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Km 11731 - Km 11870_Gokarna - Kundapura


Während der Zeit an der OM Beach haben richtig schön ausgespannt. Ausser Lesen, Schreiben und Essen gab es ja auch nicht viel. Schliesslich ging hier - wie an so vielen Orten in diesem Land - weder die Telefonverbindung, geschweige denn Internet. Eigendlich ist das ja ganz schön so. Aber Cynthia hätte doch so gerne Live am Geschehen des GastroForum für die Frau teilgenommen, und Mike war auch ganz gespannt darauf, was es denn so neues im Weltweiten Web gibt. Aber macht nichts. So hatten wir richtig viel Zeit für die Natur, das Meer und für uns.

Nach der dritten Nacht, sind wir bereits früh am Morgen aus den Federn gekrochen. Gerne wären wir noch etwas liegen geblieben. Der Ort hier war der Erste, an dem wir richtig Ruhe fanden. Kein Auto, kein Geschrei, keine Musik. Es war richtig schön still. Eine Ausnahme in diesem Land voller sich überschlagender Ereignisse. Nichts desto trotz quälten wir uns aus dem Bett, knabberten an dem Brötli, welches wir gestern nach dem Abendessen aufs Zimmer genommen hatten und packten unsere Sieben Sachen. Um den Hotelbereich zu verlassen und wieder zurück zur Strasse zu kommen mussten wir eine steinerne Rundtreppe mit zehn Stufen und einen steilen, schmalen, gepflasterten Weg passieren. Eine halbe Stunde brauchten wir, bis alles Gepäck und die Räder vor dem Hoteleingang standen. Und somit waren wir bereits vor dem ersten Tritt in die Pedale völlig ausser Atem und von Schweiss durchnässt. Weiter ging es mit einem zwei Kilometer langen Anstieg. Es war so steil, dass man beim Schieben mit den Söckli aus den Schuhen rutschte.

Auf den weiteren acht Kilometern passieren wir Dutzende von Schulkindern. Es ist uns ein Rätsel, wo die Kinder alle herkommen. Denn weit und breit ist keine grössere SIedlung zu erkennen. So marschieren also die Mädchen und Jungen in ihren Schuluniformen - Meitli mit zwei Zöpfchen, Röckchen und weisser Bluse, Jungen mit Blauen Shorts, Kravättli und weissem Hemd - die vielen, vielen Kilometer bis zum Unterricht. Sie winken, fragen nach Farbstiften und kichern miteinander über die zwei komischen Vögel, die da mit dem Fahrrad durch den Jungle fahren.

Um Neun Uhr erreichen wir die Ortschaft Tadadi. Hier soll eine Fähre nach Aghanashini ablegen und wir haben beschlossen, den Umweg von zehn Kilometern zu wagen, um vielleicht mit etwas Glück in den Genuss der Abkürzung und der um einiges schöneren Küstenroute zu kommen. Gesagt, getan. Wir fahren da also in Tadadi ein und haben das Gefühl, dass wir die ersten Weissen in diesem Ort sind. Sowieso ist es auffällig, dass wir die Europäer, Australier und wo sie auch immer herkommen mögen mit der weissen Haut nur an den bekannten Orten erspähen. Zwischendurch gibt es keine Touristen, keinen French Toast und nur mit ganz, ganz viel Glück Toilettenpapier. Aber äbe. Wir sind nun in diesem Ort angekommen. Es ist ein Fischerdorf und überall wimmelt es von Fischern mit ihren Netzen, von Hunden, Kühen, farbigen Stoffen und Rotz der hier - wie auch überall wo wir in Indien aufgetaucht sind - frischfröhlich und mit laustarkem Würgen aus den Nasen und dem Mund geschleudert, auf dem Boden liegt. Wir fragen uns durch und werden an die Fähranlegestelle manövriert.

In der Ferne erlicken wir bereits ein grösseres Boot, das wir als unsere Fähre ausmachen. Wir sind guter Dinge, dass wir die Räder ohne Verlust auf die andere Seite manövrieren können. Komischerweise bewegt sich aber das grosse Schiff gar nicht und als dann nach einer viertel Stunde eine grössere Nussschale, überfüllt mit zwanzig Indern, auf uns zugetuckert kommt, fallen uns langsam die Schuppen von den Augen und wir merken, dass wir uns mit dem grossen Boot etwas vertan haben. Die Nussschale kommt näher, und unsere Knie werden weicher. Unsere Räder füllen zusammen das Volumen des halben Bootes aus. Zum Glück wollen nur wenige Passagiere nach Aghanashini und so kann sich das Gefährt gut über Wasser halten. Sobald jeder Mitfahrer an Board ist, wird der Dieselmotor mit heftigen Drehbewegungen angeschmissen, schwarzer Rauch dampft aus dem Motor - sieht eigendlich aus wie bei einer alten Eisenbahn - und ehe wir uns versehen geht die Fahrt los. Wider erwarten kommen wir ohne nennenswerte Zwischenfälle am anderen Ufer an. Phu. Geschafft.

