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Km 12879_Tuticorin


Heute Morgen geht die Reise aber mal so richtig früh los. Um halb fünf zwängen wir die verklebten Augenlider auseinander und um viertel vor Sechs holt uns bereits das Tucktuck in Richtung Airport ab. So weit so gut. Wir treffen schön die gewünschten eineinhalb Stunden vor Abflug am Flughafen ein. Zuerst gehts mal zum obligatorischen Röntgen. Das Feuerzeug scheint nun plötzlich kein Problem mehr zu sein und so passieren wir frischfröhlich die Kontrolle. Am Check-In läuft zuerst auch alles wie geschmiert. Bis uns die freundlich anlächelnde Schalterschönheit nach dem Indienausreiseticket fragt. So eines haben wir natürlich nicht. Und obwohl wir uns drei Monate in Indien aufhalten dürfen, wir bereits das Visum für Nepal in unserem Pass haben und Sri Lanka irgendwie gar nichts mit der Sache so richtig zu tun hat, wird uns der Check-In ohne Ausreiseticket aus Indien verwehrt. Sowas hatten wir schon befürchtet, denn in aktuellen Reiseblogs wird immer wieder über solche Fälle berichtet. Zum Glück sind wir vorbereitet und es gibt ja Tipps und Tricks wie man so auf die Schnelle ein Ticket buchen kann, dessen Gültigkeit nach 24 Stunden endet. Für 9.99 USD kann man sowas bestellen - Internet sei Dank. So setzen wir uns also in eine Ecke, ärgern uns über das immerwieder austeigende WLan und versuchen - mittlerweile etwas unter Zeitdruck - ein Ticket zu ergattern. Die Einchecklady ist mit dem Ergebnis zufrieden und übergibt uns unsere Boardingkarten. Kurz vor dem Boarding erreichen wir das Gate. Frühstück lassen wir Frühstück sein und schlängeln uns direkt durch die Personenkontrolle am Gate. Keine besonderen Vorkommnisse. Am Gate Nummer 12 ist nicht zu übersehen, welches Land wir anfliegen werden. Ungefähr zweihundert Inder sitzen auf den Stühlen und starren uns an. Die einzigen Nicht-Inder. Die einzige Frau. Welcome back to India. Der Flieger ist nicht ganz voll - trotzdem nun doch noch vier weitere Frauen dazugestossen sind - und so können sich die Pédaleurs drei Sitze teilen. Der Flug hat leichte Verspätung, aber dafür geht es nachher - genau wie beim Anflug - ruckzuck. Kaum in der Luft, werden Kaffee, Kracker und Kuchen verteilt. Noch bevor wir richtig aufgegessen haben, kommt das Abräumwägeli vorbei. Alles wird wieder eingepackt und schon nach weniger als dreissig Minuten in der Luft geht es wieder in die Tiefe. Die Sitze im Flugzeug sind mit eigenen Screens ausgestattet. Und diese haben ein besonderes Feature. Scheinbar nichts besonderes, aber Cynthia hat es soeben neu für sich entdeckt. Da gibt es doch tatsächlich zwei Aussenkameras am Flieger, die die Aufnahmen direkt auf die Bildschirme projezieren. Wie geil ist das denn?! Juhuu. Die Dreierreihe wird kurzerhand in ein Cockpit umgewandelt und die Screens zeigen nebeneinander die Bilder der Frontkamera, der Bodenkamera und die Gesamtweltansicht. Soooo cool. Pédaleurine goes Pilotine. Kurz vor Neun Uhr morgens erreichen wir den Flughafen Trivandrum. Nach einer Vollbremse, die alle Passagiere den Gurt testen lassen, kommt die Maschine zu stehen. Kaum ist dies geschehen, stehen zweihundert Inder gleichzeitig auf und zwei Sri Lankische Flugbegleiterinnen versuchen sie - leicht verzweifelnd - zum erneuten Hinsetzen zu bewegen. Was für ein Bild. Kurz darauf verlassen wir den Flieger, passieren die uuuuunglaublich lange Passkontrollschlange und schnappen uns unsere Tasche. Indien - wir sind zurück. Wir fühlen uns fast ein bisschen zuhause. Wir schnappen uns ein Taxi und fahren zum Bahnhof von Trivandrum. Heute fährt kein Zug mehr nach Tuticorin und so begeben wir uns zum Busbahnhof. Nach einigem Durchfragen werden wir vom Schaltermann persönlich in den richtigen Bus gesetzt. Fast leer kutschiert uns das Gefährt während beinahe vier Stunden über Nagercoil nach Tirunelveli. Lustig, denn einen grossen Teil der Strecke sind wir vor wenigen Wochen geradelt. Wir entdecken schnell den Unterschied einer Fahrrad - und einer Busreise. Der Verkehr wirkt viel ruhiger, gelassener. Weniger Gehupe. Liegt wohl daran, dass wir uns