Km 29663 - Km 29905_Cullera - Amposta
Also entweder werden wir langsam alt, oder die Zeit rast tatsächlich an uns vorbei. Nun hier auf dem Balkon des herzigen Appartements das wir uns für diese Nacht gebucht haben, beginnen wir den Blog zu schreiben. Damit das etwas leichter geht und man nicht immer von Karte zu Notizen switchen muss, haben wir uns kurz die Übernachtungsorte seit dem letzten Blogeintrag notiert. Gopf - das sind ja acht Orte! Lago Mio. Hööchschti Ziit zum Töggele...
Den letzten Eintrag gab es in Cullera. Dort übernachteten wir im siebten Stock eines der unzähligen Hotels - aber nur eines von zweien, die gerade geöffnet sind - am Strand. In der Nacht zog ein Sturm auf und es chuutete und stürmte in der Dunkelheit. Der Wind pfiff durch die leere Hotelstadt und immer mal wieder hörte man in der Ferne die eine oder andere Mülltonne in Ohnmacht fallen.
Am kommenden Vormittag ist es dementsprechend kühl und so starten wir eingemümmelt in die Jacken unseren Fahrtag. Die Fahrt führt uns entlang des Meeres nach Valencia, wo wir in einem Strandbeitzli ein Zmittag verschlingen. Die Temperaturen kühlen immer mehr ab und so sind wir froh, als wir uns im vorgebuchten Hotel in Puçol einnöschelen können. Als erstes duschen wir und anschliessend haben wir etwas Grosses vor. Mike hat sich nämlich vor wenigen Tagen das Legobauset für Sydney ergattert und so bauen wir nun zusammen im Hotelzimmer die Hauptstadt Australiens zusammen. Cynthia studiert den Bauplan und sucht die passenden Tütschis raus, während Mike gewissenhaft die passenden Teilchen aufeinandertürmt. Kurze Zeit später erkennt man das Opernhaus und die Brücke schon fast realitätsnah und die Pédaleurs sind happy über die gelungene Baumassnahme.
Anschliessend ist vorallem Cynthia sehr müde und so verkrümelt sie sich bereits gegen siebzehn Uhr ins Bett. Um acht Uhr wird dann nochmal für ein kurzes Abendessen aufgewacht und anschliessend weitergeschlafen bis zum kommenden Morgen. Phuuu. Das tat gut. Nun sind wir beide wieder putzmunter.
Heute lacht uns ein superschöner Tag an. Wir werden vom Rückenwind getragen und kommen ziemlich rasant voran. Die Strecke ist flach und führt uns entlang malerischer Feldwege und Strandpromenaden bis Benicassim. Hier gönnen wir uns nach sechzig Kilometern eine Pizza zum Mittagessen und buchen zeitgleich ein Hotel für die kommende Nacht. Nur noch fünfzig Kilometer bis zu unserer Unterkunft - ein Klacks, wenn das mit dem Rückenwind und dem strahlenden Frühlingswetter so weitergeht. Und tatsächlich. Es lacht uns eine weitere malerische Etappe an. Die Route führt flach auf der zugeschütteten Eisenbahnlinie entlang des Meeres. Die Gegend ist wunderbar und wir teilen uns den sommerlichen Tag mit unzähligen Joggern und Spaziergängern. Richtig idyllisch ist das hier. Nach weiteren dreissig Kilometern entlang des Meeres sind wir schon kurz vor unserem Tagesziel angelangt. Der Feldweg führt nun über in eine Schotterpiste und steil in die Höhe einmal quer durch den Naturpark. Innerhalb nicht einmal zehn Kilometern legen wir so eine Höhenmeterdifferenz von über 400 Metern zurück. Auf Schotter und Geröll. Ein Flashback an einen ganz bestimmten Kroatischen Nationalpark lässt grüssen.
Schlussendlich dann doch zugegebenermassen etwas gschluuchet erreichen wir am späten Nachmittag nach rund 110 Kilometern das Örtchen Alcala de Xivert. Das Hotel ist schnell gefunden. Der Wirt des anliegenden Restaurants ruft unseren Hotelier an, wir warten eine kurze Weile und können anschliessend unser Schlafgemach beziehen. Anschliessend ziehen wir wieder los - die Magen knurren. Hier in Alcala de Xivert scheinen wenige Spanier zu leben. Wir entdecken vor allem Nordafrikaner auf den Strassen. Das Angebot ist dementsprechend angepasst. Es gibt einen Halalladen, das Fleisch und die Innereien werden direkt an der Theke zerlegt, man kann Linsen, Clouscous und Co aus grossen Säcken schaufeln und sowieso erinnert uns alles etwas an Marokko. Der Lacher des Abends war für uns der örtliche Zahnarzt. Dessen Praxis ist nämlich mit seinem Namen angeschrieben - und der hat es in sich. Dr. Colera.
Trotzdem das Hotel etwas naja ist, schlafen wir sehr gut. Nach einem Frühstück beim Marokkaner um die Ecke lächelt uns eine Bergabfahrt von rund 20 Kilometern an. Bei frühlingshaften Temperaturen lassen wir uns den Wind durch die Haare pusten und rollen gemütlich nach Benicarlo. Die erste Pause des Tages gibt es natürlich standesgemäss am Meer. Anschliessend fahren wir auf der N 340 weiter. Trotz dem, dass die Velowege gerade etwas nachlassen, ist die Strecke wunderbar. Es gfallt eus eifach - das Spanie.
Gerade ist natürlich an diesem Küstenabschnitt alles andere als Hauptsaison. Also es ist mehr oder weniger gar keine Saison. Schade - denn es ist momentan wirklich sehr schön. Die Blumen blühen, die Sonne strahlt und wir sind den ganzen Tag über mit kurzen Ärmeln unterwegs. Aber äbe - gerade ist Nebensaison. Und so sind beinahe alle Dörfer wie ausgestorben. Die Hotelburgen sind leer, die Cafés geschlossen. Richtige Geisterstädte sind das hier. Nur die Gärtner scheinen zu arbeiten - denn die Stadtarbeiter beginnen langsam aber sicher die Orte für den Sommer und die erwarteten Millionen von Touristen rauszupützeln.
Die Route führt uns nun etwas weg von der Küste - direkt dem Wind entgegen. So quälen wir uns noch einige Kilometer durch den Wind, bis wir am frühen Nachmittag den Ort Amposta erreichen. Hier gefällt es uns sehr gut und wir schnappen uns direkt ein Zimmer mitten im Dorfzentrum. Nach einem faulen Nachmittag ist auch die Siesta der Städter vorbei und wir wagen einen Spaziergang. War am Mittag alles geschlossen und menschenleer, strudeln nun die Einheimischen durch die lauen Gassen. Überall hat es Patisserien, Lädelis, Cafés und Menschen. Mega schön. Wir lassen uns etwas durch das Gewusel treiben und essen einen kleinen Snack.
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