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Km 22886 - Km 23215_Port Augusta - Adelaide


Wir übernachten insgesamt vier Nächte auf dem Campingplatz von Port Augusta. Die Zeit verbringen wir mit Plegeren, Lesen, Schreiben und anderen gemütlichen Sachen. Auch einen Spaziergang und eine gepäckfreie Velofahrt machen wir einmal durch das herzige Hafenstädtchen. Schön hier. Und natürlich essen wir lecker. Von Pizza über Chicken bis zu ausladenden Frühstücken ist alles dabei. Diese Campingplatzküchen sind einfach super. Eines Abends - als wir uns bereits in unsere Schlafsäcke eingenöschelet hatten - macht es Pämm. Ein lauter Knall - aus unserem Zelt. Hä? Die Ursache ist schnell gefunden. Der Leim in Mikes Schlafmatte gab den Geist auf und so haben sich zwei der acht Luftpolster zusammengetan und eine grosse Wurst gebildet. Deja vu. Auf der Suche nach einer Ersatzmatte suchen wir einen örtlichen Campingladen auf. In einer Strassenecke steht einsam und verlassen der empfohlene Shop. Firearms and Cycles steht in verblichenen Lettern über dem Eingang. Haha, so luschtig. Wie kam wohl diese Combo zustande? Anyways. Der nette Verkäufer kann uns nicht helfen, empfiehlt uns jedoch einen anderen Laden. Und so tingeln wir weiter und stehen vor einem richtigen Outdoorshop. Doch die Australier haben ganz andere Vorstellungen von Campingequipment als wir. Die Schlafmatten haben zusammengerollt ein riesiges Packvolumen und wiegen mehrere Kilos. Das ist hier üblich - auch die Schlafsäcke sind zusammengepackt ungefähr so gross wie ein Robbenbaby. Naja - wenn man eben alles in den Campervan moschten kann, dann verschieben sich die Bedürfnisse. Wir werden jedenfalls nur halbwegs fündig und kaufen für die Übergangsphase eine Isomatte. Am vierten Morgen in Port Augusta rollen wir Isomatte, Schlafsäcke und Co zusammen und beladen die Räder für die nächste Etappe. Nach superfeinem Zmorge pedalieren wir in Richtung Süden aus der Stadt raus. Wir haben Rückenwind und so geht die Fahrt sehr gut voran. Bereits kurz vor dem Mittag haben wir über siebzig Kilometer zurückgelegt. Zeit für ein Znüni. Anschliessend fahren wir noch etwas weiter und beschliessen, uns für die kommende Nacht auf dem Campingplatz von Port Pirie einzuquartieren. Hier stellen wir unser Zelt das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit auf eine Wiese. Das Grass wurde frisch gemäht und alles erinnerte an Zuhause. Port Pirie könnte sich auch irgendwo am Bielersee angesiedelt haben. Auch diese Stadt erkunden wir zu Fuss, versuchen unser Schlafmätteliglück vergebens in einem Geschäft vor Ort und watscheln dann - bewaffnet mit Milkshake - wieder zurück zum Zelt. Hier leimen wir anschliessend all unsere Schuhe neu und hoffen, dass sie noch einige Kilometer durchstehen. Auf einer Nebenstrasse rollen wir am nächsten Morgen zurück auf die A1. Die letzten - und auch kommenden - Tage über war die Landschaft relativ einseitig. Die Fahrt führt uns hauptsächlich durch Weizenfelder. Nicht langweilig - aber einseitig. Das Spannenste sind momentan die Orts- und Strassennamen. So passieren wir unter anderem Chinamans Creek, Deadmans Hill Road, Dublin oder Snowtown. Dadurch, dass sich hier in der Gegend alles der Landwirtschaft verschrieben hat, ist es enorm schwierig, einen Schlafplatz zu finden. Die Rest Areas bestehen ausschliesslich aus Asphalt und sind von hohen Zäunen umgeben, es hat kaum Feldwege und der Weizen wächst bis zum Strassenrand. Nun gut - wenns dann mal dunkel wäre