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Km 10944 – Km 11256_Mumbai - Ratnagiri


Welcome to India, Mister. Der erste Eindruck von Indien: BAMM, mitten in die Fresse rein. So ein Chaos haben wir auf den letzten 10'990 Kilometer nicht gesehen. Meine Güte noch eins. Das Ankommen, verspätet und übermüdet, und dann die Fahrt im Dunkeln zu unserem Hotel, wir haben jetzt wirklich oft von nicht alltäglichem Verkehrswesen geschrieben, aber Herrgott. Erstens es gilt Linksverkehr, Mike brauchte etwa bis zur ersten Kreuzung, Cynthia wurde es – wie bereits erwähnt – erst bewusst als wir nach fünf Kilometern im Hotel ankamen. Ja wir kamen etwas übermüdet im Land an. Hinzu kommt, dass das nicht der gleiche Linksverkehr ist wie in England oder Irland, Neeein, da gibt jene die hätten gerne Rechtsverkehr, welche die finden ich gründe meine eigene Spur, dann der, nein die Fussgänger die sich immer noch schnell durchquetschen. Wir sind ja gespannt wann die ersten Kühe hinzukommen, oder noch besser Elefanten.

Da ist man dann nun im Hotel, sucht entspannende Nachtruhe. Diese tritt aus diversen Gründen nicht ein. Schatz hast du das Fenster offen gelassen? Nein, hat Sie/Er nicht, das Fenster ist geschlossen und doch hat man die ganze Nacht das Gefühl draussen zu schlafen. Dabei lauscht man dem Verkehr, welcher so laut ist, dass bei uns der Schrei nach einer Schallschutzmauer noch viel lauter wäre, das hupende und trötende Konzert rundet das ganze ab. Vom einen Polizisten der halbherzig winkt und dafür mit Leib und Seele trillert kriegt man etwas Abwechslung, wir dachten erst es sei irgendein Match. Der Tempel nebenan lässt in aller Lautstärke sein Getrommel und Gesange in die weite Welt hinaus, klingt echt wunderschön aber um Ein Uhr morgens?

Um Mumbai nach vier Tagen wieder zu verlassen, entscheiden wir uns dafür am Gate of India die Fähre nach Mandawa zu nehmen. Das Ticket für die Buchtüberfahrt nach Mandawa war jedoch nicht von der gleichen «Company» wie das Schiff auf dem wir dann standen. Dies teilte man uns mit nachdem wir die Fahrräder die rutschige Treppe hinunterrutschten, mit leichter Panik, dass sie vor dem schmuddeligen Meerwasser nicht zum Stehen kommen, und sie anschliessend aufs Boot gehievt haben. Wir dürfen aber nun trotzdem bei dieser Gesellschaft mitfahren. Bezahlen halt einfach nochmal die umgerechnet drei Franken. Das gleiche Transportspiel gab es dann in besagtem Mandawa. Wir waren noch der Hoffnung, dass das da in der Ferne nicht unser Anlegesteg sei und doch das durchhängende Betonungetüm, bei dem mehr rostige Armierungseisen raushingen als noch im Beton versenkt waren, war die Anlegestelle. Die fast sieben Meter Höhe waren zu erklimmen über eine Treppe die vom Meer und dessen Gezeiten noch viel glatter gespült worden ist als die in Mumbay. Nicht erst auf eine Plattform, sondern direkt von der Seite in die Treppe hinein ruchten wir die, wie wir nun wissen, 2x54 Kg, über die Algen bewachsenen Stufen hinauf. Währenddem quetschten sich eilige Inder an uns vorbei, also in beide Richtungen, so was wie: Die erst austeigen lassen die auf dem Schiff sind, damit das nicht noch überfüllter wird, nene das wäre zu einfach. Mit etwas überhobenen Rücken haben wir also wieder festen Boden unter den Füssen.

