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Km 20166 - Km 20555_Perth - Hyden


Der Abschied von Rahel und Geoffrey fällt uns wie erwartet sehr schwer. Fast wäre uns ein Tränchen rausgekullert. Aber wir traten dann schnellschnell nach dem Zmorgen in die Pedale und der Meerwind blies die Augen wieder trocken. Wir machen uns auf den Heimweg, zurück in die Schweiz. Also, ähm.... jedenfalls theoretisch. Da wir uns das Tämpelen und Umweglifahren ja mittlerweile verinnerlicht haben, kann sich der Heimweg auch in die Länge ziehen... Zuerst mal fahren wir nach Sydney. Der Weg führt uns direkt an die Küste. Von da aus einmal links abbiegen und dann immer schön dem Veloweg entlang in die City Perth. Nach wenigen Kilometern wird uns vom Strassenrand her gewunken. Geoffrey hat uns abgepasst und wollte noch ein Foto in voller Fahrt schiessen. Ein unerwartetes Wiedersehen. Juhui. Kurz darauf wollten wir uns an einer Tankstelle etwas Benzin für den Kocher holen. Doch das scheint gar nicht so einfach wie gedacht. Denn das Abfüllen in kleine Benzinflaschen ist hier nicht erlaubt. Hmmm. Dann probieren wirs halt woanders. Als wir den Elisabeth Quai erreicht hatten, war es Mittag und die Mägen knurrten nach etwas über vierzig Kilometer bereits lautstark unter dem Jäggli hervor. So verdrücken wir direkt vor Ort eine feine Pizza und zwei Cola. Wer weiss, wann wir das nächste Mal die Chance dazu haben. Nun heisst es aber endgültig byebye Perth und wir nehmen Fahrt auf in Richtung Osten zum Brookton Highway. Nach 65 Kilometern Fahrt lacht uns die erste ernstzunehmende Steigung des Landes an. Knapp Dreihundert Meter führt uns der Weg im Verlauf der nächsten Fünfzehn Kilometern in die Höhe. Mitten im Anstieg entdecken wir die letzte Tankstelle für die kommenden 99 Kilometer. Hier - ausserhalb der Stadt - ist das Abzapfen für die Kocherflaschen kein Problem und wir finden sogar noch ein paar Dosen Cola. Perfekt. Anschliessend erreichen wir den Nationalpark. Unser Zelt stellen wir direkt neben einem Feldweg auf und köcherln uns unser erstes Abendessen seit vielen Monaten auf dem eigenen Köcherli. Mmmmh. Danach kuscheln wir uns in den Schlafsack. Wir schlafen sehr gut. Und viel. Kein Wunder, schliesslich herrscht hier im Winter ja knapp 12 Stunden Finsternis. Uns tuts gut und wir freuen uns. Am nächsten Morgen packen wir in aller Ruhe unser Hab und Gut zusammen und kochen uns unser erstes Frühstück in Australien. Es gibt Haferflocken mit Äpfeln und Zimt. Mmmh. Jedenfalls Halbmmmh. Kommt etwas auf den Hunger an. Die heutige Strecke ist etwas anstrengender als erwartet, denn es geht ufen und aben und ufen und aben. Im Verlauf der letzten drei Wochen sind unsere Muskeln wohl etwas eingerostet und auch die Knochen schwerer geworden. Das zusammen mit der grösseren Gepäckmenge - schliesslich haben wir so einiges zu Mampfen und zu Trinken dabei - macht das ganze etwas anstrengend. Wir sind einfach noch nicht ganz im Schuss. Und bereits nach wenigen Kilometern knurren die Mägen vor Hunger. Den ganzen Tag über machen wir viele Essensstopps am Wegesrand. Wir müssen uns wohl noch etwas eingewöhnen. Aber die Landschaft macht alle Anstrengung vergessen. Wir fahren eine weite Strecke durch den National Park und seinen Wald, bis es anschliessend entlang gelb- und grünblühender Felder geht. Es hat weisse Vögel mit pinkigen Köpfen, grüne Vögel mit blauen Bäuchen, Schafe die sich vor Pédaleurs fürchten