Sommerfahrt in den Balkan Teil IV
Albanien - Mazedonien
Der Grenzübergang nach Albanien besteht aus einem Holzhaus an dem die beiden Zollwärter jeweils zu den Fahrzeugen gehen, die Papiere holen, wieder im Schuppen verschwinden, ein gefühltes Tässchen Tee trinken und dann wieder raus kommen um den nächsten Kunden zu bedienen. So dauert es eine ganze Weile, bis wir Albanien berollen.
Das Warten hat aber einen Vorteil - die Autos fahren so nur tröpfchenweise über die Grenze, sodass sie bei den folgenden, sauengen Serpentinen nicht gegenseitig hinten auffahren. Welcome back to Albania. Die altbekannten 10 Prozent machen selbst unserem Toyota zu schaffen, die Strasse ist dennoch überraschend gut ausgebaut. Wir schlängeln uns mehrere hundert Höhenmeter in die Tiefe durch das Gebirge "verfluchte Berge" danach innert kürzester Zeit 500 Höhenmeter nach oben bis zur Aussichtsplattform. Wir werden diesmal von einem christlichen Albanien empfangen, anstelle des schönen Azans vom letzten Mal. Es regnet stark und der Himmel ist wolkenverhangen. Bei Sonnenschein muss die Aussicht atemberaubend sein. Auch so schon sehr eindrücklich mit den tiefen Schluchten und der Sicht in die Weite. Die Abfahrt ist mega, die Landschaft verschlägt uns die Sprache. Es sieht ziemlich so aus, wie wir uns Pakistan vorstellen. Einfach schön, weit, kahl, verklüftet und dennoch sehr vielseitig.
Auf der anderen Seite des Gebirges geht es runter nach Skhoder zum See. Es regnet noch immer und wir finden einen chicen Camping.
Hier wimmelt es von Overlandern - kein Wunder, denn Albanien ist berühmt für seine 4x4 Strecken. Wir kommen definitiv wieder. Es ist hier so schön.
Nun gönnen wir uns eine Pizza, schreiben etwas im Blog und machen anschliessend einen Spaziergang zum See. Hier wagen wir uns bei starkem Wind auf den ewiglangen Steg. Es wackelt und schaukelt. Die Handys fest umklammert tippeln wir weiter nach draussen und üben unsere Balance.
In der Nacht regnet es weiter - am morgen dann aber strahlt der Himmel in voller Pracht.
Wir haben etwas länger geschlafen, alles abgebaut und sind wie irgendwie immer, trotzdem die ersten, die den Camping verlassen.
Als erstes gehen wir Tanken. Wir sind überrascht, dass wir mit Karte bezahlen können. Gut so, denn wir haben keine Lek. Aber irgendwie macht das auch nichts, denn man kann hier überall mit Euro bezahlen.
Die erste Etappe führt uns in die Stadt Skhoder. Wir wollen zur Bank, um die 50 Euro zu wechseln - sorgen uns etwas, dass diese nicht angenommen wird. Keine Chance. Alle Banken sind zu. Wir fahren mehrmals durch die Stadt. Auch hier fahren alle, wie sie wollen. Wir geben auf und rollen mit unseren 50 Euro Scheinen weiter.
Die Fahrt führt uns in die Berge, das Navi gibt 6.5 Stunden an für die geplanten knapp 180 km.
Noch lächeln wir über das Navi.
Nach ca. zwei Stunden machen wir eine längere Pause und schreiben die letzten Erlebnisse nieder. Wir sind weit und breit die einzigen Touristen. Wobei - wir sind sowieso die einzigen weit und breit.
Nun geht es irgendwie immer gleich weiter. Wir kringeln und schlängeln uns durch die Berge. Gefühlte 1287 Serpentinen später gibt es Zmittag. Als erstes klären wor, ob Euros angenommen werden. Ja, kein Problem. Es wird für uns die Spezialität gekocht. Pommes, Pilav, scharfe Hacktätschli, Siedfleisch, Gurken, Tomaten, Zwiebeln roh und Essiggürkli mit Oliven. Fein gsi. Anschliessend herrscht grosse Verwirrung wegen der Euronote. Ging dann aber doch.