Dann ist es fast schon still, es hört sich an wie Dschungel oder so wie man es sich vorstellt «Masoala Halle» trifft es wohl am ehesten, inklusive den zu laut sprechenden Leuten darin. Wo nur kommen die Stimmen her? Man hat uns immer gesagt, in Indien bist du nie alleine, kommt uns schon grad so vor.

In einem Velo-Reparatur-Verschlag kaufen wir uns für ein Trinkgeld zwei indische Veloglocken, laut und mit schönem Klang den sie hier kennen, nicht das noch einer stehen bleibt, weil er wissen will wo denn das komische Geräusch herkommt. Wir haben bereits jetzt das Gefühl, dass wildes Zelten eher selten wird, so nehmen wir uns ein Zimmer für 800 Rupien. Das Zimmer hat keinen Air-Conditioner, also es hat schon einen, der dient aber als Taubenverschlag, dies Scheissvieh lässt uns in der Nacht auch immer wieder erwachen. Zu unserem Zoo gesellen sich dutzende Mücken, auf das unser Mückenspray was taugt. Der Verkehrsradau der sich hier im Ort kanalisiert hat, versiegt immerhin gegen Mitternacht.

Das Wasser lassen wir uns in Flaschen geben, unser Magen-Darm-Trakt ist eh schon etwas angeschlagen und das nach gerade mal vier Tagen, so wollen wir irgendwie nicht aus dem gleichen Becher trinken, der von Kunde zu Kunde ohne Stopp-Over in einer Seifenlauge weitergereicht wird. Das Essen ist der absolute Wahnsinn, wir brauchen wohl bloss noch ein paar Tage um uns daran zu gewöhnen, so gibt es heute und morgen erst einmal Bananen. Das sind übrigens Bananen, da kann man die genetisch perfektionierte «Chicita» glatt vergessen, die haben hier ein Geschmack und eine Süsse, Wow.

So, jetzt sind wir am Punkt der Sinnesüberreitzung: Das Gehör wir mit jedem Gehupe penetriert, der Geschmacksinn ist vom dauernd scharfen Essen abgerannt, die Sehnerven kommen mit verarbeiten gar nicht hinter her, das ewige abwechseln von bestialischem Gestank und holden Düften reizen den Riechkolben und das ewige Gepolter welches vom Velo herkommt, weil es keinen ebenen Untergrund mehr findet, schicken so viele Signale an unsere Gehirne, dass wir einfach nur noch geschafft sind. Die Kühe fanden wir dann ziemlich schnell, jetzt fehlen noch die Affen und Elefanten auf unserer Checkliste.

Wir sind froh, dass wir hier genug Zeit haben, es gibt so viel zu sehen. Wir sind gespannt auf dich du irres, lautes Indien.

So fuhren wir denn nun weiter nach Mahad. Nach den ersten fünfzehn Kilometer sind wir schon so sehr geschlaucht, es liegt wohl echt an der oben erwähnten Überreizung und dem zu wenig essen der letzten Tage. In einem netten Restaurant bestellen wir etwas mit «less spicy», der Herr lacht: «Every thing is spicy.» und wiegelt mit seinem Kopf. Er ist dann aber so freundlich und bring uns Reis mit Gemüse und Zimt, schon amüsant wie wir ein beschränktes Koch- und essdenken haben, es schmeck wie ein Nachtisch und das nur wegen dem Zimt. Ebenfalls fragen wir uns, warum wir in der Kochlehre drei Jahre lang dieses scheiss HACCP-Konzept eingetrichtert haben, uns dünkt es wir seien die einzige Nation die sich um so etwas schert. Wir müssen loslassen, Hygiene ist nicht das Mass der Dinge. Oder doch? Wir können die eingehämmerten Regeln nicht einfach abwerfen, wir bleiben dabei, trinken aus verschlossenen Flaschen, und reinigen die Badezimmer der Hotels immer ein wenig vor.