Auf der nun erreichten Nebenstrasse erwartet uns eine idyllische Fahrt bis nach Kumta. Von da aus gelangen wir wieder auf die Schnellstrasse 17. Die ist alles andere als idyllisch. Eigentlich nervt sie. Es ist unglaublich laut. Jeder noch so langsame und überladene Lastwagen muss unbedingt noch den vor ihm her tuckelnden ebenfalls überfüllten Lastwagen überholen. Zu zweit überfüllen sie die Strasse regelrecht. Dass da noch einer entgegen kommt ist scheinbar egal. Es wird einfach gehupt, bis die Trommelfelle platzen. Wir erleben unzählige dieser um Haaresbreite nicht geschehenen Unfälle. Und dann eben dieses Hupen. Uns piepst das Ohr. Und dann die Roller und die Rikschas und die Taxis und die Busse. Alle zwängen sich durch die Nadelöhre der Strasse und der stärkere, oder eben der lautere gewinnt. Trotz der unglaublich waghalsigen Fahrstile der Strassenbenutzer fühlen wir uns - Achtung Kuh! Phu. Nomol Glöck gha. Wo war ich? Ah ja. Wir fühlen uns trotz allem einigermassen sicher auf dem Asphalt. In Kumta gibt es für Cynthia einen kleinen Zmittag. Mike freut sich lieber auf eine nichtscharfe Mahlzeit und setzt daher aus. Die Strasse führt uns über ein paar Hügel, immer schön entlang dem Meer. WIr sehen es zwar nicht, aber das GPS wird uns wohl nicht anlügen. Um vierzehn Uhr treffen wir nach 77 Kilometern an unserem Tagesziel ein. Murudeshvara.

Murudeshvara ist ein überfülltes und stark belebtes Dorf. Warum? Na weil es in Indien ist, dänk. Aber es gibt noch einen anderen Grund. Denn hier in Murudeshvara - hahaha das Wort kam nun dreimal vor und wir müssen es immer noch von der Karte Buchstabe um Buchstabe abtippseln - steht die Statue of Shiva. Die zweitgrösste Statue der Gottheit Shiva der Welt sowie die Gopura. Daneben befindet sich direkt der Strand, welcher von unglaublich vielen Menschen belagert ist. Es hat so viele Menschen, dass es sogar Fastfood Stände auf dem Sand gibt. Es ist rappelvoll. Die Menschen waschen sich im Meer, fahren mit Fahrrädern auf dem Sand, oder sogar mit Motorrädern durch das Wasser, peitschen auf Jetskis durch die Menge oder buddeln sich im Sand ein.

Nachdem wir im besten Hotel am Platz eingecheckt haben - unser Plan mit dem Internet ging dann aber hinten und vorne nicht auf - duschen wir das erste Mal in diesem Jahr mit warmem Wasser und machen uns anschliessend auf, um die Statue zu erkunden. Irgendwie irritiert es uns, als der dritte Inder uns um ein Foto bittet. Hä? Obwohl wir keine Räder dabei haben, wollen alle von uns ein Foto machen. Manchmal nur von Mike, manchmal von uns beiden. Hmmm. Wir spazieren also zu Shiva, machen ein Foto mit Mike im Vordergrund und giggelen etwas über das so entstandene Wortbild. Anschliessend waten wir durch den Müll und die vielen Menschen am Strand. Nach etwa zweihundert Metern ist der Spuk vorbei und vor uns liegt ein Kilometer leerer, sauberer Strand. Schon komisch, dass sich die Menschenmasse nicht verteilt. Die mögen das Wohl. Privatsphäre wird sowieso überschätzt. Wir suchen uns also ein freies Plätzchen, plantschen etwas und sitzen so rum.

Nachdem wir aufgestanden sind, kommt ein junger Mann dahergerannt. Er muss bereits einige Minuten gesprintet sein, denn vor kurzem war er noch nicht in unserem Blickfeld. Foto, Foto. Please Mister. Can I take a picture? ähm. Ja. Ok. Ein zweiter Kollege wird nun aus hundert Metern herbei gepfiffen. Er muss mächtig sprinten und nimmt die Kamera in die Hand. Die Pedaleurs posieren zusammen mit Junge Nummer eins. Dann ist Junge Nummer zwei dran. Danach nochmal Junge Nummer eins. Er will mit Cynthia alleine posieren. Hmmm. Ok. Unter den strengen Augen von Mike wird Cynthia mit Junge Nummer eins abgelichtet. Kaum ist das Foto geschossen, werden Hände geschüttelt, unzählige Dankbarkeitsbekundungen gemacht und dann rennen die Jungs jauchzend, quitschend und lachend davon.

Um die in der Nacht hell erleuchtete Statue noch fotografisch ins rechte Licht zu rücken, spazieren wir am Abend – bewaffnet mit Kamera und Stativ – noch einmal an den Strand. Auf dem Rückweg erhaschen wir einen Blick auf das wohl knuddeligste und obermegahärzigste, was das Pédaleursauge in den letzten Wochen wahrgenommen hat. Ein ganzer Wurf Hundewelpen – knappe zwei Wochen jung – tappselt am Strand herum und versucht, die steile Treppe zur Strasse zu erklimmen. Es ist so herzig. Die vier Hunde sind kuschelig und flauschig. Herzklopf.

Der Wecker rackert sich am nächsten Morgen total ab. Aber die Mühe ist beinahe vergebens. Die zwei Radler kriegen ihre Beine kaum unter der Decke hervor. Ächz. Phu. Wir schaffen es dann doch und fahren los, immer der Nase nach. Die Fahrt führt uns bereits nach wenigen Minuten wieder auf die verhasste Strasse Nummer 17. Wir sind froh, wenn wir die dann mal wieder verlassen können. Aber bis jetzt hat es leider keine schmalere Strasse, welche näher am Strand entlangführt. Also strampeln wir – wie auch schon gestern – tapfer neben dem gestörten Verkehr her. Nach etwas über sechzig Kilometern ist Kundapura erreicht. Direkt am Wasser gelegen entdecken wir ein schönes, modernes Hotel. Wir beschliessen sofort, uns hier einzuquartieren.

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