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Km 21775 - Km 22177_Schatz - Nullarbor


Nach dem Vergraben des Schatzes - das ist übrigens fast so aufregend wie das Finden selbst - rollen unsere Räder wie von selbst weiter in Richtung Osten. Unser Mittagessen gönnen wir uns heute im Roadhouse Mundrabilla. Hier treffen wir auf Nadja aus der Schweiz. Sie ist mit dem Work and Travel Visum unterwegs und arbeitet während ihrer ersten Monate in Down Under hier im Roadhouse. Wir freuen uns, mal wieder Schweizerdeutsch zu plaudern. Und es wird noch besser. Nadja hat gebacken. Rüeblitorte. Soooo cool! Wir verdrücken direkt ein Stück und lassen uns ein weiteres einpacken. Stell dir vor, du bist mitten im Outback und verdrückst eine Aargauer Rüeblitorte mit himmlischem Zitronenguss. Best ever!

Einer der vielen Parkplätze am Eyre Highway wird heute Nacht zu unserem Lager auserkoren. Diese Plätze sind wirklich super zum Nächtigen. Es hat genügend Platz, die Heringe passen perfekt in den Boden, es hat Abfalleimer und es ist allermeistens sehr still. Oft ist man auch alleine. Als wir kurz vor dem Einnicken, bereits in die Schlafsäcke eingekuschelt und nur noch mit einem Auge wach sind, hören wir leise Schritte um unser Zelt schleichen. Die Tritte sind eigentlich kaum hörbar. Und da weder die Räder rascheln noch jemand sich an unserem Zelteingang zu schaffen macht, machen wir uns nicht die Mühe, um nach Draussen zu gügseln. Ehrlich gesagt, dachten wir beide, wir hätten wohl nicht recht hingehorcht und die Schritte seien aus einigen Metern Entfernung gekommen. Aber nein, am nächsten Morgen entdecken wir neue Fussabdrücke und frische Zigarettenstummel, direkt an unserem Zelt. Der Kerl ist in einem Abstand von wenigen Zentimetern um uns herumgeschlichen. Hmmm, man könnte fast denken, das sei etwas Creeeeepy. Aber vielleicht hat der Typ sich ja auch einfach einen Nachtspaziergang gegönnt. Oder er hat letzte Nacht hier geschlafen und etwas vergessen.

Die Rückenwindphase ist wieder vorbei und der Gegenwind pustet uns heute mit voller Kraft ins Gesicht. Pfff. Der Gegenwind ist noch fast stärker als vor ein paar Tagen und so erreichen wir den gesamten Tag über eine lässige Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 Km/h. Und das, obwohl es ausschliesslich auf flacher Strasse geradeaus geht. Tja.

Gegen Mittag erreichen wir das Örtchen Eucla, nachdem wir den ersten Anstieg seit Tagen - ungefähr fünfzig Höhenmeter innerhalb von 500 Metern - hinter uns gebracht haben. Von hier oben sehen wir das erste Mal das Meer. Juhui. In Eucla gönnen wir uns ein Mittagessen, kaufen zünftig Einfachzucker und pedalieren weiter. Kurz darauf erreichen wir das zweite Roadhouse innerhalb eines Tages. Das Border Village ist der Grenzort, der Westaustralien von Südaustralien trennt. Hier müssen wir das zweite Mal, seit wir Perth verlassen haben, unsere Uhren um 45 Minuten nach vorne stellen. Der Wind wurde im Verlauf des Tages noch stärker, der Tag neigt sich langsam dem Ende zu und so allmählich geht uns das Insgesichtgepuschte so ziemlich auf den Wecker. Seit wir die Staatsgrenze überschritten hatten, änderten sich auch die Strassenverhältnisse. Ach deshalb, wird vor den Roadtrains gewarnt. Alles klar. Denn anders als im Westen, hat es hier keinen Pannenstreifen auf dem Pédaleurs dahinrollen können. Man fährt entweder auf der Strasse oder im rutschigen aufgelockerten Schotter daneben. Hmmm. Die Kiesel entlang des Highways sind sehr lose und so muss man bei der Auf- und Abfahrt immer genau den richtigen Winkel erwischen, damit einem nicht die Pneus wegrutschen. Gar nicht so einfach, wenn nebenbei der eine oder andere Roadtrain vorbeidonnert. Zwar passen diese immer gut auf und weichen so weit wie möglich aus, aber wenn dann halt noch ein anderes Fahrzeug entgegenkommt, dann muss man als Radler zügig einsehen, dass man bei einer Kollision wohl eher den Kürzeren zieht. Beim Lookout Nummer 13, der einem einen atemberaubenden Ausblick auf die steil abfallenden Felsklippen und das Meer bietet, stellen wir unser Zelt auf. Ganz im Sinne von Mittendrin statt nur dabei. Der Truck, der die letzten Tage über Mikes Jacke gefahren ist, hat dem armen Reissverschluss einige Zähne ausgeschlagen, und so verabschiedet Mike sich heute endgültig von seinem geliebten Kleidungsstück. Zum Glöck hämmer no de Schoofpulli - und de Früehlig chund ja au langsam. Bei fabelhafter Aussicht lassen wir den Rest des Nachmittages verstreichen, erholen uns von den Ereignissen des heutigen Tages, köcherln unser Abendessen im vom Winde geschützten Zelt und verbringen eine wunderbare und einsame Nacht - zusammen mit einer Billion strahlender Sterne.