und ab und an ein Wölkchen, das sich über uns ausschüttet. Irgendwie sieht es hier fast so aus wie auf dem Desktopschoner von Windows. Gegen Abend erreichen wir Brookton - übrigens den ersten Ort nach 97 Kilometern überhaupt - und den dazugehörigen Camping. Trotz der Kälte spaziert der Verantwortliche in kurzen Shorts rum und erklärt uns all die Begebenheiten des Areal. Wir stellen unser Zelt unter ein kleines Dach und Mike macht sich mit dem leeren Fahrrad auf in den Dorfladen. Die erträumte Salami, der Käse und das Baquette müssen wohl noch etwas auf uns warten. Denn ausser Getränken und einem Lauchquiche gibt es hier überhaupt nichts. Na dann. Kochen wir halt unsere Vollkornspaghetti. Die haben es übrigens in sich. Die sind so vollkornig, dass sie gar nicht weich werden und irgendwie total nach Brot schmecken. Wir hätten grösste Lust, anstelle von Tomaten da mal eine kräftige Portion Nutella unterzumischen. Wer weiss, vielleicht machen wir das ja mal noch. Nach einer heissen Dusche endet auch dieser Tag relativ früh. Naja, wir gehen halt wieder mit der Sonne schlafen und so giggelet wohl jedes Kindergartenmädchen, wenn wir hier erzählen, dass wir um 18:30 Uhr in die Federn springen.

Da auch diese Nacht wieder sehr lang war, fühlen wir uns am nächsten Morgen, als hätten wir gleich zwei Nächte geschlafen. Heute zeigt sich das Wetter den ganzen Tag über von seiner besten Seite. Strahlend blauer Himmel. Auch heute wieder geniessen wir viele kleine Pausen, erschlagen dutzende von Mücken und Fliegen, freuen uns ob der schönen Landschaft, geniessen das surren der Pedale und gewöhnen uns so langsam wieder an unser sein. Die Strecke führt uns grösstenteils gerade aus. Kurz vor Corrington - dem heutigen Tagesziel - passieren wir den regionalen Tierfriedhof. Hund, Katze, Maus und andere beste Freunde des Menschen fanden hier ihre letzte Ruhe. Der Platz ist sehr friedlich und richtig herzig eingerichtet. Jedes Gräbchen hat sein Steinchen und der Besucher wird von einem grossen Bronzehund begrüsst. Wenige Minuten später erreichen wir Corrington. Ein - soweit wir das bis jetzt beurteilen können - typisches, westaustralisches Örtchen. Es hat Schule, Kirche, Polizeiwache, Touristeninformation und Frisör. Und ein paar Einfamilienhäuschen. Alles schön in Reih und Glied im Neunziggradwinkel angeordnet. Und hier finden wir sogar einen grossen Einkaufsladen. Wir packen unsere Taschen mit frischen Sachen voll und steuern anschliessend den örtlichen Campingplatz an. Der Besitzer ist sehr, sehr herzlich, das Duschwasser warm, der Platz sauber, die Küche super ausgestattet und alles in allem richtig gemütlich. Naja, es ist schon so, dass die Campingplätze sehr teuer sind. Aber man bekommt auch wirklich etwas für sein Geld. Sogar WC-Papier hat es reichlich. Von dem her - wir findens super. Und heute gabs sogar noch ein Give-Away. Ein Kugelschreiber mit Lämpli dran. So geil. Die ganze Nacht über konnten wir den Lauten eines äusserst musikalischen Vogels lauschen. Ein so schönes Gezwitscher haben wir beide noch nie gehört. Naja, ist etwas gstabig um es hier zu schreiben. Hmmm. Also es klingt so ähnlich wie ein sanfter Klingelton eines Smartphones. Obwohl, das wird dem Tierchen irgendwie auch nicht gerecht. Wir schlafen heute aus - denn uns eilt ja wirklich nichts. Sydney ist ja schon fast um die Ecke. Und so braten wir uns zum Frühstück erstmal Speck, Bohnen und Pide. Leckerlecker. Und