Die weichen Knie helfen auch nicht beim Fahrrad schieben. Auch Mike ist recht geschafft. Aber er ist doch noch um einiges fiter. Zurück im Dorf stehen wir wieder vor dem Fahrverbot. Nunja. Was sollen wir anderes tun als der Strasse zu folgen. Gemäss GPS soll das auch der richtige Weg sein. Wir fahren also das Fahrverbot herunter und stehen nach einigen Kilometern vor einer grossen Barriere. Wir klettern darunter hindurch und fahren weiter. Uns ist schon etwas unwohl. Schliesslich fahren wir gerade im kroatischen Nationalpark durch das Fahrverbot. Cynthia fühlt sich jetzt schon besser, da es hier wohl doch keine Bären hat. (Wir haben übrigens Tage später erfahren, dass es doch Bären hatte... ). Mike ahnt nichts gutes. Gerade nachdem er sagte, dass wir es in fünfhundert Metern geschafft haben, erreichen wir eine Brücke. Also nein. Wir erreichen keine Brücke. Wir erreichen nur einen Fluss mit etwas das mal eine Brücke werden soll, aber erst aus wenigen Holzlatten besteht. Ziemlich erschöpft - die Tour durch den Wald dauert nun schon fast fünf Stunden an - entladen wir die Räder. Mike trägt alles über den Fluss und auf der anderen Seite werden die Räder wieder beladen. Nach knappen fünfzig Meter erreichen wir wieder eine Barriere unter der wir durchklettern. Und da ist sie. Die asphaltierte Strasse. Wir haben keinen Schimmer wo die herkommt. Aber sie ist da. Also biegen wir links ein und fahren durch das erste belebte Dorf. Am Ende des Dorfes gönnen wir uns die erste richtige Pause von heute. Nachdem wir noch einige Kilometer bergauf fahren, treffen wir auf die Strasse 52. Nach knapp 35 Kilometern sind wir dem Nationalpark entkommen. Für unsere Mühen von heute werden wir direkt belohnt. Über Vrhovine und Zaluznica führ uns der Weg alles bergab nach Otocac. Unser eigendliches Ziel für heute. Wir beschliessen einfach noch etwas zu fahren, bis wir einen Campingplatz finden. Es ist ja erst 16:00 Uhr. So fahren und fahren wir mehr oder weniger leicht den Berg hoch bis Zuta Lokva. Es sind noch 23 Kilometer bis nach Senj. Das heisst, es sind noch 23 Kilometer bis zum Meer. Das heisst, es fehlen uns noch 23 Kilometer bis wir die 2'000 Kilometer unserer Reise erreicht haben. Der Entscheid fällt schnell. Wir kaufen uns ein Pack Gummiwürmer und trampen Gummiwurmkauend Kilometer um Kilometer den Berg hoch. 700 Höhenmeter müssen wir erreichen. Bei knapp 300 ist unser Entscheid gefallen. Also nur noch 400 Höhenmeter. Das schaffen wir. Müder als jetzt können wir ja kaum werden. Also kämpfen wir uns bis zum Pass hoch. Der Moment als wir das Meer sehen ist fantastisch. Wie sehr wir uns freuen. Die Aussicht ist wunderschön. Das Meer ruhig und von Inseln geschmückt. Auf uns wartet eine Passabfahrt von 650 Metern. Während fast 14 Kilometern brauchen wir nicht in die Pedale zu steigen. Einfach nur geniessen. Die Sonne geht langsam hinter dem Horizont unter und das mittlerweilen silbern schimmernde Meer ist atemberaubend. Auf der Abfahrt erreichen wir auch unsere 2'000 Kilometer. Was für ein schöner Moment! In Senj biegen wir ab nach Süden. In Spassovac soll ein Camping sein. Noch immer sind wir 50 Meter über Meer. Die Strasse führt der Klippe entlang. Nach fünf Kilometern entdecken wir das Schild zum Camping. Der Nebenstrasse folgend fahren wir runter an den Strand. Der Camping ist in einer Bucht gelegen. Wir sind am Strand. Der Strand. So wunderschön. Wir stellen unser Zelt direkt am Wasser auf. Mittlerweilen ist es schon dunkel. Nach heute sehr abenteuerlichen 108 Kilometern gönnen wir uns morgen wieder einen freien Tag.

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