Nun folgt eine ca. 4.5 Stündige Kurvenfahrt. Mike hebelt das Steuerrad hin und her und her und hin. Bremst bei Gegenverkehr, bremst bei Abhängen. Eis Züüg. Irgendwo im Nirgendwo treffen wir im Gegenverkehr auf einen roten Toyota aus Bern und halten einen kurzen Schwatz.
Am Ende der schier endlosen Fahrt entlang des schier endlosen Stausees erreichen wir den Staudamm am Ende dessen.
Es folgt nun noch eine kurze Bergfahrt durch das Dorf Tropoje und erreichen die Grenze zum Kosovo. Zugegeben - wir sind etwas nervös. Angst haben wir nicht, aber wir fühlen uns etwas ähnlich wie beim Grenzübergang Azerbaijan - Iran. Da wusste man ja auch nicht so recht, was kommt.
Die erste Begegnung ist mega sympathisch. Der Grenzwärter verlangt die Injurance - wir haben keine. Dürfen aber gleich im Häuschen nebenan eine kaufen. Cynthia zieht also mit den Pässen und etwas Cash los - Mike wartet im Auto. Ein lustiger und sympathischer zweiter Grenzbeamte druckt die Versicherungsdokumente aus. Damit bepackt geht es wieder zum Grenzposten. Der Beamte fragt Cynthia, wo wir denn so waren in den letzten Tagen und welche Länder wir passierten. Natürlich wusste er schon vorher genau Bescheid und so zählte Cynthia brav ein Land nach dem anderen auf. Seine einzige Antwort: "... and now - welcome to Kosovo". Wir durften weiterfahren.
Es führt uns eine Slalomfahrt durch Gjakova, wir suchen einen auf der Karte vermerkten Camping. Wild schlafen wollen wir nicht, keiner weiss genau, wo die Minen noch liegen. Es war ein sehr langer Tag und wir werden langsam müde.
Wir entscheiden uns für eine Übernachtung im Hotel - irgendwo abgelegen zwischen Grenze und Pristina. Hier gibt es scheinbar nur Männer. Alle sehr nett und erfreut, uns zu sehen. Der Besitzer des Hotels lebt in Basel, sein Assistent spricht französisch. Perfekt. Wir kriegen ein Zimmer, wie man sich ein Zimmer da so vorstellt. Das Bett ist sauber, für den Rest gibt es ja Flipflops. Alles gut. Auch Abendessen gibt es hier - auf der Terrasse direkt am Fluss. Begleitet wird das Dinner von einer miauenden kleinen Katze. Es ist schon spät und nach und nach kommen mehr Gäste. Frauen, Kinder und weitere hungrige Familienmitglieder.
Wir ziehen uns langsam zurück, verbrennen uns am verkehrtherum installierten Wasserhahn und gehen anschliessend schlafen.
Die Nacht verläuft blitzschnell, wir schlafen wunderbar durch. Früh am morgen weckt uns die Sonne und wir schwingen uns wieder in Autositze.
Unser nächstes Ziel ist Pristina. Um dahin zu kommen, nehmen wir die Schnellstrasse. Die Infrastruktur ist sehr schön, die Landschaft gleicht logischerweise den Nachbarländern und die Einwohner sind freundlich und freuen sich, uns zu sehen. Pristina selber durchqueren wir einmal in taubenblau. Es ist Sonntag und auf den Strassen herrscht wenig Leben.
Wir fahren somit weiter durch den Süden des Kosovo, kaufen ein kleines Frühstück und tingeln weiter. Weiterhin auf der Schnellstrasse - Skopje ist schon von weitem angeschrieben.
Plötzlich und für uns etwas überraschend kommt direkt nach einer Schlucht schon die Grenze. Wir sind etwas enttäuscht, das ging uns jetzt doch zu schnell. Gerne wären wir noch ein paar Stunden geblieben, aber schwupp - das Land spukt uns wieder aus.
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