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Km 3727 - Km 4051_Leptokaria - Nea Karvali


Was haben wir zuletzt geschrieben? Ach ja. Wir genossen einen freien Nachmittag in Leptokaria. Schön wars. Ausser in der Nacht. Da hat doch tatsächlich um 23:00 Uhr einer neben unserem Zelt die Bohrmaschine und den Scheinwerfer eingeschaltet und dann mal richtig angefangen Baumeister zu spielen. Aber das ist eine andere Geschichte…

Am Abend sind wir essen gegangen und haben das schon lange rausgezögerte Wie-soll-es-weiter-gehen-Gespräch geführt. Schon seit dem dritten Pédaleurs-Tag ist uns klar, dass wir die geplante Tour nicht so machen können oder wollen, wie wir uns das ursprünglich gedacht hatten. In unserem Tempo und mit den vielen Umwegen, die wir noch machen wollen, werden wir wohl genau auf den Herbst hin Iran verlassen und den Winter in Kasachstan oder Kirgistan verbringen. Brrrrrr. So hatten wir bereits im Mai entschieden, die Route anzupassen. Doch wie wir das genau angehen wollen, darüber hatten wir noch nicht gesprochen. Was wir sicher wollen, ist immer schön der Wärme nach.

Und so fahren wir am nächsten Tag die kurze Strecke bis Korinos und verbringen den Nachmittag mit Recherchieren, Route berechnen, Planen, Budgetieren, Organisieren und Karte vollkritzeln.

We proudly present: Türkei, Iran, Vereinigte Emirate, Oman, zweimal scharf links, Vereinigte Emirate, Iran, Turkmenistan im nächsten Frühjahr und dann geht es weiter wie gehabt. Oder fahren wir dann doch ganz anders? Ach, wer weiss das schon. Jedenfalls ist das die aktuelle Prognose.

Den nächsten Tag fahren wir weiter in Richtung Thessaloniki. Die Strasse ist ruhig, flach und führt uns zwischen vielen Feldern durch. Kurz vor Methoni werden wir aus einem Auto hinaus angesprochen. Der Fahrer bietet uns an, uns zu einem schönen Pausenplatz zu führen. Gleich um die Ecke. Gerne folgen wir dem Mann, welcher uns zu einer – von ihm frisch renovierten – Kapelle führt. Die Aussicht von hier oben ist wirklich beeindruckend. Nach einer kurzen privaten Geschichtsstunde, fahren wir weiter gegen Norden. Die Strasse will uns über Alexandria nach Thessaloniki führen. Wir bevorzugen aber eine andere Strecke und folgen so dem GPS kreuz und quer über die Felder. Die Griechen haben ihre eigene Art, Strassen zu beschriften. So sind die Strassenschilder in die eine Richtung immer blau und plötzlich aus dem Nichts sind sie grün. Autobahn. Ohne Ankündigung steht man vor der Autobahnauffahrt. Hier ist es etwas anders als in Albanien. Autobahnfahren ist hier wirklich nicht erlaubt und so verbringen wir einen grossen Teil des Tages mit der Suche nach einer Fahrradtauglichen Strasse. Aber dank GPS, Glück und Mikes Spürnase finden wir den richtigen Weg.

Auf einmal stehen wir nach der Stadt Chalastra vor einer versperrten Brücke. Ganze drei Fahrverbotschilder und zwei Barrieren versperren uns den Weg. Oh no. Das bedeutet einen Umweg von mehreren Dutzend Kilometern. Wir wagen es, und ertasten langsam die Brücke. Vielleicht hält sie ja die paar Kilos noch aus? Mit unsicheren Schritten schreiten wir die ersten paar Meter ab, als sich von hinten plötzlich ein Auto nähert und uns bedeutet, wir sollen fahren. Wenn ein Auto drüber kann, dann werden wir das wohl auch schaffen. Als wir dann zu dritt auf der Brücke sind, leisten uns auch noch ein Traktor und ein Motorroller Gesellschaft. Erst jetzt sehen wir, dass die Griechen um die Fahrverbotschilder herum den Trampelpfad mit Beton begossen haben. Die Strafe für entfernen oder überfahren von Verbotsschildern ist wohl schlimmer als das Umfahren und neu betonieren… Wir haben es auf die andere Seite geschafft und der Weg führt uns nun direkt in das Industriegebiet von Thessaloniki. Kurz nach Sindos – übrigens kurz gesagt nicht der place to be – vervielfachen sich wieder die Hunde. Zeitweise bellen, rennen und fletschen sie zu fünft hinter uns her. Ach die vielen Hunde überall. Glücklicherweise sind die meisten Strassenhunde scheu und die privaten angebunden. Aber es hat immer wieder solche, die es einfach nicht lassen können. Der Griff zur Peitsche verläuft mittlerweile routiniert, und die Pedaleurs bilden gemeinsam ein nicht durchzubeissendes Hindernis. Trotzdem. Adrenalin pur.

Nach guten 100 Kilometern erreichen wir am frühen Abend Thessaloniki. So viele Menschen haben wir schon lange nicht mehr gesehen. Phuu. In der Stadt findet gerade aus aktuellem Anlass eine Demonstration statt. Alles ist abgeriegelt mit Polizei- und Militärfahrzeugen. Hunderte von Polizisten auf Motorrädern oder hinter Schutzschildern sorgen für Ordnung. Da wir von keinem Warmshowerhost eine Rückmeldung bekommen haben und es auch keinen Campingplatz in der Nähe hat, werden wir uns heute Nacht ein Hotel nehmen. Auf dem Weg zum Hotel müssen wir wegen dem Vorbeiziehen der Demonstranten eine halbe Stunde an einer Kreuzung warten.