würde man sicher etwas finden. Aber das ist nicht so unser Ding. Somit konzentrieren wir uns in den kommenden Tagen auf Campingplätze. Den für heute Nacht finden wir bereits am frühen Nachmittag in Snowtown. Der Camping ist richtig lustig, denn er ist eigendlich kein Camping. Viel mehr ein Schotterplatz hinter der öffentlichen Toilette, irgendwo am Stadtrand direkt neben dem Fussbaldfeld. Uns gefällts, ist irgendwie urchig. So stellen wir das Zelt auf und schaffen es gerade noch vor dem Regen alles hervorzukramen, das wir nun wieder schnellschnell in den Schärmen bringen müssen. Es regnet den ganzen Nachmittag, den ganzen Abend, die ganze Nacht. Die Temperaturen kühlen rasant ab und die Stadt beginnt ihrem Namen alle Ehre zu erweisen. Auf dem Camping sammeln sich mehr und mehr Menschen, die Einsamkeit geht im Geschnatter unter. Wir haben keine Lust zu kochen und suchen ein Restaurant. Die Stadt ist typisch für diese Strecke. Die Strassen sind rechtwinklig angeordnet, irgendwo steht ein Silo, jedes zweite Haus ist unbewohnt und von den meisten Gebäuden bröckelt der Verputz. Bitzli wie im wilde Weschte. Die Bar finden wir aber auf Anhieb, denn sie befindet sich wie überall auf der Main Street. Die Lammkotelettes und der Kartoffelstock sind super und wärmen uns etwas von innen. Anschliessend stapfen wir in Regenklamotten zurück und verkriechen uns in unserem Stoffhäuschen. Die Nacht war richtig kalt und das Isomätteli verwandelt sich in ein Gefrierbeutel. Wie sind doch nicht mehr so die Jüngsten. Am nächsten Morgen schleppen wir uns aus dem Reissverschluss, packen das Zeugs zusammen, bezahlen den Campingbesitzer der mit seinem Wagen vorfährt und strampeln weiter in Richtung Adelaide. Heute windet es mal wieder. So richtig Gäääägewend. Wir kommen kaum vom Fleck. Die Strasse ist gerade, der Asphalt glatt, unsere Geschwindigkeit knapp über 10Km/h. Äächz. Unsere Fahrt führt uns am Lake Bumbunga vorbei. Hier wohnt Aussinessi. Oder vielleicht heisst es Bumbbungi. Jemand hat hier - mitten im See - mit ein paar LKW Pneu eine Skulpur gebaut, die aussieht, als würde eine riesige Wasserschlange ihr Unwesen treiben. So luschtig. Sowieso haben es die Australier mit ihren Tieren. Da gibt es aus Blech die grösste Kakerlake der Welt, aus Pappmasche das grösste Känguru oder aus Öltonnen ein Riesenmanssgöggeli. Die Skulpturen sind jeweils die Attraktion der Region und werden oftmals schon viele Kilometer im Voraus angekündigt. Direkt am Lake Bumbbunga liegt das Örtchen Lochiel. Der Ort und das schnuggelige Café kommen genau rechtzeitig zum Znüni. Es hat hausgemachte Pasteten, Muffins und viele andere Gebäcke. Ein Gaumenparadies. Mittwoch bis Sonntag geöffnet und auf jeden Fall einen Besuch wert. Nachdem wir kräftig zugelangt haben, beschliessen wir, dass wir heute nicht mehr viel Fahren werden. Manchmal muss man eben von seinen Plänen absehen - gerade bei diesem gestörten Gegenwind. So fahren wir noch bis Port Wakefield und quartieren uns dort auf dem Camping ein. Ein halber Tag steht uns zur Verfügung. Eigendlich auch nicht schlecht. Der Wind lässt nach und wir können ein paar gemütliche Stunden auf unseren Stühlen verbringen und das weissderkuckuck wievielte Buch zu Ende lesen. Zum Znacht watscheln wir zum Restaurant und gönnen uns - das letzte Mal ist ja auch schon wieder mindestens 24 Stunden her - Lammkotelette mit Härdöpfelstock. Bestes Nationalgericht ever. Juhuuu der Wind hat sich gedreht und so pedalieren wir am kommenden Tag wieder