Pünktlich zum Frühstück mit Orangensaft und Nutellabrot - gestern konnten wir nämlich das erste Mal seit Norseman etwas Brot kaufen - setzt der heutige Regen ein. Der Schauer scheint direkt vom Südpol zu kommen und ist eisig, eisig kalt. Brrr. Noch immer herrscht Gegenwind und die Kälte peitscht uns ins Gesicht. Bei der ersten Pause gings noch. Anschliessend wurde es immer nässer, kälter, nerviger. Nach vierzig Kilometern kriegen wir Hunger. Wir beschliessen, uns unseren Lunch im Zelt zu kochen. So dem Eisregen ausgesetzt isst es sich einfach weniger gemütlich. Das Zelt steht, die Spaghetti waren super, die Schoggi ist gemampft, eine zweite Cola getrunken und noch immer regnet es in Strömen und Huddelt als häts noch nicht genug gehuddelt. Und so kam es, dass wir den gesamten Nachmittag im Zelt verbrachten, den Regen ausharrten und es uns kuschelig warm machten. Warum pedalieren wenn man auch im Zelt rumlümmeln kann. Oder.

Und siehe da - nachem Räge schiint d Sunne. Als wir am nächsten Morgen aufstehen, lacht uns ein blauer, freundlicher Himmel an. Der Wind bläst zu unseren Gunsten und die schmuddeligen, nassen Kleidungsstücke von Gestern erholen sich in Kürze in den morgendlichen Sonnenstrahlen. Heute geht es wieder viel geradeaus. Es geht zügig voran, wir gönnen uns viele Päuseli, fahren an Roadkill Nummer 340 vorbei, kochen uns ein leckeres Mittagessen bei einem weiteren Lookout, begeistern uns für die fabelhafte Aussicht, bedanken uns bei anderen Reisenden für die grosszügigen Wasserangebote und treten den ganzen Tag über fröhlich in die Pedale.

Abends erreichen wir das Roadhouse Nullabor, welches den Beginn der Treeless Plain markiert. Wir freuen uns auf die Dusche, schliesslich haben wir uns im Verlauf der letzten vier Tage nur jeweils eine Katzenwäsche gönnen können. Da juckt es uns gleich wieder, wenn wir an die Berichte anderer Radreisenden denken, die sich während zwei Wochen keine Dusche gönnten. Nix für uns. We love saubere Haare und wir stehen dazu.

Der Camping selber ist aber ein megaflopp. Jawohl, ein Flopp. Für die Zelte ist - wie so oft und unerklärlich - die letzte Ecke des Campings reserviert. Mehrere Hundert Meter von der Toilette entfernt. Da der Boden aus festgefahrenem Kies besteht, bringen wir die Heringe knapp einen Zentimeter in den Boden. So gahds nöd. Also erklären wir den allgemeinen Picknickplatz mit seiner tiefen Erde zu unserem Platz und stellen das Zelt zmittst drii. Es hat hier unglaublich viele Caravans und Wohnmobile. Warum sich jemand freiwillig diesen Platz aussucht ist uns ein Rätsel. Das Duschproblem werden sie wohl nicht haben. Die Caravans stehen allesamt in Reih und Glied, dicht an dicht nebeneinander. Der Platz zwischen den Vehikeln reicht knapp, dass man sich auf seiner Wanderung zum Badezimmer hindurchschlängeln kann. Da gerade auf dem Roadhouseeigenen Flugplatz keine Flugis starten, sind wir die Attraktion des Abends. Scharen von Reisenden umkreisen uns in einem Abstand von ungefähr fünfzehn Metern und beobachten und bewerten unser Zeltaufstell- und Einnöscheliritual. Nachdem sie genug gesehen haben, beginnen die Frauen zu kochen. Die Männer hingegen prahlen bei ihren Nachbarn grossartig über die Funktionen ihres Gefährts und einigen sich mühselig darauf, wer wohl heute der Platzhirsch ist. Wir gehen nach einer ausgiebigen Dusche ins Restaurant und gönnen uns ein weiteres Mal einen Lammbraten mit Pfefferminzgelee. Als wir uns ans Zähneputzen machten, beobachten wir die Männer, wie sich einer nach dem anderen eine Zeitung unter den Arm klemmt und ins Badezimmer stolziert. So ein Abend auf dem Camping ist wirklich spannend. Am nächsten Morgen geht der Platzhirschkampf übrigens mit Elektrozahnbürstelivergleich und Abfahrtwettkampf weiter. Zum Glöck händ mer nor es Velo. Aber - ein Elektrozahnbürsteli haben wir im Fall auch. Ob den Gockeln hier vor Ort kriegen wir uns kaum ein.

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