nun auf der anderen Seite der Fahrzeuggrössenahrungskette befinden. Die Fahrt ist soweit sehr angenehm und wir können sogar etwas vor uns her Dösen. Am Nachmittag erreichen wir das Zwischenziel. Der weitere Bus ist schnell gefunden und so fahren wir weitere eineinhalb Stunden in den Osten. Um sechzehn Uhr erreichen wir Tuticorin. Unser Tagesziel. Der Tucktuckfahrer kommt schon von weitem dahergeeilt. Er lädt uns ein, mit seinem Taxi zu fahren und wir können dem herzlichen Mann nicht wiederstehen. Er ist total aufgeregt und zeigt seine Beute - die einzigen Touristen weit und breit - stolz seinem Kollegen. Beide Männer lachen und rottieren zum Tschutschu Geräusch mit den Armen, als geklärt war, dass wir zum Bahnhof wollen. Es war so herzig. Der Tucktuckfahrer brettert los. In einem Karacho. Dass Tucktucks so schnell fahren können, wussten wir noch gar nicht. Ein paar Menschen mussten zwar um ihr Leben fürchten, hie und da von der Strasse springen, aber unserer Fahrer hat sein Ziel erreicht - er brachte uns in Rekordgeschwindigkeit zur Mainstation. Hier auf diesem Bahnhof kennen wir uns bereits aus. Und so finden wir schnell den richtigen Schalter und die dazugehörigen Beamten. Wie hier üblich, wird ein Ticket nur nach Passvorweisung ausgehändigt. Wir geben also unsere roten Büchli ab und warten geduldig, dass der Adlerfinger jeden Buchstaben findet. Oh Schreck - ein Problem. Das Computerprogramm aus dem Jahre 1992 akzeptiert unsere Passnummern nicht. Mit unseren Dokumenten muss etwas nicht in Ordnung sein. Es wird geenterlt, gereturnt und geeffünft. Nichts hilft. Ein Kollege muss her. Nach einigen weiteren Grübeleien ist das Rätsel gelöst. Die Schweiz kürzt man nicht mit ZH sondern mit CH ab. Aber wer will den schon die Foreigners fragen - gerade wenn sie eh unter dem Verdacht stehen, einen ungültigen Ausweis zu besitzten. Auch wenn wir schon etwas müde sind - lustig wars auf jeden Fall. Anschliessend können wir ohne weitere Umschweife unser Ticket für den kommenden Tag buchen. Chennai, wir kommen. Nun gehts schnell, schnell mit einem weiteren Tucktuck ins SRM Hotel. Wir sind gespannt. Sind unsere Sachen noch da? Alle Sorge war unbegründet. Der General Manager kommt mit offenen Armen auf uns zu und heisst uns herzlich willkommen. Er entschuldigt sich noch dafür, dass er die Räder noch nicht abstauben - uns vergigelets fast - konnte und bringt uns dann an die Rezeption. Im Verlauf des Abends kommt beinahe das gesamte Hotelteam - es ist ein grosses Hotel und es ist in Indien, es sind also sehr viele Mitarbeiter - und heissen uns herzlich willkommen zurück. Wir sind gerührt. Kaum auf dem Zimmer angekommen, klingeln die Boys. Lieferzeit. In fünf riesigen Kartonboxen wurde unser Material gelagert und ist nun bereit zur Auslieferung ins Zimmer 232. Fabelhaft. Alles vollständig, alles ganz, alles perfekt. Wir sind sooooo erleichtert. Und dann - direkt nach dem Boxen öffnen - werden uns noch die Clubsandwiches geliefert. Unser erstes richtiges Essen heute. What a perfect moment. Abends checken wir noch die Mails. Matthias und Katrin haben uns geschrieben und berichtet, dass sie unseren Blog verfolgen und momentan ebenfalls mit ihren Rädern in Indien verweilen. Sie schickten uns - zusammen mit herzlichen Zeilen - einige Tipps, wo und wie man die Zeit in Südindien geniessen kann, da wir ja im letzten Eintrag vermerkten, dass uns der erholsame Teil Indiens bis Anhin verborgen blieb. Vielen Dank. Wir freuten uns über eure Zeilen und wünschen euch, dass ihr weiterhin eine tolle Reise habt. Ja, wir geben zu - Indien war für uns bis anhin nicht sehr entspannend. Gerade auch während unserer Zeit in Sri Lanka ist uns noch mehr aufgefallen, wie viel der Subkontinent von uns abverlangt hat. Trotz allem wollen wir unsere Erfahrungen, Erlebnisse und vor allem die schönen Momente nicht missen. Indien spaltet unsere Gefühle; es gefällt uns zwar, lässt uns aber andererseits auch sehr viel Nachdenken. Und - bis anhin - noch keine Ruhe finden. Nun sind wir gespannt auf den Norden und freuen uns drauf.

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