Mit dem voranschreiten der Minuten werden auch die Taxi- und Carfahrer immer ungeduldiger. Und einer nach dem andern wagt den U-Turn. So auch der durchaus sehr gestresste Touristenbusfahrer. Dieser fährt nahe an Cynthia vorbei und streift sie während der Wendung mit seinem Hinterteil. Zum Glück hat sie das gesehen. Ihr Fuss wäre sonst wohl etwas weicher als vorher. Die Verschalung des Wagens hatte aber weniger Glück. Die ganze Rücklichtabdeckung des Cars liegt nun neben Cynthias Fahrrad auf dem Boden. Fahrrad und Fahrerin bleiben unversehrt. Cynthia 1 Punkt, Car 0 Punkte.

Der Hotelier hat uns vorgewarnt. Mit den Worten „ja es hat noch ein Zimmer, aber das ist ehrlich gesagt ziemlich simpel“ lag er goldrichtig. Aber wir fühlen uns wohl und es gefällt uns ganz gut. Nach einer warmen Dusche erkundigen wir die Stadt. Unterwegs treffen wir noch auf zwei Fahrradfahrer von London. Sehr sympathisch. Wir würden uns freuen, sie nochmal zu treffen. Thessaloniki gefällt uns sehr gut. Die Promenade ist ellenlang und die ganze Strasse ist von Künstlern, Zuckerwatteverkäufer und Spaziergängern gesäumt. Es gibt so viel zu sehen.

Ja, ja. Das mit dem Aufstehen fällt uns nicht immer so leicht. Und so starten wir den nächsten Morgen wieder einmal etwas später als geplant. Unser Ziel ist einer der beiden Seen östlich von Thessaloniki. Die ersten paar Kilometer müssen wir den Berg hoch. Andauernd werden wir von den Griechen angesprochen und bejubelt. So lustig. Es macht wirklich Spass. Nachdem gestern alles flach war, haben wir ganz schön in die Pedale zu treten. Ächz. Oben angekommen halten wir einen kleinen Schwatz mit einer deutschen Joggerin. Herzliche Grüsse auf diesem Wege. Nachdem bezwingen des Hügels werden wir auf den nächsten Kilometern mit einer Abfahrt und geraden Strassen belohnt. Ach wie schön das doch ist. Die Seen überzeugen uns nicht und es ist noch nicht mal Mittag. So wollen wir noch weiter fahren. Die Regenzeit verbringen wir im Schutz eines Bushäuschens und halten einen Schwatz mit einem Dänen, welcher gerade von Istanbul her zurückfährt.

Die Strecke entlang der E90 ist sehr schön und vor allem die Region um Neo Maditos mit den tiefen Farnwäldern gefällt uns besonders gut. Wir beschliessen, hier wild zu Campen. Doch leider verpassen wir doch tatsächlich den besten Platz und befinden uns plötzlich wieder an der Küste. Hier hat es einige Touristen und das wild campieren wird nicht einfach. Wir fahren etwas zwanzig Kilometer bis wir einen hübschen Strandplatz erreichen. Hier gefällt es uns. Wir fangen an zu kochen und geniessen ein feines Znacht. Gerade als wir Aufstellen wollten, ging das Geläufe los. Hier ein Auto, da ein Spaziergänger, hier ein Päärchen, da ein Hund. Action im Nirgendwo. So beschliessen wir, etwas weiter zu fahren. Wird sich sicher noch ein ruhigeres Plätzchen finden.

Nochmal zwanzig Kilometer müssen wir abstrampeln, bis wir nach heute Einhundert Kilometern einen geeigneten Feldweg finden. Am Strand, direkt am Meer. Perfekt. Wir schlagen unser Zelt auf und gehen nach einem Schwumm im Meer zuerst unter die PET-Dusche und dann ins Bett. Die Nacht ist ruhig und wider Erwarten bekommen wir keinen Besuch. Als wir am Morgen um sechs aus den Federn kriechen stellen wir erstaunt fest, dass es schon so einige Fussgänger am Strand hat. Naja. Ab uns hat sich offenbar niemand gestört. So frühstücken wir gemütlich und machen uns auf in den neuen Tag.

Wir folgen weiter der E90 in Richtung Kavala. Ab und zu driften wir etwas ab und erkunden die Dörfchen an der Küste. Nach einem feinen zweiten Frühstück geht es Hügel hoch und runter, vorbei an Olivenhainen, Felsen und überraschend viel wildcampenden Familien weiter in den Osten. Juhuii – soeben haben wir die 4‘000er überschritten.

Kurz vor Kavala treffen wir auf Michael aus Deutschland. Er ist – natürlich – auch mit dem Fahrrad unterwegs und hat sich für seine Route ein Jahr Zeit genommen. Gemeinsam fahren wir zum Camping vor Kavala. Dieser wirkt ziemlich special. Eine Mischung aus Feriendorf, Partyoase und Cüpli-am-Strand-Bar. Mike und Cynthia sind wenig begeistert und so fahren wir zu dritt nach Kavala.

Der Camping, den wir ansteuern, heisst „Closed“. Ist er denn nun closed oder heisst er closed? Geschlossene Campings sind normalerweise nicht auf den Karten verzeichnet. Aber es wäre rein aus marketingtechnischen Gründen auch eher davon abzuraten einen Camping „Closed“ zu nennen…. Wir haben hier ja schon vieles erlebt und so wagen wir es, den ominösen „Closed“ anzusteuern. Er ist also geschlossen. Keine grosse Überraschung. So geht es weiter nach Nea Karvali. Hier checken wir auf dem Camping ein. Die Pédaleurs sind heute neunzig Kilometer gestrampelt. Wir sind ziemlich müde. Bald werden wir wohl schlafen gehen…

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