Dann nach ein paar Stunden erreichen wir eben dieses Mahad, durchgeschüttelt von den neuen Bodenwellen, die aus etwa zehn Zentimeter weisser Farbe bestehen und immer im fünfzehner Packet auftreten. Die waren dafür gedacht den Verkehr zu verlangsamen, doch den schert es einen Feuchten, die malträtieren die Federung und Aufhängungen von ihren Fahrzeugen und die einzigen denen die Dinger zusetzen sind die Fahrradfahrer zu denen wir bekanntlich gehören. …Vergleich suchen… Ah ja, Powerplate, dieses Sportgerät wo man mit Vibration trainiert, wer’s kennt, so ähnlich.

Mahad, die Stadt ist im Vergleich zu anderen auf der Karte riesig und doch tun wir uns schwer einen Laden zu finden der mehr verkauft als Süssgetränke und Kartoffelchips. Wir kommen schon noch dahinter wo man hier richtige Lebensmittel herbekommt. So finden wir auch heute ein sehr günstiges Hotel, zwar fehlt ein Fenster, dies bemerken wir erst als wir uns bereits heimelig eingerichtet haben, aber wer will schon kleinlich sein.

Während der erster Tage hiess es bei uns zudem «India says hello to Magen-Darm-Trakt». Und so schleppen wir uns mehr oder weniger durch die ersten Kilometer und beziehen die Hotels bereits gegen Mittag. Eines Tages checken wir in ein Zimmer ein, das sogar mit roten Lampen und Eisenhaken ausgestattet ist. Der Herr Grey schaut hier wohl des Öfteren vorbei.

Weihnachten steht vor der Tür und wir verbringen einen sehr gemütlichen Heiligen Abend zu zweit. Wir spielen UNO, plaudern, Essen was die Mägen so vertragen und geniessen die Zeit. Für den nächsten Tag nehmen wir uns etwas Besonderes vor. Da wir unbedingt am zweiten Weihnachtstag mit der Familie Skypen wollen und wir bis anhin ausserhalb von Mumbai noch kein Internetzugang hatten, beschliessen wir, es uns in einem fünfstern Hotel bei Chiplun einzuquartieren. Hier gibt’s WiFi. Und so buchen wir gleich zwei Nächte und verbringen unsere Weihnachten hier.

Die Zeit ist schön. Sogar Pizza gibt es hier und unseren Mägen geht es mittlerweile wieder so richtig gut. Das Skypen und Telefonieren mit der Familie war natürlich wunderbar und zu unserer Überraschung gab es im Hotel sogar das traditionelle Cattinsche Weihnachtsdessert. Vanilleeis mit Schoggisauce. Schön wars.

Nun haben wir endlich Zeit, die Erlebnisse der letzten Tage zu resümieren. Wie gesagt, es ist eine absolute Überflutung der Sinne. Und so ist es gar nicht so leicht, genau festzuhalten, was wir wann und wo erlebt haben. Zum Beispiel genossen wir an einem Abend vom Hotelzimmer aus die Aussicht auf einen rosaroten Lampion mit Elefantenaufdruck. Eine riesige Freude. Jedenfalls für den weiblichen Part unseres Teams. Oder einmal haben wir uns die Zeit genommen, um mal genau zu zählen, wie viele Menschen da in so eine Rikscha passen. Das Höchstgebot liegt mittlerweile bei einem Fahrer, zwei Kindern und zehn Erwachsenen. Es ist unvorstellbar, wie zugestopft die Fahrzeuge sind. Es hat – eben – irrsinnig viele Menschen. Unsere Hauptstrasse führt mehr oder weniger an kleinen Dörfern vorbei. Die Menschen scheinen Bauern, Handwerker und Pommeschipslädeli Besitzer zu sein. Seit unserer Abreise in Mumbai sind wir keinem weissen Menschen mehr begegnet. Und so fallen wir natürlich – wieder einmal – auf, wie ein bunter Hund.

Gerade sind wir in Ratnagiri angekommen. Das erste Mal seit Wochen haben wir wieder eine längere Distanz geschafft. Ab Morgen werden wir die Hauptstrasse wieder verlassen und entlang der Küste unsere Zwischenetappe Goa ansteuern…

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