sauschnell voran. Adelaide ist zum Greifen nah. Mike hat heute Schwein und findet eine neue Gallionsfigur entlang der Strasse. Super Mario, der ihm seit der Türkei stets treu den Weg gewiesen hat, brach letzte Woche seinen Arm und muss seit daher seine Pension in einer der Packtaschen verbringen. Aber eben - an den Strassenrändern finden wir ja allerhand. Ein Handy, ein Tablet, einen Hammer und die neue Gallionsfigur. Quiiik, Quiiik. Schwarti das Schweinchen ist herzlich Willkommen bei den Pédaleurs. Seinen ersten Job hatte er als Beisstierchen für Hunde, anschliessend wurde er am Strassenrand vergessen und ist nun auf der Karriereleiter so einige Sprossen höher gestiegen und darf uns - nach einer für Schwarti höchst schmerzvollen Kabelbinderinezwängioperation - stets den Weg in Richtung Osten weisen. Saumässig. Schwarti macht seinen Job super und so finden wir schnell den Weg in die Hauptstadt Südaustraliens. Ungefähr dreissig Kilometer vor der Stadt gelangen wir auf einen Veloweg, welchem wir beinahe bis zum Stadtkern folgen können. Kurz vor der City holen wir uns noch zwei Burger, benutzen das WLAN und reservieren uns ein Hotelzimmer für die kommenden drei Nächte. In Adelaide waren wir vor einigen Jahren schon einmal und so freuen wir uns umso mehr, wieder hier zu sein. Die Stadt ist eine Studentenstadt. Es hat viele Künstler, Musiker, coole Bars und beeindruckende Graffitis. Uns gefällt es wieder super. Am frühen Vormittag erreichen wir das Backpackers and Travellers Inn, mitten im Herzen des Geschehens. Die neuen Besitzer kümmern sich rührend um uns, upgraden unser Zimmer und stecken uns in einen Raum mit Badezimmer und Küche. Perfekt. En chliini Wohnig - nome för eus. Da die letzten Tage zwar sehr schön, jedoch landschaftlich wenig herausfordernd oder abwechselnd waren, entscheiden wir, dass wir für die nächsten Wochen nicht wie geplant weiterhin der Landwirtschaft folgen möchten. Wir planen, uns eine Tour - die gleich wie letztes Mal - zu gönnen und mit dem Bus in Richtung Melbourne zu tingeln. Von da aus wollen wir dann weiterfahren. Doch die Sache gestaltet sich gar nicht so einfach, denn eine Fahrradmitnahme kommt bei den Reiseanbietern nicht in Frage. Hmmm. Also den Zug. Aber auch der hat einen Haken. Denn hier muss man - öbs glaubsch oder nöd - für Übergewicht bezahlen und es käme uns schlussendlich fast günstiger mit dem Flugi nach Melbourne zu fliegen. Hmmm. Also auch keine Alternative. Doch die Pédaleurs lassen sich nicht lumpen und entscheiden, dann eben doch die ganze Strecke zu fahren. Nicht entlang der Landwirtschaft, sondern Querbeet in Richtung Albury, über den höchsten Berg Australiens, zurück an die Küste und dann nordwärts nach Sydney. Die Kilometer sind gezählt, die Motivation on top, die Tagesetappen mehr oder weniger geklärt und so kann es morgen losgehen zu Abenteuer Australien 2.0. Die Tage in Adelaide sind wunderbar. Wir lieben die Stadt, das Essen, die Shops und die Atmosphäre. Und wir finden sogar ein geeignetes neues Mätteli für Mike sowie einen neuen Pneu für Cynthia. Super - den kommenden Kilometern steht nichts im Wege. Sogar die Fotos der vergangenen drei Monate konnten wir hochladen und uns mit dem Fotokalender 2017 beschäftigen. Eine rundum tolle Auszeit hier in Adelaide. Nun aber wollen wir noch etwas rumgügseln, uns erholen und die Zeit geniessen. Und dann - dann folgen schon bald die nächsten Geschichten. Bis gligli – mer freued eus.

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