dazu gibts Kaffee und Heissi Ovo. Endlich mal keine Haferflöckli. Nachdem wir startklar waren, kauften wir nochmals beim grossen Laden ein und pedalierten danach weiterhin dem Highway Nr. 40 entlang. Zuerst etwas durch den Nebel und anschliessend unter strahlend blauem Himmel. So schön. Wir passieren ein verschlafenes Nest, kaufen uns Cola, essen ein paar Käsebrötchen und geniessen lange Geraden. Nun sind wir wieder im Schuss und die angerosteten Muskeln scheinen der Vergangenheit anzugehören. Hat eben doch was, der Mythos mit der rostfressenden Cola. Hier in Australien werden wir beinahe von jedem Autofahrer gegrüsst. Es wird gewunken, kurz gehupt oder der Daumen aus dem Fenster gereckt. Mega härzig. Auch die Roadtrains - obwohl hier noch eher Roadraisinen- scheinen sich ob uns zu freuen. Nach etwas über siebzig Kilometern finden wir am Strassenrand ein hübsches Fleckchen für die Nacht. Wir stellen das Zelt auf und geniessen den freien, halben Nachmittag. Etwas lesen, etwas plaudern und schon schleicht sich die Sonne zum Horizont. Nun noch schnellschnell Köcherlen, Abwaschen und Duschen. Dann verkriechen wir uns in den Schlafsack und lauschen der Schafherde, die ganz in der Nähe ihren Schlafplatz gefunden hat. Auch heute Nacht singt der Schönsingvogel für uns. Und auch ein Geburtstagsvogel ist da. Warum wir ihn so getauft haben, ist eigentlich leicht erklärt. Er zwitschert nämlich die ganze Nacht tweet-twaat-tweet-twaat-Pause- tweet-twaat. Also genau wie das Happy Birthday. So luschtig.

Diese Nacht ist es richtig kalt. So kalt, dass der Tau am Morgen gefroren ist und wir uns ziemlich motivieren müssen, das Zelt am morgen zu verlassen. Aber als dann die ersten Sonnenstrahlen zwischen den Bäumen hindurchlugten, tauten wir so langsam auch auf. Es sind noch wenige Kilometer bis Hyden - unser erstes Etappenziel dieser Australienreise. Nach einer Fahrt über die Felder, einem Käsesandwich und einem Stückli Schoggi erreichen wir den Ort kurz vor dem Mittag. Heute ist Sonntag und wir können nicht gross Einkaufen. Die Tankstelle im Ort gibt wenig her und so geben wir uns mit ein paar neuen Getränkedosen zufrieden. Anschliessend fahren wir zum Wave Rock. Hier hat es einen Zeltplatz, auf dem wir unser Zelt aufstellen. Nach einem Zmittag machen wir uns auf den Weg zu diesem riesigen Granitfelsen. Direkt hinter dem Campingplatz führt ein schmaler Pfad zur Welle, die während Jahrhunderten durch das Wasser aus dem harten Gestein gespült wurde. Wir machen ein paar Fotos und klettern anschliessend auf den Felsen. Von hier aus hat man eine grossartige Aussicht auf die Weite des Landes. Man sieht so weit, dass die Erdkrümmung klar ersichtlich ist. In der Ferne sieht man auch noch einen weiteren grossen Granitfelsen. Dieser beherbergt hunderte von Zeichnungen der Ureinwohner. Wir beschränken uns heute aber auf das erklimmen des Wave Rocks mit einem Abstieg zum Hippo Yumm. Knappe dreieinhalb Kilometer legen wir zu Fuss zurück. Es ist richtig schön hier und wir machen tolle Fotos. Das eine oder andere schafft es vielleicht auch in den Fotokalender 2017, den du bereits heute hier bestellen kannst. Nun geniessen wir den Rest des Nachmittages, schreiben am Blog rum, trocknen unser Zelt und gehen anschliessend Duschen. Wer weiss, wann der nächste heisse Wasserstrahl auf uns wartet. Pédaleurs are totally fallen in Love with Australia.

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